Heinsberg Tausende wollen in die JVA Heinsberg

Heinsberg · 8000 Besucher kamen zum Tag der offenen Tür in die Heinsberger Justizvollzugsanstalt, die nach einem Ausbau die nunmehr größte Jugendvollzugsanstalt in Nordrhein-Westfalen ist. Etwa zwei Stunden dauerten gestern die Rundgänge.

 Der Rundgang durch die JVA in Heinsberg führte zu den neuen Gebäuden. Justizbeamte, wie hier Frank Dahlmanns, gaben Besuchern gerne Auskunft.

Der Rundgang durch die JVA in Heinsberg führte zu den neuen Gebäuden. Justizbeamte, wie hier Frank Dahlmanns, gaben Besuchern gerne Auskunft.

Foto: Jürgen Laaser

In der ganzen Republik wird über überfüllte Knäste geklagt - gestern war es auch in der ganz frisch erweiterten Heinsberger Justizvollzugsanstalt (JVA) so weit: 8000 Menschen mehr als an normalen Tagen, wurden vermeldet. Es war Tag der offenen Tür. Zwischen 10 und 16.30 Uhr bildeten sich vor dem Haupteingang und den besonderen Bauten und Räumen Schlangen von Interessierten praktisch aller Altersstufen.

Und viele der Besucher gingen nicht mit leeren Händen nach Hause: vor allem aus der Bäckerei und dem Knastladen wurden Brot und Deko-Gegenstände zu Preisen erworben, die nur durch Diebstahl hätten unterboten werden können.

Schon mittags waren es gut 4000 Menschen, die zu Fuß, mit dem Rad oder dem Auto gekommen waren; Rollstuhlfahrer aus dem Behinderten- oder Seniorenbereich, dazu Kinder, die gerade mal dem Kinderwagen-Alter entwachsen waren, Familientag in einem Sonnenschein, der eigentlich eher in der freien Natur als im teils dunklen Knast hätte verbrachte werden sollen.

"Wir wollten einfach mal sehen, wie die Jugendlichen hier so hinter großen Mauern leben. Auch wenn sie nicht rauskönnen für eine gewisse Zeit, dann leben sie hier nicht schlecht." Eine viel gehörte Meinung unter den Besuchern. Die Anstaltsleitung mit Ingrid Lambertz und Franz-Josef Bischofs als ihrem Stellvertreter hatte mit ihren Mitarbeitern einen Rundweg durch die Neu- und Altbauten (von 1978) ausgeschildert, der derart zahlreiche interessante Punkte anlief, dass man für die paar Hundert Meter vom Ein- bis zum Ausgang gut zwei Stunden brauchte. Überall waren Mitarbeiter der JVA oder des Kolping-Bildungswerks und auch des Berufskollegs aus Geilenkirchen zur Information platziert, wovon intensiv Gebrauch gemacht wurde.

Gefangene waren in den Besichtigungstag nicht eingebunden; da werden deren Persönlichkeitsrechte und Menschenwürde gewahrt. Sie mussten allerdings eine gewisse Einschränkung ihrer Freizeit hinnehmen, wie Franz-Josef Bischofs erklärte, indem sie in einem sogenannten Umschluss während der ganzen Besuchszeit sich zu zweit in einer geschlossenen Zelle aufhalten mussten. Für die Kapazität von 566 Straf- und Untersuchungsgefangenen stehen weit überwiegend Einzelzellen und wenige Zweier-Zellen, und die für spezielle Anforderungen, zur Verfügung.

Besonders interessant waren die beiden neuen großen Werkhallen, in denen man sich in einem Bildungszentrum wähnte, in denen in einer Reihe von Berufen "Module" bis hin zu abgeschlossenen Lehren geleistet werden können, was von der Aufenthaltsdauer der Gefangenen abhängt. Wer im Knast nur Teile (Module) hat machen können, bekommt ein Zertifikat, so dass er "draußen" die Ausbildung beenden kann.

Auch den jüngsten Besuchern machte ein Besuch in einer leeren Zelle im Neubau den spartanischen Charakter der Behausung klar, und dass man dort nicht unbedingt seinen Lebensmittelpunkt, auch nicht für ein paar Wochen, haben möchte. Besonders ins Zeug gelegt hatten sich gestern drei der 330 Mitarbeiter der Anstalt, die mit einem Freund, zwei Gitarren, einem Bass und den Drums die Besucher im Gastro-Bereich mit Rock-Klassikern unterhielten, als Band ohne Namen.

(isp)
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