Elternvertreter aus Erkelenz, Hückelhoven und Wegberg Schulpflegschaften schreiben Bildungsministerin Gebauer

Erkelenzer Land · Elternvertreter aus vier Gymnasien in Erkelenz, Hückelhoven und Wegberg beklagen Nachteile durch Schulbetrieb unter Corona-Bedingungen. Sie fordern rasche pragmatische Lösungen, auch zur Digitalisierung an Schulen.

 Display statt Tafel und Kreide: In der Realschule Ratheim werden schon innovative Techniken ausprobiert.

Display statt Tafel und Kreide: In der Realschule Ratheim werden schon innovative Techniken ausprobiert.

Foto: Gabi Laue

Drei Wochen vor allen anderen Schulen im Land waren wegen der Corona-Pandemie im Kreis Heinsberg seit 26. Februar die Schulen geschlossen. Allein durch den entsprechend länger ersatzlos ausgefallenen Unterricht sei im Vergleich zu anderen Gymnasien den Kindern speziell in der EF und QI „ein immenser Nachteil“ entstanden. Davon sind die Elternvertreter überzeugt. Sie wenden sich in einem offenen Brief an NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer und stellen Forderungen, um die Corona-Folgen aufzuarbeiten. Ziel des Schreibens ist es, eine Benachteiligung der Schülerinnen und Schüler im Kreis Heinsberg abzuwenden.

618 Gymnasien in NRW hätten sich drei Wochen lang auf den Lockdown vorbereiten können, doch den sieben Gymnasien im Kreis Heinsberg blieb diese Möglichkeit verwehrt, hieß es in dem Brief. „Die hieraus resultierenden Folgen für die Schülerinnen und Schüler, unsere Kinder, sind nicht absehbar und lassen sich derzeit nur erahnen.“ Die vom Ministerium angekündigten Sonderregelungen für den von Corona gebeutelten Kreis Heinsberg hätten sich ausschließlich auf die Abiprüfungen bezogen, nicht aber auf die unteren Jahrgangsstufen. „Ist Ihnen bewusst, dass das zweite Schulhalbjahr bisher bei uns aus höchstens drei Wochen regulärem Unterricht bestand?“ fragen die Eltern Ministerin Gebauer. In der Einführungsphase hätten mindestens sechs Klausuren geschrieben werden sollen – enorm wichtig für die Planung der weiteren Schullaufbahn, um die Wahl der Kurse für das Abitur gegebenenfalls anzupassen. Unabhängig davon erwähnen die Unterzeichner die nicht mehr angemessene Leistungsbeurteilung im Vergleich zum ersten Schuljahr.

Der am 11. Mai wieder gestartete Unterricht für die Q1 finde oft nur sehr eingeschränkt statt. Viele erfahrene Lehrkräfte gehören zur Risikogruppe, die nicht unterrichten darf. In den anderen Jahrgangsstufen sei teilweise nur ein Tag Präsenzunterricht pro Woche vorgesehen. Noch etwas verärgert die Eltern: „Während in der Sekundarstufe I angesichts der Corona-Pandemie anlasslos ein Schuljahr wiederholt werden darf, ohne dass dies auf die Verweildauer an der Schule angerechnet wird, ist das derzeit für die Sekundarstufe II nicht klar geregelt.“

Den „Digitalpakt als Rückenwind“ verspüren die Eltern nicht. Der Stand der Digitalisierung der Schulen und die dazu fehlende Rechtssicherheit (Datenschutz) sei ein unhaltbarer Zustand. Das als Standard beworbene „Logineo NRW“ könne nicht als Kommunikationsplattform zwischen Schule und Schülern genutzt werden, da es nur Lehrkräften zur Verfügung stehe. Neben ihren Berufen hätten Eltern das „Lernen auf Distanz“ unterstützt. „Auch hierfür wäre eine klare Linie Ihres Ministeriums wünschenswert gewesen“, moniert das Schreiben. Der offene Brief schließt mit Forderungen: dass „digitale Schule kein Wunschtraum bleibt, sondern Wirklichkeit wird“, dass Verantwortliche in Bund und Land schnelle pragmatische Lösungen finden und mehr Stellen für die Aufarbeitung der Corona-Folgen und für die Digitalisierung an den Schulen.

(gala)
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