Fußball Zunächst nur Lehrgeld, am Ende Erfolge

Erkelenz · Regionalliga: Teamchef Henßen teilt die Saison in drei Abschnitte: Auf die "naive Phase" folgte die Stabilisierung, am Ende gab's Erfolge. So gewann der FC drei seiner letzten fünf Spiele. Bemerkenswert: Trotz des Misserfolgs behielten alle die Nerven.

Simon Küppers (Mitte), hier im Luftkampf mit Borussia Mönchengladbachs Gianluca Rizzo, zählte in der Rückrunde eindeutig zu Beecks Aktivposten, spielte konstant gut und bildete mit Sebastian Wilms ein zuverlässiges Innenverteidiger-Duo. Keine Frage daher, dass Küppers in der kommenden Mittelrheinliga-Hinrunde dem FC sehr fehlen wird - da absolviert er ein Auslandssemester in England. Beeck Richtung Meerbusch verlassen hat Johannes Walbaum (r.).

Simon Küppers (Mitte), hier im Luftkampf mit Borussia Mönchengladbachs Gianluca Rizzo, zählte in der Rückrunde eindeutig zu Beecks Aktivposten, spielte konstant gut und bildete mit Sebastian Wilms ein zuverlässiges Innenverteidiger-Duo. Keine Frage daher, dass Küppers in der kommenden Mittelrheinliga-Hinrunde dem FC sehr fehlen wird - da absolviert er ein Auslandssemester in England. Beeck Richtung Meerbusch verlassen hat Johannes Walbaum (r.).

Foto: Dieter Wiechmann (Archiv)

WEGBERG Seit 2012 spielt Simon Küppers für den FC Wegberg-Beeck - entweder vor der Abwehr oder in der Innenverteidigung. Der knapp 24-Jährige ist für einen Abwehrspieler ungewöhnlich spielstark, mit feiner Technik ausgestattet. Schnöde Befreiungsschläge waren ihm in den drei Spielzeiten in der Mittelrheinliga (2012 bis 2015) stets ein Graus. "Ja, das stimmt schon, ich liebe es, die Dinge spielerisch zu lösen", sagt dazu der Schafhausener Jung selbst. Womit Küppers geradezu paradigmatisch für Beecks abgelaufene Saison in der Regionalliga steht. Denn dort zahlte auch er zunächst eine Menge Lehrgeld, beorderte ihn Teamchef Friedel Henßen schließlich von der geliebten Sechserposition zurück in die Innenverteidigung. "Ich habe mein Spiel schon ein wenig umstellen müssen", räumt Küppers ein. Was in Drucksituationen eben auch einige kernige Schüsse auf die Tribüne bedeuteten - ein Mittel, zu dem Küppers in der Mittelrheinliga drei Jahre lang höchst selten gegriffen hatte. Da hatten die Gegenspieler schlichtweg nicht die Klasse, die sie nun in der Regionalliga hatten, konnte Küppers auch in Bedrängnis noch klare und konstruktive Bälle spielen und damit so manch schnellen Gegenangriff einleiten.

Diesen Lernprozess musste nun aber eben das ganze Team durchmachen - ein sehr schmerzhafter Prozess. Äußerungen vor der Saison wie "Wir wissen, dass es in der Regionalliga anders zur Sache geht" waren Lippenbekenntnisse, die nicht weiterhalfen - die Jungs mussten das "Stahlbad" Regionalliga erst mal am eigenen Leib durchleben. "Am Anfang waren wir einfach viel zu naiv, zu blauäuig, zu harmlos. Dazu waren da in einigen entscheidenden Situationen sicherlich auch die Schiedsrichter nicht auf unserer Seite", merkt Henßen zu dieser ersten Saisonphase an. Die brachte zehn Niederlagen am Stück - darunter drei 0:5 in den ersten vier Spielen und ein 2:6 im fünften Spiel gegen den Mitaufsteiger (und späteren Mitabsteiger) Velbert. Brutal bemerkbar machte sich zudem der Komplettausfall von Leistungsträger Maurice Passage, der verletzungsbedingt ebenso die gesamte Saison nicht zur Verfügung stand wie Stammkeeper Stefan Zabel.

Erste Konsequenz neben Personalrochaden: Henßen stellte von Vierer- auf Fünferkette um - auf Kosten des eigenen Spiels. Beeck stand meist sehr tief, erwiesen sich daher die Wege nach vorn als sehr weit - oft als zu weit. Immerhin reduzierte sich aber die Zahl der Gegentore, stabilisierte sich Beeck ein wenig - Henßen bezeichnet das als Phase zwei der Saison.

Das erste (Teil-)Erfolgserlebnis feierten die Kleeblätter am 11. Spieltag mit dem 1:1 daheim gegen RW Ahlen, einen weiteren Mitaufsteiger. Da spielten sie in der zweiten Halbzeit entschlossen nach vorne, erarbeiteten sich auch gute Chancen - ein Fingerzeig. Bis zum ersten und einzigen Hinrundensieg sollte es dann aber noch einen guten Monat dauern: Am 7. November schlug Beeck im Waldstadion den weiteren Mitaufsteiger FC Kray 4:2. Da war Henßen - sehr zur Freude des Teams - bereits wieder zur Viererkette zurückgekehrt.

Unmittelbar davor und kurz darauf folgten die drei wohl schlimmsten Spiele der gesamten Saison: Beim 0:4 in Oberhausen, 0:6 in Dortmund und 1:6 in Rödinghausen zum Jahresabschluss waren die Kleeblätter jeweils nur ein Spielball der Gegner, hätte es speziell in Dortmund und Rödinghausen locker auch zweistellig werden können. Dass es das nicht wurde, war da in erster Linie jeweils Keeper Patrick Nettekoven zu verdanken. Spätestens zur Winterpause war klar, dass Beeck den Abstieg nicht mehr wird vermeiden können. Dennoch (oder vielleicht auch gerade deswegen) behielten alle Verantwortlichen die Nerven - auch und gerade FC-Boss Günter Stroinski. Der ging mit der Niederlagenserie sehr gelassen um, stellte auch das Trainerduo Friedel Henßen/Dirk Ruhrig zu keiner Zeit in Frage, verlängerte stattdessen über den Jahreswechsel mit beiden bis 2018 - ein ganz klares und starkes Signal.

Darüber hinaus erwies sich das Mannschaftsgefüge trotz des anhaltenden Misserfolgs als intakt. Natürlich gab's kleinere Reibereien, doch im Großen und Ganzen steckte das Team die vielen Nackenschläge gut weg. "Die über Jahre gewachsene Kameradschaft und der Teamgeist sind einfach klasse. Das bricht nicht so einfach auseinander, das ist zu sehr gefestigt", merkte dazu nicht nur einmal Kapitän Arian Berkigt im Brustton der Überzeugung an.

Nach der Winterpause hatte Beeck speziell in einigen Heimspielen dann auch sehr viel Pech - so vor allem gegen Oberhausen (1:2) und Verl (0:1), die beide wohl bis heute nicht wissen, wie sie in Beeck gewonnen haben. "Die erste Halbzeit gegen Verl war unsere beste der gesamten Saison. Da haben wir den SC richtig beherrscht, ein halbes Dutzend hochkarätiger Chancen herausgespielt. Ungefähr ab da begann die dritte Phase der Saison", pflichtet Henßen bei - allein ins Tor wollte der Ball da nicht.

Das änderte sich grundlegend in den letzten fünf Spielen. Gleich drei davon gewann der FC: 1:0 gegen Wattenscheid, 2:0 in Kray und zum Abschluss das denkwürdige 2:1 gegen Kölns U 21, die damit sportlich abgestiegen war. Dank des Lotter Relegationsaufstiegs gegen Mannheim blieb der Geißbock-Nachwuchs dann doch Regionalligist. Der wäre aber auch ein merkwürdiger Absteiger gewesen - schließlich wird auch bei Köln II unter Profibedingungen trainiert. Dass mit Beeck, Erndtebrück und Velbert drei Aufsteiger 2015 zu den Absteigern 2016 zählen (dazu Kray, das die Saison davor fast schon sensationell die Klasse gehalten hatte), kommt nicht von ungefähr - de facto ist die Regionalliga eine Profiliga.

Positiv waren bei Beeck die Entwicklungen der Zugänge Danny Richter (kam aus der A-Liga vom VfJ Ratheim, wurde auf Anhieb Stammspieler), Ortis Kumanini (aus der B-Liga vom VfB Hochneukirch) und Enzo Wirtz, der sich in der Rückrunde noch zum besten Beecker Torschützen aufschwang. Generell erhielt Beeck viel Lob und Anerkennung für Stadion, Organisation, Auftreten und Verhalten. "Auch das ist doch wichtig. Den Charaktertest haben wir jedenfalls bestanden", bekräftigt Henßen. Was Dortmunds Trainer Daniel Farke so auf den Punkt brachte: "Kompliment dafür, dass ihr alle die Ruhe bewahrt habt. Ich bin mir sicher, dass sich das in der kommenden Mittelrheinliga-Saison für euch auszahlen wird."

(emo)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort