Kammertagung in Wegberg Handwerk braucht mehr Fachkräfte

Wegberg · Auf ihrer Tagung in Wegberg kritisiert die Kammer auch die Politik. Viel Lob für die Betriebe gab es hingegen für die tatkräftige Bewältigung der Flutkatastrophe.

 Ein Auszubildender beim Schweißen (Symbolfoto).

Ein Auszubildender beim Schweißen (Symbolfoto).

Foto: dpa/Sebastian Kahnert

Die Handwerkskammer der Region Heinsberg, Aachen, Düren, Euskirchen hat auf ihrer Herbst-Vollversammlung im Forum Wegberg klare Forderungen an die Politik geäußert. Die Lage der Unternehmen spitze sich durch den Klimawandel und den Fachkräftemangel immer mehr zu, sagte Kammerpräsident Marco Herwartz. Der Mangel an Arbeitern führe dazu, dass Betroffene der Flut zum Beispiel lange auf Handwerker warten müssten. Viele Probleme seien Folgen politischer Fehlsteuerung, der Miss­achtung von „Verkehrszeichen, die schon früh auf negative Entwicklung hingewiesen, aber nicht ausreichend beachtet worden“ seien. Die Bußgelder für diese Vergehen bezahlten nun Wirtschaft und Steuerzahler.

Ganz vorne im Forderungskatalog des Handwerks steht die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung. „Nicht alle Schulabgänger sind an der Hoch­schule richtig aufgehoben“, sagte Herwartz. „Das zeigt die wachsende Zahl an Studienabbrechern. Viele von ihnen kommen nach wenigen Semestern ernüchtert in eine Ausbildung, weil sie gemerkt haben, dass sie lieber anpacken, bauen, gestalten und schaffen statt studieren und in praktischen Tätigkeiten ihre Talente liegen.

In der Berufsorientierung müsse daher alles getan werden, um Nachwuchskräfte schon nach der Schule für die duale Ausbildung in einem der interessanten Hand­werksberufe zu gewinnen. Es brauche durchlässige Bildungssysteme, die Perspektiven für gute Qualifizierungs­abschlüsse böten. Und es brauche mehr Digitalisierung und Technik in den Berufen. Ausbildungsplätze seien in diesem Jahr wieder gefragter geworden: Zum 31. Oktober gab es im regionalen Handwerk 114 neue Lehrverhältnisse – 5,6 Prozent mehr als im Vorjahr.

Mut in schweren Zeiten mache laut Kammerpräsident Herwartz die in beeindruckender Weise geleistete solidarische Unterstützung von Handwerkern und für Handwerker. In den Hochwassergebieten hätten zahlreiche Menschen angepackt und Betroffenen mit hohem Einsatz unter die Arme gegriffen. Gemeinsam hätten sie im Schlamm Kaputtes und Verschimmeltes weggeräumt und bei Instand­setzung und Wiederaufbau geholfen.

„Viele der Betriebe haben sich mittlerweile schon wieder ganz gut in Bewegung gesetzt, wenn auch vielleicht gerade erst noch im zweiten und noch nicht im sechsten Gang“, sagte Herwartz. Es gebe Lichtblicke, die optimistisch stimmten. So seien die konstant bleibenden Betriebszahlen ein eindeutiger Beweis für die Robustheit des Wirtschaftszweigs. „Das Handwerk im Kammerbezirk ist stark und wir wollen stark bleiben“, sagte Herwartz. Auch an den Rändern des Kammergebietes, etwa in Wegberg. Die gut funktionierenden Strukturen sollten erhalten und die einzelnen Standorte der Aus- und Weiterbildung aufgewertet werden.

Wichtig sei es, Bildungszentren und die Standorte der Meisterausbildung und Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung auf hohem Qualitäts­niveau zu halten.

(RP)
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