Auseinandersetzung mit der Heinsberger Begas-Familie Malerisches Familientreffen

Heinsberg · Die Ausstellung „Familientreffen“ von Martin Lersch im Begas Haus zeigt gemalte und gezeichnete Porträts der bekannten Heinsberger Begas-Familie. Die Idee dazu hatte Lersch bereits vor zwei Jahren.

 Künstler Martin Lersch (r.) weiß den Besuchern Wissenswertes über seine Bilder zu erzählen.

Künstler Martin Lersch (r.) weiß den Besuchern Wissenswertes über seine Bilder zu erzählen.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Dass sich bildende Künstler, vor allem Maler, mit dem Werk, mit den Werken anderer Künstler auseinandersetzen, ist nicht ungewöhnlich – die Intensität, mit der der Gocher Maler Martin Lersch dies mit der Künstler-Familie Begas und der Ausstellung im gleichnamigen Kunstmuseum in Heinsberg tut, ist schon fast außergewöhnlich. 67 überwiegend farbige Bilder auf 19 Tafeln sind in der Apfelstraße 60 bis zum 29. März zu sehen.

Begas-Haus-Leiterin Rita Müllejans-Dickmann begrüßte gut 40 Interessenten am beinahe „vom Winde verwehten“ Sonntag zur Eröffnung und den Künstler vom Niederrhein, der im Kreisgebiet schon seit Jahrzehnten kein Unbekannter sei. Die Idee zur Auseinandersetzung mit den Werken der Begas-Familie über 204 Jahre, die in Heinsberg mit Carl-Josef Begas und dessen Geburt 1794 begann, sei vor zwei Jahren bei einer Ausstellung des Erkelenzers Michel Saran entstanden; zur Verwirklichung habe sich Martin Lersch einige Tage quasi im Begas Haus eingeschlossen, um die Atmosphäre aufzunehmen und vor allem Skizzen zu zeichnen, die dann im heimischen Atelier großenteils zu Ölbildern vollendet wurden.

Martin Lersch, 1954 in Mönchengladbach als Enkel des bekannten „Arbeiterdichters“ Heinrich Lersch geboren, gab selbst intensive Einblicke in seine Intentionen und Reflektionen zu den Werken der Familie, die 1997 mit dem Tod der Bildhauerin Astrid Begas in der vierten Generation endete.

„Familientreffen“ ist die Ausstellung überschrieben, das differenziert gesehen werden könne, so Martin Lersch, als freiwilliges oder gezwungenes Beisammensein. Stilistisch stelle er die Romantik über sein Werk, der der Begründer der Künstler-Dynastie, Carl-Josef Begas der ältere, folgte. In einer Familiengeschichte über mehrere Generationen stelle sich die Frage nach dem „Erbgut“ oder dem „Erbschlecht“ – die Romantik sei das Mittel, alles gut werden zu lassen.

Und der Rundgang durch die Ausstellung belegt, dass Martin Lersch ein ausgewiesener Zeichner und Maler ist, wunderschöne Portrait-Zeichnungen mit ganz wenig Farbe, also entfernt von Kopien, wechseln mit sehr pointiert eingesetzten Materialien und Farben der Jetztzeit, teils greller, Figuren und Ausdruck akzentuierter, lebendiger und fröhlicher, kontrastierend zur Farbwahl der Ur-Romantik, ganz eigene Interpretationen der Familien-Bild-Aussagen Begas’ bietend.

Den Familienbegriff erweitert Martin Lersch um andere Künstler der 204 Begas-Jahre, um auch die Entwicklung der Kunst aufzuzeigen, so wie den Portraitisten und Genre-Maler Otto Brandt. Von der Begas-Familie sind neben Carl-Josef und Astrid auch Reinhold, Ottmar, Werner, Oscar und Adalbert mit neuen Interpretationen vertreten.

„Ich male und zeichne mit Glück“, legte der mit zahlreichen Ausstellungen und vielen Preisen bedachte Künstler seinen mentalen Arbeits-Hintergrund dar. Familiengeschichte sei Genealogie, deren erste Silbe liege auch in „gen“ Heinsberg reisen, stecke aber auch in „genug“, das sei es nun, und gen-üsslich formuliere er seinen Schlusssatz: „Was haben wir für eine Ahnung von den Ahnen?“

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