Wassenberg Tango-Trip nach Buenos Aires

Wassenberg · Das Ensemble "Un Tango Más" bot im Forum der Betty-Reis-Gesamtschule eine eindrucksvolle Mischung aus Tango Nuevo, Jazz, klassischen Elementen, eigenen Kompositionen und Improvisationen. Ein Spiel von Leidenschaft und Lebensfreude.

Es ist Abend und dunkel. Zwielichtige Gestalten gehen um. Im Hintergrund gibt es eine Messerstecherei. Indessen treffen sich zwei Musiker und beschließen, Tango zu spielen. Dies war das Bild, das Gitarist Thomas Hanz malte, um in die Welt des Tangos nach Buenos Aires, der Keimzelle des Tangos, zu entführen. Und mit einem Mal waren die Zuschauer nicht mehr im Forum der Betty-Reis-Gesamtschule, wo das Konzert des Tango-Sextetts "Un Tango Más" stattfand, sondern mitten in der Welt des Tangos zwischen Tradition und Moderne.

Die Musik visualisiert

Neben dem Gitaristen saß Jörg Siebenhaar mit seinem Akkordeon, um mit der Komposition "Die Falle" auf den Tango-Abend einzustimmen, bei dem "Enrico und Christina" den tänzerischen Part übernahmen und die Musik visualisierten. Erst dann gesellten sich die anderen Musiker Antje Vetter (Geige), Martin Scholz (Klavier), Alexander Morsey (Kontrabass) und Sängerin Sónnica Ypes hinzu, um mit "Die Rückkehr" von Carlos Gardel gleich einen Klassiker des argentinischen Tangos zu präsentieren. Der Austausch von dem sonst üblichen Bandoneon in ein Akkordeon und der E-Gittarre in eine Konzertgitarre verdeutlichte bereits hier die ganz spezifische Klangfarbe der Gruppe. Und der gesangliche Auftritt von Sónnica Yepes im funkelnden roten Abendkleid tat das übrige dazu, dass jeder innerhalb weniger Minuten zum Tango-Liebhaber wurde. Zumal zum Programm des Ensembles auch Kompositionen von Astor Piazzolla wie "Tanzstil des Engels" gehörten. Einem Stück, das von einem Engel erzählt.

Die ausdrucksstarke und wandlungsfähige Stimme von Sónnica Yepes und die geschmeidigen, auf den Gesang abgestimmten Bewegungen der Tänzer sowie die Virtuosität der Musiker boten eine Gesamt-Performance, bei der die Geschichte tänzerisch, musikalisch und mimisch dargeboten wurde. Und da sich laut Thomas Hanz "der Tango immer wieder neu erfinden muss", sparte das Ensemble auch nicht an eigenen Kompositionen wie "French Fries" von Alexander Morsey, einem Stück mit vielen Improvisationsteilen, Dissonanzen und auch humorvollen Versatzstücken, wobei der Tango dennoch spürbar war. Oder dem "Esperatango" von Thomas Hanz, bei dem die Tango-typischen synkopischen Rhythmen und Staccati erweitert wurden, durch veränderte Tonhöhen, dominierende Solo-Passagen und Dissonanzen.

Doch immer wieder ging die Reise auch zurück in die Vergangenheit zu Astor Piazzolla, untermalt vom Tanz und eines in Stimme und Ausdruck leidenschaftlich dargebotenen Gesangs. Leidenschaft und Lebensfreude gipfelten dann in der Begegnung Frau und Mann als Hommage an einen Verrückten in Buenos Aires.

(RP)
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