Kreis Heinsberg Stark genug für den harten Wettbewerb

Kreis Heinsberg · Historisch niedrige Zinsen und das Gängelband der Regulierungen aus Berlin und Brüssel bewegten Volksbankvorstand Dr. Veit Luxem, als er für die Genossenschaftsbanken Bilanz zog. Kritisch sieht er den Vorschlag, SEPA zu verschieben.

Dr. Veit Luxem (Mitte) trug gestern im Haus der Raiffeisenbank Erkelenz eG in Lövenich gemeinsam mit Klaus-Dieter Kroll (links) und Bruno Kasper die Bilanz der Volks- und Raiffeisenbanken vor.

Dr. Veit Luxem (Mitte) trug gestern im Haus der Raiffeisenbank Erkelenz eG in Lövenich gemeinsam mit Klaus-Dieter Kroll (links) und Bruno Kasper die Bilanz der Volks- und Raiffeisenbanken vor.

Foto: JÜRGEN LAASER

Mit einer Bilanzsumme von 2,21 Milliarden Euro und einem auf 4,65 Milliarden Euro gewachsenen betreuten Kundenvolumen (Vorjahr 4,58 Milliarden) stehen die sechs Volks- und Raiffeisenbanken solide da. Dr. Veit Luxem, Sprecher der Genossenschaftsbanken, äußerte sich im Grundsatz zufrieden mit der geschäftlichen Entwicklung in der Region. Vor allem die politisch gewollte Niedrigzinsphase — gut für Länder im Süden Europas, eine klammheimliche Staatssanierung — träfe in ihren Auswirkungen die Banken und Kunden.

Unterschreitet der Zinssatz die Inflationsrate, lohnt Sparen nicht, im Gegenteil: Das Vermögen der Sparer verliert an Wert. So legt der Kunde lieber nichts auf die hohe Kante, sondern kauft Gegenwerte "zum Anfassen": Reisen, Konsumgüter, Immobilien. Das wird sich 2014 kaum ändern, schätzt Luxem, der eine Zinswende frühestens im Jahr 2015 erwartet. Das spürt eine Bank, deren Genossenschaftsprinzip es ist, Geld von Kunden in der Region "einzusammeln" und es an Mittelstand und Häuslebauer wieder zu verleihen. "Das wird unser Ergebnis drücken, " prognostiziert der Vorstandsvorsitzende, aber: "Wir sind stark genug aufgestellt, dass wir nicht in eine Krise geraten."

Sparer sollten Vermögen breit verteilen, "nicht alle Eier in einen Korb legen", riet Luxem, der zudem mahnte, die Altersvorsorge nicht zu vernachlässigen. Wer im Vorjahr in Aktienfonds investiert hat, dürfe sich im Schnitt über ein Plus von 20 Prozent freuen. Über ein deutliches Plus im Verbundgeschäft freute sich der Sprecher der sechs selbstständigen Banken. Betreute Geldanlagen legten auf 1,23 Milliarden Euro zu. In 6453 Depots erreichte das Wertpapiervolumen der Kunden 354 Millionen Euro, Bausparer kommen auf 144 Millionen Euro, Union-Depots wuchsen auf 506 Millionen Euro. Die Volks- und Raiffeisenbanken setzen auf Ausbau ihrer Qualität bei Beratung und im Online-Angebot. Die 627 Mitarbeiter und 58 Auszubildenden (21 neue) absolvierten 4230 Weiterbildungstage.

Zufrieden bilanzierte Dr. Veit Luxem auch die Mitgliederentwicklung: 2013 stießen 2144 neue Teilhaber zu den Genossenschaftsbanken, die jetzt 32 360 Mitglieder haben (plus 4,1 Prozent). Das unterm Strich Erwirtschaftete kommt ihnen zugute mit einer Durchschnittsdividende von sechs Prozent. Geplant sind eine Dividendenausschüttung von 1,6 Millionen Euro (davor 1,5 Mill.), in den Fonds für allgemeine Bankrisiken sollen 7,1 Millionen Euro fließen, Rücklagen sollen um 4,6 Millionen Euro gestärkt werden.

Deutliche Kritik übte Luxem am Aufwand für Bürokratie und der "Regulatorik", vor allem Anforderungen an Eigenkapital: "Für 100 Euro Kredit müssen wir acht Euro vorhalten. Für uns ist es teurer und aufwendiger, die gut laufende Tischlerei vor Ort zu finanzieren als Griechenland Geld zu leihen." In Sachen SEPA appellierte der Vorstandsvorsitzende an Firmen und Vereine, die letzten zehn Tage zum Umstellen auf europaweiten Zahlungsverkehr zu nutzen: "Der Vorschlag aus Brüssel, die Einführung auf den 1. August zu verschieben, hat keine rechtliche Basis." Mit Blick voraus versicherte Veit Luxem: "Wir machen uns stark für einen garantiert weiter harten Wettbewerb sowie eine vermutlich einige Zeit anhaltende Niedrigzinsphase."

(RP)
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