Unfallstatistik ADFC kritisiert Infrastruktur im Kreis Heinsberg

Erkelenzer Land · Nicht E-Bike-Fahrer, sondern die Straßen seien Hauptgrund für viele Unglücke, sagt der Kreisverband des Fahrrad-Clubs. Die Polizei hatte erklärt, viele Pedelec-Fahrer seien noch unsicher.

  Im Kreis gab es 2020 insgesamt 267 Unfälle, an denen Fahrräder oder E-Bikes beteiligt waren. Das waren 13,6 Prozent mehr als 2019.

Im Kreis gab es 2020 insgesamt 267 Unfälle, an denen Fahrräder oder E-Bikes beteiligt waren. Das waren 13,6 Prozent mehr als 2019.

Foto: Guido Schulmann

Der Heinsberger Kreisverband des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) hat die mangelhafte Infrastruktur für die vielen Unfälle mit Fahrrädern und Kostenpflichtiger Inhalt E-Bikes verantwortlich gemacht. Diese sei „schon dem jetzigen Fahrradaufkommen bei Weitem nicht gewachsen“ und würde „erst recht nicht künftigen Ansprüchen“ genügen, teilten der ADFC und dessen Vorsitzender Hartmut Schiszler mit.  Die Kreispolizei hatte Mitte März die Unfallstatistik 2020 veröffentlicht. Vor allem wegen der Corona-Pandemie gab es demnach insgesamt 13 Prozent weniger Verkehrsunfälle, die Zahl der Unfälle mit Fahrrädern und E-Bikes stieg allerdings um 13,6 Prozent. Zwei der fünf Verkehrstoten waren E-Bike-Fahrer.

Die Polizei führte die gestiegenen Zahlen vor allem auf die wachsende Beliebtheit von E-Bikes zurück. „2020 war ein absolutes Boomjahr der Fahrradindustrie mit teils abenteuerlichen Lieferzeiten bei Rädern und Zubehör“, sagt auch der ADFC. Laut Polizei seien gerade E-Bikes aufgrund der höheren Geschwindigkeiten für viele Menschen allerdings noch nicht gut einzuschätzen, viele Benutzer seien mit dem Fahrzeug noch unerfahren. Dies möge zwar „in einigen Fällen“ der Grund für einen Unfall sein, meint der ADFC, sei aber „in unseren Augen kein Hauptgrund“. Der liege vielmehr buchstäblich auf der Straße: „Das bei uns vorhandene Radwegenetz stammt zum größten Teil aus den 70er und 80er Jahren und bedarf grundlegender Überplanung in Hinsicht auf Raum, Komfort und Sicherheit“, heißt es in der ADFC-Mitteilung. Zu häufig werde den Radfahrern die Verantwortung für schwere Unfälle zugeschoben.

Das Beispiel des in Birgelen tödlich verunglückten Mannes (er trug keinen Helm) zeige dies ebenfalls: Der Fakt, dass der Fahrer auf einer laut ADFC „aus baulichen Gründen gefährlichen, weil unzureichend gesicherten bzw. markierten Straße“ unterwegs war, würde ein anderes Licht auf den Fall werfen.

Der ADFC habe große Hoffnung, dass die Infrastruktur sich in den kommenden Jahren für Radfahrer deutlich verbessere, nicht zuletzt wegen des von der NRW-Landesregierung verabschiedeten Fahrradgesetzes. Vielerorts, auch im Kreis Heinsberg, würden derzeit neue Radverkehrskonzepte geplant, speziell das Erkelenzer Land verfüge wegen seiner Lage am Tagebau Garzweiler II über hohe Strukturwandel-Fördergelder für den Radverkehr. „Hier müssen alle Kräfte gebündelt werden, um künftig für die Radfahrenden das Optimum zu erreichen“, fordert der ADFC.

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