SV Helpenstein spielt auf dem Tivoli Das größte Spiel der Vereinsgeschichte

Fussball-Mittelrheinpokal · Am Mittwoch tritt der SV Helpenstein zum Zweitrundenspiel um den Mittelrheinpokal auf dem Tivoli bei Regionalligist Alemannia Aachen an. Die Vorfreude beim Bezirksligisten ist riesengroß. Anstoß ist um 19.30 Uhr.

 Rund 200 Anhänger werden den SV Helpenstein zum großen Spiel auf dem Tivoli begleiten. Gastgeber Alemannia rechnet mit 1200 eigenen Fans.

Rund 200 Anhänger werden den SV Helpenstein zum großen Spiel auf dem Tivoli begleiten. Gastgeber Alemannia rechnet mit 1200 eigenen Fans.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Werner Derichs lässt sich nicht lange bitten: „Ja, das wird das bislang größte Spiel unserer Vereinsgeschichte“, sagt der Vorsitzende des SV Helpenstein. Am Mittwoch tritt der Drei-Dörfer-Verein (siehe Info) auf dem Tivoli an. Eigentlich wäre es ein Heimspiel geworden. Da aus Sicherheitsgründen die Begegnung auf der heimischen Anlage in Wil­denrath nicht ausgetragen werden kann und das Beecker Waldstadion als Ausweichstätte nicht zur Verfügung steht, vereinbarten der SV und die Alemannia einen Heimrechttausch.

„Die Gespräche mit der Alemannia waren äußerst angenehm, so auch mit Geschäftsführer Martin Bader. Wir waren überrascht über die Freundlichkeit der Alemannia-Offiziellen. Das war nicht von oben herab, sondern auf Augenhöhe“, sagt Derichs. Und auch, was die finanziellen Modalitäten angeht, einigten sich die Parteien rasch: „Wir bekommen einen Festbetrag.“

Mit zwei Bussen reist der SVH nach Aachen. Der Bus mit Mannschaft, Trainerteam und Vorstand fährt bereits um 16 Uhr in Wildenrath los, der ebenfalls proppenvolle Fanbus folgt später. Etliche weitere Anhänger werden mit dem Auto anreisen. „Insgesamt rechnen wir mit rund 200 Anhängern“, sagt Derichs. Für die stellt Alemannia einen eigenen Sitzplatzblock zur Verfügung – W4. Gastgeber Alemannia rechne mit rund 1200 eigenen Fans, so Derichs weiter.

 Dominik Hahn spielt beim SVH rechts in der Dreierkette. „Er ist unser bester Mann“, so Trainer André Lehnen.

Dominik Hahn spielt beim SVH rechts in der Dreierkette. „Er ist unser bester Mann“, so Trainer André Lehnen.

Foto: Fupa

Das Feld sei jedenfalls bestellt. „Es gab in der Kürze der Zeit eine Menge zu erledigen. Darunter waren Aufgaben wie Ticketing, die für uns völlig ungewohnt waren“, erläutert Derichs – und stattet ausdrücklich folgenden Mitstreitern seinen besonderen Dank ab: „Wahnsinn, was unser 2. Vorsitzender Adolf Hoffmann, der Sportliche Leiter Nino Musebrink, der 2. Kassierer Marcel Meyer und Beisitzerin Sille Hoffmann in den vergangenen Tagen alles organisiert haben.“

Nun freue er sich einfach nur noch aufs Spiel: „Wir fahren jetzt nach Aachen, tauschen die Wimpel – und dann wird Fußball gespielt. Wir wollen es genießen.“ Das will auch Trainer André Lehnen, betont aber auch: „Natürlich wollen wir uns auch gut verkaufen, hoffen, dass das Ergebnis nicht zu deutlich wird. Anders als in der Bezirksliga, wo wir ganz oben mitspielen, muss bei diesem Gegner unsere Frustrationstoleranz sehr hoch sein. Wir dürfen uns da nicht durch ein Gegentor aus der Bahn werfen lassen. Stattdessen müssen wir versuchen, uns möglichst schadlos von Viertelstunde zu Viertelstunde zu hangeln.“

 Er bringt Tivoli-Pokalerfahrung mit: Mit Beeck spielte Kristian Wurzer dort 2013 das Halbfinale.

Er bringt Tivoli-Pokalerfahrung mit: Mit Beeck spielte Kristian Wurzer dort 2013 das Halbfinale.

Foto: Fupa

Die Alemannia nahm er vergangenen Samstag gemeinsam mit seinem Co-Trainer Mario Lehnen vor Ort unter die Lupe – bei deren desaströsem 0:5 beim Wuppertaler SV im Stadion Zoo. „Davon lassen wir uns aber nicht blenden, Aachen spielt nun mal drei Klassen höher als wir. Wenn wir auf unserem kleinen Kunstrasen gespielt hätten, hätten wir vielleicht eine zehnprozentige Chance gehabt. Auf dem großen Aachener Rasen ist die Chance noch einmal deutlich geringer. Das größte Problem könnten dabei nachlassende Kräfte werden“, sagt André Lehnen.

Am Montagabend bat er seine Jungs im Vereinsheim zur detaillierten Videoanalyse der Alemannia. Durchgeknetet wurden sie zuvor von Physiotherapeut Martin Pirog, den sich der SV von Regionalligist FC Wegberg-Beeck „ausgeliehen“ hat – auch für das Spiel selbst.

Ein Akteur in Helpensteins Kader weiß aus eigener Erfahrung, wie sich ein Mittelrheinpokalspiel auf dem Tivoli anfühlt: Routinier Kristian Wurzer gehörte am 23. ­April 2013 zu Beecks Aufgebot. Der FC trat damals im Halbfinale auf dem Tivoli an, verlor vor 3500 Zuschauern durch ein Tor kurz vor Ende der Verlängerung 1:2. Wurzer kam zwar nicht zum Einsatz, bekam die Atmosphäre aber natürlich voll mit.

„Es war eine megageile Erfahrung. Es ist toll, so etwas nun noch einmal erleben zu dürfen – und nun wahrscheinlich sogar auf dem Platz. Wenn man da schon die Katakomben betritt, danach den Platz und die großen Tribünen sieht, ist das was ganz Besonderes – auf alle Fälle für uns Jungs vom Dorf“, bekräftigt der 33-Jährige. Schon direkt nach der Auslosung sei im Verein eine riesige Euphorie ausgebrochen. „Seitdem fiebern hier alle diesem Spiel entgegen. Und da wollen uns auch anständig präsentieren.“

Für Werner Derichs ist Aachen auch nicht einfach „nur“ ein Regionalligist: „Die Alemannia lebt sehr von der Tradition. 1969 ist sie sogar Deutscher Vizemeister hinter Bayern München geworden – im Jahr darauf stieg sie wohl ab.“ Die Alemannia gehört in der Regionalliga West zweifellos zu den Vereinen, die ein „gefühlter“ Zweitligist sind. Hinter dem unangefochtenen Zuschauerkrösus RW Essen (im Schnitt 9600) und Preußen Münster (5300) hat die Alemannia, die nun wieder vom langjährigen Coach Fuat Kilic trainiert wird, mit 4500 aktuell die drittmeisten Zuschauer der Liga.

Auch wenn das Erkelenzer Land fantechnisch in erster Linie Borussia-Mönchengladbach-Land ist: Auch hierzulande gibt es etliche Alemannia-Anhänger. So gab es in Erkelenz-City über etliche Jahrzehnte einen Alemannia-Stammtisch. Und in der Erkelenzer Lokalsport-Ausgabe der Rheinischen Post gab es seit Ende der 60er-Jahre über gut zwei Jahrzehnte den wöchentlichen „Alemannia-Brief“ – diese Kolumne erschien stets in der Freitagausgabe.

2009, noch zu seligen Zweitliga-Zeiten, wurde der neue Tivoli eröffnet. Der damalige Aachener Hauptsponsor stellte der RP Erkelenz die folgenden drei Jahre für jedes Heimspiel der Alemannia gut 30 Sitzplatz-Tribünenkarten gratis zur Verfügung, die diese Redaktion dann über eine Telefonaktion verloste. Die Resonanz war da stets groß.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort