Hückelhoven Über Kumpel-Kluft zu Sixties

Hückelhoven · Ihre Kleider gibt es in Los Angeles, Berlin und Mönchengladbach zu kaufen. Die Hückelhovener Designerin Barbara Schwinges hat eine Boutique mit einer ausgefallenen Mischung: Mode trifft auf Musik und Olivenöl.

In Schwung kam alles mit alter Kumpel-Kluft. Barbara Schwinges, gerade fertig mit ihrem Studium in Bekleidungstechnik an der Hochschule Niederrhein, war fasziniert von der Bergmanns-Kleidung, die sie in der still gelegten Zeche Sophia Jacoba in Hückelhoven entdeckte. Ihre Nachfrage beim Förderverein von Schacht 3, ob sie Teile der gebrauchten Arbeitskluft für eine Modekollektion habe dürfe, wurde zwar etwas ungläubig bestaunt, aber bejaht.

Shooting vor Zechenkulisse

Barbara Schwinges entwarf, nähte und fotografierte Models in Kumpel-Kleidern vor der Zechenkulisse. Das sollte für nachhaltige Furore sorgen. Doch zunächst einmal waren die Grundlagen für eine erfolgreiche Bewerbung bei einer bekannten Modedesignerin gelegt. Eva Gronbach nahm die junge Hochschulabsolventin nicht nur als Praktikantin, sie ließ sich auch von ihr inspirieren und entwarf gleich mehrere eigene Kollektionen aus alter Bergmanns-Kleidung. „Eva Gronbach hatte mich vorher gefragt, ob sie meine Idee aufgreifen darf“, sagt Barbara Schwinges. Und weil die beiden Designerinnen längst Freundinnen geworden sind, machte es auch nichts, dass die Kumpel-Kluft-Kollektion unter dem Namen Gronbach den Weg in die Sendung „Germany‘s next Top-Model“ fand.

Barbara Schwinges selbst wandte sich schließlich wieder neuen ungebrauchten und hochwertigen Stoffen zu, um ihre neuen Modeideen zu verwirklichen. Die erste Kollektion war noch klein. Sie hatte zwölf Teile. Mit den Mustern im Koffer machte sich Barbara Schwinges auf, um Abnehmer zu suchen. Sie wurde fündig. In Boutiquen von Berlin, Düsseldorf, Köln und Los Angeles kam die klare Mode, die an die Sixties erinnert, so gut an, dass sie gleich ins Sortiment genommen wurde. „Irgendwann dachte ich, dass ich ja nicht ewig mit einem Koffer durch Geschäfte laufen kann“, erzählt Barbara Schwinges. Der Wunsch nach einem eigenen Laden reifte. Zumal ihr dank ihrer Schwester Ulrike Ohler kaufmännische Unterstützung sicher war.

In ihrem Mönchengladbacher Laden bietet das Geschwisterpaar nun eine ungewöhnliche Mischung an: Vorne gibt’s den wohl teuersten Kaffee der Welt (100 Euro das Kilo), seltenen Spargelessig, erlesene Öle und exquisite Eierpasta, hinten Designer-Mode im Stil der 60-er. Ulrike Ohler, eigentlich ausgebildete Ärztin, betreibt schon länger erfolgreich einen Versandhandel für besondere Spezialitäten. Damit hat sie es immerhin schon als „Top-Adresse“ in die Zeitschrift „Feinschmecker“ gebracht. Jetzt teilt sie sich mit der Schwester den Laden.

Geschmackstest

Hersteller, die in Ulrike Ohlers Sortiment vertreten sein wollen, müssen erst einmal ihren Geschmackstest bestehen. Das schaffen nur die Besten: der österreichische Essig-Papst Erwin Gegenbauer zum Beispiel. „Ich glaube schon, dass mein Gaumen mittlerweile für Spezialitäten prädestiniert ist“, sagt die Geschäftsfrau und lacht.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort