Interview Marcus Johnen „Beeck ist ein ortsverbundener Verein“

Interview | Fussball-Regionalliga · Der Vorsitzende des FC Wegberg-Beeck Marcus Johnen ist nun 100 Tage im Amt. Im Gespräch zieht er für den neuen Vorstand des Vereins eine erste Zwischenbilanz, spricht über die wirtschaftlichen Herausforderungen in der Regionalliga und verrät, ob er an den Klassenerhalt glaubt.

 Seit dem 30. Juni ist Marcus Johnen Beecks Vorsitzender.

Seit dem 30. Juni ist Marcus Johnen Beecks Vorsitzender.

Foto: Michael Schnieders

Beim Spiel am vergangenen Freitagabend auf dem Aachener Tivoli war Marcus Johnen als Vorsitzender des FC Wegberg-­Beeck genau 100 Tage im Amt – ebenso wie auch die beiden Geschäftsführer Werner Tellers und Stefan Frühling, Johnens Kollegen aus dem komplett neuen geschäftsführenden Vorstand des FC. Zeit für eine erste Zwischenbilanz also.

 Der geschäftsführende Vorstand (v.l.): Stefan Frühling, Marcus Johnen und Werner Tellers.

Der geschäftsführende Vorstand (v.l.): Stefan Frühling, Marcus Johnen und Werner Tellers.

Foto: Michael Schnieders

100 Tage beim FC Wegberg-Beeck an vorderster Front: Da dürften Sie eine Menge erlebt haben.

JOHNEN Allerdings. Da sind sehr viele neue Eindrücke auf mich eingeprasselt – viele spannende und vielseitige Aufgaben, die ich mir als „Neuling“ erst einmal erarbeiten musste. Dass es so intensiv wird, hätte ich aber nicht gedacht – und das an sehr vielen Fronten. Das kann nur mit einem starken Team funktionieren.

Dröseln wir das Ganze mal auf. So sind Sie bei den Regionalligapartien der offizielle Ansprechpartner des Vereins.

JOHNEN Ja, und das ist mit vielen Konsequenzen verbunden. Das fängt mit detaillierten Sicherheitsbesprechungen mit Polizei, Gästefans-Beauftragten und der Stadt Wegberg an. Letztere habe ich nun direkt mit ins Boot genommen, und dafür ist die Stadt auch dankbar. Das erleichtert einiges. Auch die Polizei hat sich schon sehr lobend über unsere Zusammenarbeit und unser Sicherheitskonzept geäußert, da klappt wirklich alles sehr gut. Wichtig ist das Thema Sicherheit natürlich vor allem bei Spielen gegen Vereine, die viele Fans mit nach Beeck bringen – so wie das bereits gegen Preußen Münster und den KFC Uerdingen der Fall war.

Der absolute Härtetest auch in dieser Beziehung steht aber nächsten Monat an: Am Freitag, 19. November, kommt Rot-Weiß Essen nach Beeck. Terminiert war diese Partie ursprünglich für Totensonntag, 21. November, 18 Uhr. Das hätte Sie viele Zuschauer gekostet.

JOHNEN Allerdings. Sowohl bei den Zuschauer- als auch bei den Cateringeinnahmen hätte sich das sehr deutlich bemerkbar gemacht. Wir sind von daher sehr froh, dass auf Initiative von RWE die Partie nun an einem Freitagabend stattfinden wird.

Womit wir bei der wirtschaftlichen Seite angekommen sind. Ist Regionalligafußball in Beeck finanziell überhaupt machbar ohne einen großen Hauptsponsor?

JOHNEN Wir müssen dahinkommen, dass hier nicht mehr alles nur an einem einzigen Mann hängt, wir das Ganze auf eine solide wirtschaftliche Grundlage stellen. Auch deswegen sind wir ja dabei, neue Strukturen zu schaffen. Gemeinsam mit Werner Tellers und Stefan Frühling arbeite ich sehr intensiv daran, diesen Prozess voranzutreiben. Wir haben auch schon einiges auf den Weg gebracht. Eine zentrale Rolle nimmt dabei „Günter’s Sportsbar“ ein, unser Stadionzelt-Vereinsheim. Das ist ja beileibe nicht nur bei unseren Regionalliga-Heimspielen geöffnet, sondern auch unter der Woche. Dort kann auch jede Menge Fußball geguckt werden – wir haben Sky und DAZN. Das wird auch sehr gut angenommen. Mit der Resonanz sind wir bislang sehr zufrieden. Ebenso gibt es nun die Möglichkeit, das Zelt für Feste und Veranstaltungen zu mieten. Darüber hinaus müssen wir aber natürlich auch noch weitere Einnahmen generieren.

Sind Sie da schon weitergekommen?

JOHNEN Ja, ein Beispiel: Wir nehmen nun drei Euro Parkplatzgebühr. Das ist auch im Vorstand heiß diskutiert worden, doch wir müssen nun einmal alles selbst bezahlen. Die komplette Anlage muss von uns instandgehalten werden. Das funktioniert nur mit zusätzlichem Personal, das wir selbst finanzieren. Die laufenden Kosten sind in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen, wir müssen uns jeden Bereich ganz genau anschauen und Einsparpotenziale finden. Außerdem ist eine Parkplatzgebühr mittlerweile bei etlichen Vereinen Standard.

Sehr wichtig ist gerade Ihnen die Verankerung des FC im Ort. Da passte die feierliche Enthüllung der Günter-Stroinski-Büste am vergangenen Samstag im Stadionzelt ja bestens rein.

JOHNEN Allerdings, das war ein tolles Erlebnis. Das hat der Verein zusammen mit Schützenbruderschaft und Dorfgemeinschaft im Rahmen der Herbstkirmes gemacht – und so soll es auch grundsätzlich sein. Wir sind kein abgehobener Klub, sondern ein bodenständiger Verein, den gerade auch die Verbundenheit mit dem Ort auszeichnet. Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist uns ganz wichtig, und daher hatte die Aktion, die Büste erst durch den Ort zu tragen und dann ins Stadionzelt, auch eine hohe symbolische Bedeutung. Vom Verein aus wird es im Sommer 2022 noch einen offiziellen Akt dazu geben – wahrscheinlich dann, wenn Borussia Mönchengladbach anlässlich unserer 100-jährigen Vereinsjubiläums das zugesagte Spiel bei uns nachholt.

Wie wollen Sie die Verwurzelung im Ort noch weiter ausbauen?

JOHNEN Wir haben zum Beispiel das System der Einlaufkinder eingeführt. Die kommen von anderen Vereinen. Wenn das als Beispiel Kinder der Sportfreunde Uevekoven machen, dann haben alle, die mit einem Uevekovener Trikot oder Schal ins Waldstadion kommen, freien Eintritt. Bisher hatten wir Einlaufkinder von Klinkum, Broich-Peel, Wassenberg-Orsbeck und der SG Beeck-Wegberg.

Wer ist am Freitag beim Heimspiel gegen die U23 Borussia Mönchengladbachs an der Reihe?

JOHNEN Da werden die Einlaufenden aus einer integrativen Gruppe des FSV Kraudorf-Uetterath kommen.

Was wollen Sie grundsätzlich an den Strukturen noch ändern?

JOHNEN Wir müssen Aufgaben so effektiv wie möglich zuschneiden, müssen die Dinge sinnvoll verteilen. Bis Juni hat sich um vieles Thomas Klingen quasi im Alleingang gekümmert – das läuft jetzt anders. Und eines ist auch klar: Wir sind auf Ehrenamtler angewiesen und müssen dieses Engagement stärken, um den Verein weiter voranzubringen.

Zum Sportlichen: Glauben Sie noch an das Wunder Klassenerhalt?

JOHNEN Eigentlich möchte ich mich aus sportlichen Fragen komplett raushalten. So ganz gelingt mir das aber nicht – schließlich bin ich auch auswärts bei fast jedem Spiel dabei. Fakt ist, dass wir in den meisten Spielen mithalten. Wenn ich sehe, wie toll wir nun die zweite Halbzeit in Aachen gespielt haben oder wie gut die Truppe beim 0:0 in Oberhausen aufgetreten ist, dann besteht doch noch Hoffnung. Umgekehrt haben wir eigentliche Pflichtsiege wie gegen Uerdingen nicht gelandet. Generell möchte ich aber erst mal den weiteren Hinrundenverlauf abwarten. Ganz wichtig sind da sicherlich die Spiele gegen Bonn und Lotte.

Was sagen Sie zu der Einschätzung, dass Beeck die Mittelrheinliga wirtschaftlich leichter stemmen könnte?

JOHNEN Diese Argumentation ist ja weitverbreitet. Der kann ich allerdings nicht folgen. Klar ist die Regionalliga erheblich teurer als die Mittelrheinliga, doch umgekehrt können wir in der Regionalliga auch wesentlich höhere Einnahmen erzielen. Spiele wie gegen Essen und Aachen gibt es in der Mittelrheinliga jedenfalls nicht.

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