Remis gegen Spitzenteam Essen Gegen den Primus wächst FC über sich hinaus

Fussball-Regionalliga · Beecker Überraschungscoup: Gegen Tabellenführer RW Essen spielte der FC vor 1450 Zuschauern im Waldstadion 1:1 – der Punkt war auch vollauf verdient. Weggen traf per Distanzschuss zum 1:0. Muja Arifi sah eine unberechtigte Ampelkarte.

 Laufduell zwischen Norman Post (r.) und Sandro Plechaty vor dem Essener Fanblock.

Laufduell zwischen Norman Post (r.) und Sandro Plechaty vor dem Essener Fanblock.

Foto: Schnieders/Michael Schnieders

Meik Kühnel war fix und fertig. „Ohne Übertreibung: Ich war nach einem Spiel noch nie so kaputt wie nach diesem. Ich habe wirklich das letzte Korn gegeben – aber es war geil“, sprudelte es aus dem Sechser des FC Wegberg-Beeck unmittelbar nach Abpfiff heraus. Soeben war den Schwarz-Roten vor toller Kulisse eine faustdicke Überraschung gelungen: Dem Ligaprimus Rot-Weiß Essen trotzten die Kleeblätter ein 1:1 ab – und das sogar völlig verdient.

„Mit dem Herz und der Leidenschaft, die wir heute gezeigt haben, können wir gegen jede Mannschaft in der Liga bestehen“, merkte Beecks Coach Mark Zeh an. Ihm machte das Team mit dem Überraschungspunkt wohl das schönste Geburtstagsgeschenk: Am Spieltag wurde Zeh 38 Jahre alt.

In der Tat wuchs das Team gegen den Tabellenführer über sich hinaus. Da rannte sich jeder die Seele aus dem Leib, sprang für den anderen in brenzligen Situationen in die Bresche, kämpfte und grätschte bis zum Umfallen. Ganz besonders galt das für die letzten 20 Minuten. Denn da musste Beeck in Unterzahl spielen. Doch dazu später mehr.

Der FC begann ohne den angeschlagenen Kapitän Maurice Passage und den gelbgesperrten Jan Bach, dafür kehrten die zuletzt gesperrten Justin Hoffmanns und Kevin Weggen in die Anfangself zurück. Letzterer feierte ein fulminantes Comeback: Als Essens Abwehr einen Ball nicht geklärt bekam, nagelte Weggen den Ball aus 22 Metern in den Winkel zur Beecker Führung – ein herrliches Tor (19.).

Der Gast hatte zwar von Beginn an mehr Spielanteile, doch wirklich gefährlich wurde er nicht. Dafür mangelte es nicht zuletzt an Tempo und Ideen. Erst nach einer halben Stunde verbuchte RWE durch Cedric Harenbrock den ersten nennenswerten Abschluss (31.). Umgekehrt verfehlte Beecks Muja Arifi nach einem entschlossenen Solo von der Strafraumgrenze das Tor nur knapp (36.). Isiah Young, Essens auffälligster Akteur, scheiterte am glänzend reagierenden Keeper Stefan Zabel (45.). Nach der Pause rückte Arifi in den Mittelpunkt – an zwei Schlüsselszenen war der quirlige 21-Jährige maßgeblich beteiligt. Sekunden nach der Pause vergab er die ganz große Chance zum 2:0. Nachdem Essens Torwart Daniel Davari einen Schuss Jeff-Denis Fehrs nach vorne abprallen ließ, jagte Arifi freistehend den Ball aus zehn Metern überhastet übers Tor (46.). „Den muss er machen“, urteilte Zeh.

Statt des 2:0 fiel der Ausgleich: RWE-Kapitän Dennis Grote setzte Young in Szene, der traf mit einem ebenso ansatzlosen wie wuchtigen Schuss ins kurze Eck (64.). Sechs Minuten zuvor hatte Zabel noch glänzend gegen Essens Goalgetter Simon Engelmann reagiert.

Sechs Minuten nach dem Ausgleich ereignete sich Schlüsselszene Nummer zwei: Nach einem Zweikampf mit Young zeigte Schiri Leonidas Exuzidis Arifi wegen wiederholten Foulspiels Gelb-Rot. „Dabei habe ich doch klar den Ball gespielt, und dann hat Young mich getroffen“, merkte Arifi an. Die Bewegtbilder stützen diese Schilderung zu 100 Prozent. „Diese beiden Szenen habe mich schon in den Schlaf verfolgt“, bekannte Arifi am Tag danach.

Trotz Unterzahl wäre Beeck fast noch der Sieg gelungen: Nach einer wuchtigen Kopfballverlängerung von Kühnel schoss Shpend Hasani Davari an, von dem sprang der Ball hoch ab und senkte sich auf die Latte (73.). Umgekehrt vergab Engelmann ganz am Ende Essens Sieg: Nach klasse Steckpass von Erolind Krasniqi tauchte er frei vor Zabel auf, chippte den Ball aber ein wenig zu lässig an diesem vorbei – Norman Post konnte so noch vor der Linie retten (87.). „Es war aller Ehren wert, wie Beeck auch in Unterzahl gegen den Tabellenführer gespielt hat“, räumte Essens Coach Christian Neidhart ein.

Sehr zufrieden war auch Beecks Vorsitzender Marcus Johnen – nicht nur, weil die Kassen ordentlich geklingelt hatten. „Es war ein tolles Fußballfest, und wir haben bewiesen, dass wir Fußball können – auf dem Platz und auch organisatorisch. Unsere Ehrenamtler haben alle einen super Job gemacht.“

Weitgehend blieb es auch ruhig. Zu Beginn fischte die Polizei laut Johnen eine Handvoll Gladbacher Provokateure aus dem Essener Block, und nach dem Abpfiff gab es kurz Tumulte. „Die hatte eine Mannschaft aus Waldfeucht angezettelt, da ermittelt die Polizei nun noch“, so Johnen. Im Spiel war zudem ein Essener Zuschauer über den Zaun geklettert und hatte sich dabei eine Platzwunde zugezogen.

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