Fußball Lewis' kleiner Bruder kickt nun wieder in der Heimat

Erkelenz · Der 21-jährige Gerderather ist Beecks prominentester Zugang und auf Anhieb integriert - auch dank seines fröhlichen Naturells.

 Einen prima Einstand im FC-Dress feierte gestern Joshua Holtby, der zur zweiten Hälfte beim 4:1 in Düsseldorf eingewechselt wurde und vor der Abwehr spielte. "Er hat das Spiel direkt geordnet", lobte Trainer Dirk Ruhrig.

Einen prima Einstand im FC-Dress feierte gestern Joshua Holtby, der zur zweiten Hälfte beim 4:1 in Düsseldorf eingewechselt wurde und vor der Abwehr spielte. "Er hat das Spiel direkt geordnet", lobte Trainer Dirk Ruhrig.

Foto: Michael Schnieders

WEGBERG Vor zwei Jahren, als der FC Wegberg-Beeck zum ersten Mal das Abenteuer Regionalliga wagte, floppte der als Königstransfer gedachte Zugang. Der von Bayern München II verpflichtete Lennart Ingmann und Beeck: Das passte einfach nicht - auf und außerhalb des Platzes. Nach wenigen Wochen kam es folglich bereits wieder zur Trennung.

Nun spielt der FC wieder 4. Liga - und hat im Grunde nur einen Spieler dezidiert wegen der Regionalliga geholt: Joshua Holtby (21), jüngerer Bruder von HSV-Profi Lewis Holtby, ist der einzige der vier externen neuen Spieler, der erst nach dem feststehenden Aufstieg verpflichtet wurde - und daher so etwas wie Beecks Königstransfer 2017.

Die Gefahr, dass sich die Geschichte von 2015 nun mit Holtby wiederholt, ist freilich ausgeschlossen - der Gerderather Jung ist bereits nach der ersten Trainingswoche voll integriert. Wofür es mehrere Gründe gibt. Da ist zum einen sein sehr offenes Naturell: "Ich bin immer gut drauf, mache gerne einen Spaß, bringe Leute zum Lachen und sorge für gute Stimmung. Ich bin eben ein Rheinländer", charakterisiert er sich selbst.

Dazu kickt er nun in der Heimat - und auch noch mit seinem seit Kindheitstagen besten Freund zusammen: Nico Czichi. Der Wassenberger stellte auch den Kontakt her, nachdem klar war, dass Holtbys Vertrag bei Regionalligist SV Rödinghausen nicht verlängert werden würde. Dorthin war der gebürtige Gerderather 2016 von Borussia Mönchengladbach II gewechselt. Zu den Fohlen war er bereits 2003 im zarten Alter von sieben Jahren gewechselt, nachdem er das ganz kleine Fußballeinmaleins bei der Sparta gelernt hatte.

Und weil er ein Rheinländer ist, geht er auch mit einer gehörigen Portion Optimismus die Herkulesaufgabe an: "Natürlich wird es sehr schwer, vier Teams hinter uns zu lassen. Doch im Fußball ist vieles möglich. Wir wollen auf alle Fälle für einige Überraschungen sorgen."

In Rödinghausen kam Holtby auf 24 Regionalliga-Einsätze, schoss dabei zwei Tore. "Es war für mich eine sehr lehrreiche Zeit, nachdem ich im Jahr zuvor bei Borussia nicht so viel gespielt hatte." Häufig kam er beim SV rechts in der Kette zum Einsatz. "Eigentlich bin ich aber ein Zentrumsspieler - egal, ob auf der Sechs, Acht oder Zehn." Seine Stärken sieht Holtby im Passspiel, in der Übersicht und in der Laufbereitschaft. "Ich mache gerne Lücken zu, bin ein Kilometerfresser." Arbeiten müsse er dagegen an der Handlungsschnelligkeit: "Ich muss lernen, eine Situation noch schneller zu erfassen, mich dann auch rascher vom Ball zu trennen."

Und wenn er auch seinen Profitraum noch nicht ganz ausgeträumt hat ("man sollte nie nie sagen"), so kann sich Joshua Holtby nun durchaus auch ein Berufsleben außerhalb des Fußballs vorstellen: "Ich denke nun schon darüber nach, mir ein zweites Standbein aufzubauen, kann mir auch eine Ausbildung vorstellen."

Die Verpflichtung Holtbys fasst Teamchef Friedel Henßen kurz und bündig so zusammen: "Joshua hatte gerade keinen Verein, Nico ist sein bester Freund, und dass wir einen Jungen, der um die Ecke wohnt, auf dem Radar haben, ist ja auch nicht so ungewöhnlich."

Bleibt die Frage, wie Joshua Holtby damit umgeht, häufig in erster Linie als Lewis' kleiner Bruder wahrgenommen zu werden. Die Antwort kommt ebenso schnell wie eindeutig: "Das nervt mich überhaupt nicht. Ich bin unendlich stolz darauf, dass ich der Bruder von Lewis bin, er es im Profifußball geschafft hat. Ganz klar, Lewis ist mein großes Vorbild - auch als Fußballer. Er ist ja auch ein ähnlicher Spielertyp." Nur eine Frage stelle er sich zuweilen schon einmal: "Bin ich bei Borussia nur mitgeschleppt worden, weil ich der Bruder von Lewis bin und die sich daher Ähnliches von mir erhofft haben? Das würde ich schon mal gerne wissen."

Und Mutter Holtby? Die kann sich freuen, ihren jüngeren Sohn nun wieder daheim in Gerderath zu haben. Holtby: "Sie würde sich aber natürlich ebenso freuen, wenn ich als Profi irgendwo spielen würde."

(emo)
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