Fußball Mit großen Personalsorgen ins Stadion am Zoo

Wegberg · Regionalliga: Beeck spielt morgen in Wuppertal und feiert dort ein Wiedersehen mit Enzo Wirtz. Professionelle Strukturen beim WSV.

 In Beecks erstem Regionalligajahr stürmte Enzo Wirtz (Mitte, wird hier von Oberhausens Sinan Kurt abgeräumt) noch für den FC. Seit Sommer 2016 spielt er für Wuppertal - und trifft damit morgen auf seinen alten Verein.

In Beecks erstem Regionalligajahr stürmte Enzo Wirtz (Mitte, wird hier von Oberhausens Sinan Kurt abgeräumt) noch für den FC. Seit Sommer 2016 spielt er für Wuppertal - und trifft damit morgen auf seinen alten Verein.

Foto: JÜRGEN LAASER (ARCHIV)

Das Stadion am Zoo in Wuppertal ist eines der ältesten Fußballstadien, die es in NRW gibt. 1924 wurde es eröffnet, seit 1983 steht es unter Denkmalschutz. Nach diversen Umbauten fasst es heute 23.000 Zuschauer. Das Stadion hat eine eigene Schwebebahnstation. Beheimatet ist hier der Wuppertaler SV. Seine beste Zeit hatte der von 1972 bis 1975 - da kickten die Bergischen in der Bundesliga, belegten am Ende ihrer Premierensaison in der Ersten Liga 1973 den vierten Platz und zogen damit in den UEFA-Pokal ein.

All das interessiert Friedel Henßen allenfalls am Rande. Den Teamchef des FC Wegberg-Beeck plagen vor dem morgigen Spiel in Wuppertal (Anstoß 14 Uhr) beträchtliche Personalsorgen. Denn neben den Langzeitverletzten Lorenz Klee, Armand Drevina und Nils Kochan sowie dem weiterhin wegen fehlender Papiere in seinem Heimatland Ghana weilenden Ortis Kumanini drohen weitere Akteure auszufallen. Das kleinste Fragezeichen steht noch hinter Marius Müller, der mit Leistenproblemen kurzfristig im Rurdorfer Sommercupfinale gegen Borussia Freialdenhoven ausfiel. Ein größeres steht hinter Simon Küppers, der sich beim Auftaktspiel in Düsseldorf am Knöchel verletzt hatte. Ein noch größeres schließlich hinter Joshua Holtby, der in Rurdorf bereits nach einer guten halben Stunde ausgetauscht werden musste und im Anschluss dick am Oberschenkel bandagiert durch die Gegend lief. "Es könnte eine Muskelverhärtung sein", meint Holtby.

Der Gerderather Jung ist auf alle Fälle der einzige Beecker Akteur, der in der vergangenen Regionalliga-Saison schon gegen Wuppertal gespielt hat - im Trikot des SV Rödinghausen. "In Wuppertal ging es zur Sache. Die Mannschaft kam von der Physis, spielte viel mit langen Bällen. Da gab's etliche Kopfballduelle. Und die vielen Zuschauer haben das Team nach vorne gepeitscht", erinnert sich Holtby.

Auch morgen erwartet Henßen einen druckvollen WSV: "Wuppertal ist durch die Bank sehr gut besetzt, wird früh die Entscheidung suchen. Natürlich sind wir krasser Außenseiter - erst recht angesichts unseres aktuellen Personalstands." Die Flinte ins Korn wirft der Teamchef deswegen aber nicht: "Egal, wer bei uns aufläuft: Ich erwarte einfach, dass wir uns anders als in Düsseldorf präsentieren, mit einer Riesenmentalität ins Spiel gehen, dagegenhalten und einfache Fehler vermeiden. Was dann dabei herauskommt, werden wir sehen."

Dazu erwartet Henßen eine große Kulisse: "Nach Wuppertals Derbysieg in Essen dürften einige 1000 Zuschauer kommen, da wird Stimmung sein. Doch für diese Spiele sind wir aufgestiegen, genau die wollten wir haben." Und eines fordert Henßen: "Wir wollen nicht nur die Bälle links und rechts Richtung Tribüne schießen, sondern schon auch Fußball spielen." Nach Möglichkeit verhindern will das unter anderem Enzo Wirtz. Der 21-Jährige spielte in Beecks erster Regionalligasaison 2015/2016 selbst für den FC, wechselte danach zum WSV. Nachdem er im ersten halben Jahr dort zumeist als Einwechselspieler zum Zuge kam, hat sich der Angreifer danach einen Stammplatz gesichert, kam zuletzt jeweils auf der rechten Seite zum Einsatz. "Vor Enzo ziehe ich meinen Hut", sagt Henßen vor dem Wiedersehen.

Auch in Beeck hatte sich Wirtz nicht auf Anhieb durchgesetzt. Was ihm fußballerisch vielleicht ein wenig abging, machte er mit umso größerem Willen, Einsatz und Leistungsbereitschaft dann aber mehr als wett. "Ich bin einfach sehr ehrgeizig", sagt Wirtz selbst. Diese Qualität honoriert nun auch sein Trainer Stefan Vollmerhausen.

"Es macht hier richtig Spaß. Auch der Zusammenhalt im Team ist riesig. Und solche Spiele wie nun vor über 10.000 Zuschauern in Essen pushen extrem. Das war einfach megageil", schwärmt Wirtz, der im Grunde nun seinen Traum lebt: De facto ist er ein Profi. Für den WSV ist der Student der Fontys-Universität Venlo auch nach Wuppertal gezogen. Zweimal in der Woche - in der Regel dienstags und mittwochs - wird sogar zweimal täglich trainiert, die weiteren Tage einmal. "Und der Montag ist in der Regel frei", ergänzt Wirtz.

Jahrzehntelang war der WSV von seinem Mäzen Friedhelm Runge abhängig - davon hat er sich komplett gelöst. Die neuen professionellen Strukturen und weitere nötige Schritte dorthin werden detailliert im Konzept "WSV 2020" erläutert, das der Verein Anfang des Jahres vorstellte. Demnach soll die Rückkehr in die 3. Liga spätestens im Jahr 2020 gelungen sein. Dazu wird der Etat für die Erste Mannschaft Jahr für Jahr um etwa 200.000 bis 250.000 Euro erhöht - noch liegt er geschätzt bei knapp einer Million Euro.

Auch von solchen Zahlen kann Beeck nur träumen. Ein klein wenig Mut macht vielleicht der bislang letzte Beecker Auftritt im Zoostadion: Am 1. September 2001 spielte Beeck beim WSV in der damaligen Oberliga Nordrhein 3:3. Ein gewisser Markus Lehnen erzielte dabei für den FC zwei Tore - heute ist dieser Beecks Trainer der Reserve.

(emo)
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