Volleyball VC siegt im Kölner Eisschrank

Hückelhoven · Volleyball: Der Oberligist aus Ratheim erkämpft sich 3:2-Erfolg gegen KT Köln. Hätte es sich um eine internationale Begegnung gehandelt, wäre diese aufgrund der Temperaturen wohl eher nicht angepfiffen worden.

 Wichtige Besprechung, um zum Sieg zu gelangen: Die Volleyballer des VC 99 Ratheim mit Trainer Hans Steffens bei einer Auszeit.

Wichtige Besprechung, um zum Sieg zu gelangen: Die Volleyballer des VC 99 Ratheim mit Trainer Hans Steffens bei einer Auszeit.

Foto: August Kohlen/Nipko

Seit Anfang der Saison haben die Oberliga-Volleyballer des VC Ratheim dank zweier spendabler Sponsoren neue Trikots und Einspielshirts. Zu dumm nur, dass bei der Anschaffung nicht auch gleich noch ein paar Mützen, Handschuhe und Schals geordert wurden, denn die hätte das Team von Trainer Hans Steffens im letzten Spiel des Jahres wirklich gut gebrauchen können.

„Seit ich Volleyball spiele, kann ich mich nicht daran erinnern, jemals in eine so kalte Halle gekommen zu sein“, sagt Markus Becker, Libero des VC Ratheim. Gefühlt gerade einmal auf etwa 15 Grad brachten es die Temperaturen in der Halle des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums an der Severinstraße im Zentrum von Köln – warm genug also, um die Partie laut nationaler Volleyballregeln anzupfeifen. Die sehen nämlich als Untergrenze 10 Grad vor, wie ein kurzer Blick in die Statuten zeigte. „Dann darf allerdings in langen Hosen und Jacken gespielt werden“, erklärt VC-Angreifer Axel Borchwaldt, der selbst als Schiedsrichter in der Bundesliga aktiv ist.

Wäre die Partie der Ratheimer in Köln allerdings eine internationale Begegnung gewesen, wäre sie wohl aller Wahrscheinlichkeit nicht angepfiffen worden, denn die internationalen Regeln sehen eine Mindesttemperatur von 16 Grad vor. Dann wären dem VC allerdings auch zwei Punkte entgangen, denn trotz eisiger Temperaturen im Kölner Gefrierschrank erkämpften sich die Ratheimer einen 3:2-Erfolg (25:19, 16:25, 25:18, 20:25, 15:13), der sie zum Jahresabschluss auf den dritten Tabellenplatz klettern ließ. „Mit dem Tabellenplatz können wir wirklich zufrieden sein“, resümiert Becker, „wenn man allerdings genauer hinschaut, wäre noch mehr drin gewesen.“ Immerhin ließen die Ratheimer gegen das Schlusslicht TVA Hürth beim 3:2 einen Punkt liegen und gegen den Drittletzten Solingen bei der 2:3-Heimniederlage ebenfalls. Grund waren vor allem auch immer wieder personelle Engpässe, die sich wie ein roter Faden durch die bisherige Spielzeit ziehen.

Auch gegen KT Köln trudelten noch bis kurz vor Spielbeginn Hiobsbotschaften ein: Mittelblocker Malte Kensey meldete sich krank ab, Mannschaftskapitän Philipp Rumpf musste wegen Knieproblemen passen und Außengreifer Axel Borchwald kam erst eineinhalb Stunden nach Spielbeginn in die Halle, weil er zuvor noch bei den Zweitligadamen von Snowtrex Köln pfeifen musste. Dennoch legten die Ratheimer sprichwörtlich los wie die Feuerwehr, überrannten die Kölner förmlich. Über 4:0 und 13:2 erarbeiteten sie sich beim Stand von 17:5 einen klaren Vorsprung, der allerdings noch mal ordentlich zusammenschrumpfte (17:22), ehe die Gäste ihren zweiten Satzball zum 25:19 verwandelten. „Danach haben wir dann allerdings etwas nachgelassen, haben zu viele Fehler gemacht und hatten in der ein oder anderen Situation auch ein bisschen Pech“, fast Becker zusammen. Denn den zweiten Durchgang gaben die Ratheimer sogar noch deutlicher mit 16:25 ab, ohne dass die Kölner viel stärker auftraten als im ersten Durchgang.

Komischerweise wendete sich das Blatt in der Folge wieder, so dass die Zuschauer den Eindruck bekommen konnten, dass es in der eiskalten Halle nur eine Seite gab, auf der gewonnen werden konnte. Dieses Mal war es wieder der VC, der auf der „Gewinnerseite“ agierte und sich über 17:10 und 22:18 die 2:1-Satzführung holte und damit schon mal einen Punkt auf der Haben-Seite hatte. „Eigentlich hätten wir uns mit drei Punkten belohnen müssen“, meint Becker, „denn gegen KT hätten wir heute nicht zwei Sätze abgeben dürfen.“ Doch dieses Mal nutzten die Hausherren den Vorteil der „Gewinnerseite“, glichen in den Sätzen aus, sodass der Tiebreak entscheiden musste. Und da kam dann auch das Glück zurück zum VC: Bei der Auslosung gewann Ersatz-Kapitän René Steffens die Seitenwahl, was offensichtlich ein psychologischer Vorteil war, denn Ratheim erarbeitete sich einen 8:3-Vorsprung bis zum Seitenwechsel, von dem die Mannschaft dann bis zum knappen 15:13-Sieg zehrte.

„Dass es zum Ende hin noch mal so knapp wurde, war ebenso unnötig wie der Punktverlust“, resümiert Becker, der sich die Leistungsschwankungen seines Teams nicht richtig erklären kann, „warum in der einen oder anderen Phase plötzlich das Selbstvertrauen weg ist, ist mir unbegreiflich.“ Nun bleibt nur zu hoffen, dass der Weihnachtsmann ein paar warme Klamotten für den VC im Gepäck hat, damit in Zukunft nicht noch mehr Spieler krankheitsbedingt ausfallen und Ratheim genügend Personal für die heiße Rückrunde hat.

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