Schlemmer-Markt Rhein-Maas Stefan Marquard: Ein sanfter Punk am Herd

Wassenberg · TV-Koch und Rockfan Stefan Marquard nahm Donnerstagabend in Wassenberg zum Auftakt der 20. Schlemmer-Markts Rhein-Maas die "Goldene Schlemmer-Ente" entgegen. Seinen Kollegen rief er zu: "Hört auf Eure Mitarbeiter."

Impressionen vom Wassenberger Schlemmer-Markt 2012
18 Bilder

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Markante Typen, auf ihre jeweils individuelle Art, waren sie bislang alle — die 15 Preisträger der Goldenen Schlemmer-Ente. Gestern Abend freilich wurde ein ganz besonderes Unikat zum Auftakt des 20. Schlemmer-Markts Rhein-Maas mit dem von den Wegberger Goldschmieden Heike und Roland Simons wieder originell gestalteten Relief geehrt: Stefan Marquard, der "Punk" unter den Künstlern am Herd. Entsprechend kreuzen sich unter der Ente aus Stirling-Silber diesmal die Markenzeichen von Marquards "Jolly Roger Cooking Gang", zwei Messer.

Und natürlich trat der mehrfach ausgezeichnete TV-Koch ("Die Kochprofis", "Kocharena", "Küchenschlacht") so auf, wie man es von ihm erwartet und wie der Laudator, sein Freund Wolfgang Otto (von Markt-Teilnehmer Otto Gourmet Heinsberg), es formulierte: eben anders, erfrischend echt und in keiner Weise dem Bild des typischen Kochs entsprechend.

Abseits und hinterm Herd trägt Marquard statt Ballonmütze und Kochjacke Kopftuch und T-Shirt, sein Team nennt er "Gang", die bei Punkrock — statt leisem Klaviergesäusel als Hintergrundmusik — erst richtig in Fahrt kommt, wie auch beim ersten Auftritt in Wassenberg 2003.

Der Improvisationskünstler

Otto erzählte vieles aus dem Nähkästchen von seinen Begegnungen mit Marquard und dessen Auftritten, mal offiziell und mal spontan privat, bei den Schlemmer-Märkten. Auch wie Marquard nach erstem Stirnrunzeln der Feinschmecker geradezu als Offenbarung gefeiert wurde. Es war weniger sein Äußeres, als die Art, wie er kochte, die imponierte, erzählte Otto.

Und er nannte als Beispiel einer ungewöhnlichen Kreation die "Fischbriketts vom Steinbutt, eingehüllt in schwarzen Sesam". Marquards Art, Bodenständiges auf Sterneküchenniveau zu heben, habe dazu geführt, ein verbreitetes Berufsbild des Kochs zu entstauben und auch für junge Leute wieder attraktiv zu machen. Nicht nur seine rockigen Weggefährten, auch konservative Kollegen schätzten ihn als "begnadeten Improvisationskünstler".

"So gerührt wie heute war ich selten", sagte der Geehrte und lobte die Organisatoren für ihren Mut zum jetzt 20 Jahre bestehenden Schlemmer-Markt. Dann stapelte der Rockfan tief und zeigte sich als leidenschaftlicher Teamplayer: "Ich habe so'n bisschen Grundkenntnis vom Kochen und weiß: Man ist immer nur so groß wie seine Mannschaft." Seinen Kollegen rief er zu: "Hört auf Eure Mitarbeiter und ihre Lieblingsmusik, das regt zu Topleistungen an!" Kreativität sei ein tolles Instrument. "Aber wichtig ist immer der Respekt vor dem Einzelprodukt — es darf das bleiben, was es ist." Erstaunlich auch Marquards nächstes Projekt: "tolles Essen für Krankenhäuser". Frage des Tages

(RP/rl)
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