Interview Manfred Maschke und Beate Rönnebeck „Nichtstun ist für uns keine Option“

Interview | Amateursport · Der Vorsitzende und die Geschäftsführerin des Stadtsportverbandes Wegberg blicken auf ihre Arbeit in diesem Jahr zurück und verraten, was sie 2022 so alles vorhaben. Heftige Kritik äußern sie am übergeordneten Kreissportbund Heinsberg.

 Vorsitzender Manfred Maschke und Geschäftsführerin Beate Rönnebeck vom Stadtsportverband Wegberg.

Vorsitzender Manfred Maschke und Geschäftsführerin Beate Rönnebeck vom Stadtsportverband Wegberg.

Foto: SSV Wegberg

Seit gut drei Jahren führen Manfred Maschke und Beate Rönnebeck gemeinsam den Wegberger Stadtsportverband (SSV). Knapp die erste Hälfte ihrer bisherigen Amtszeit konnten sie tatkräftig gestalten – danach griff Corona natürlich auch in die Aktivitäten des SSV massiv ein. Dass sie sich aber nicht unterkriegen lassen, wurde im ausführlichen Gespräch mit dieser Redaktion deutlich. Dazu gaben Sie eine Menge Hinweise, wie für Sportvereine staatliche Fördertöpfe anzuzapfen sind.

Wie fällt Ihre Bilanz für 2021 aus?

MASCHKE Aktivitäten waren natürlich nur eingeschränkt möglich. Wir haben aber das gemacht, was wir machen konnten – so unsere Sportlerehrung und den Sportabzeichentag.

RÖNNEBECK Das war zwar alles immer mit weit mehr Aufwand als sonst verbunden, aber einfach nichts zu machen, ist für uns keine Option. Was wir coronakonform durchführen können, machen wir auch. Wir mussten freilich die Erfahrung machen, dass auch bei niederschwelligen Angeboten wie „Sport im Park“ die Zurückhaltung sowohl bei Übungsleitern als auch Teilnehmern teilweise recht groß war – und das, obwohl diese Angebote draußen waren und völlig coronakonform stattfinden konnten. Schön ist aber, dass wir unseren Vorstand nach Lukas Kamp und Yvonne Heinen weiter verjüngen konnten: Mein Sohn Maximilian ist nun Kassierer. Er war uns bereits einige Male beim Auf- und Ausbau unserer digitalen Strukturen behilflich, und nach einiger Überzeugungsarbeit unsererseits hat er sich bereiterklärt, dieses Amt zu übernehmen. Wir schätzen die Zusammenarbeit mit den jüngeren Vorstandsmitgliedern sehr, da sie andere Sichtweisen einbringen. Wir verlassen uns aber auch sehr gerne auf die Mithilfe unseres „altgedienten“ Vorstandskollegen Klaus Hampel, da er im Ruhestand zeitlich am flexibelsten ist.

Was haben Sie für 2022 vor?

RÖNNEBECK Eine ganze Menge. „Mathe schützt nicht vor Ertrinken“ wollen wir im nächsten Jahr sogar zweimal veranstalten, um die durch Corona ausgefallenen Termine nachzuholen und so allen Grundschulkindern des Stadtgebietes die Teilnahme zu ermöglichen. Der erste Termin liegt in der zweiten Januarhälfte und wird unsere erste Veranstaltung im neuen Jahr sein. Der richtet sich an die aktuellen Drittklässler. Im September folgt Teil zwei mit den dann neuen Drittklässlern. In Erkelenz ist „Mathe schützt nicht vor Ertrinken“ wegen Bedenken von Schulen und Eltern vor kurzem abgesagt worden – bei uns gottlob nicht. Die Veranstaltung werden wir wie gehabt in enger Zusammenarbeit mit der DLRG Wegberg machen. Frank Künkels ist da federführend.

MASCHKE Am 5. April beginnt dann unser zehnwöchiger Workshop zur Vorbereitung auf das Sportabzeichen im Wegberger Hans-Gisbertz-Stadion. Der Sportabzeichentag selbst ist am 18. Juni. Wir haben in Gütersloh sogar die Prüfberechtigung für das Abzeichen „Menschen mit Behinderung“ erworben, um auch diesen Menschen das Sportabzeichen bei uns zu ermöglichen. Und am 3. September wollen wir wieder die Aktion „Kids4Fun“ in und um die Dreifachhalle an der Masseiker Straße in Wegberg veranstalten. Die Sportvereine bieten an diesem Tag Kindern die Möglichkeit an, Sportarten kennenzulernen und auszuprobieren.

RÖNNEBECK Generell ist unser Plan, das Sportabzeichen wieder mehr in die Schulen zu bringen. Das Wegberger Maximilian-Kolbe-Gymnasium war bei der Zahl der absolvierten Sportabzeichen eine ganze Zeit lang sogar NRW-weit die Nummer eins. Wir wissen aber auch, dass das mehr oder weniger an einer einzigen Person lag: den mittlerweile verstorbenen Sportlehrer Jan Kreuk. Wir wollen es zumindest aber wieder ein bisschen mehr in diese Richtung bringen.

Und wie ist es um die Zusammenarbeit mit den Kindergärten bestellt?

MASCHKE Über das Förderprogramm „Sportplatz Kommune“ haben wir vom Land 12.000 Euro für unser Vorhaben bekommen, Übungsleiter für Sportangebote in die Kitas zu bringen. Das Angebot lief über zwei Jahre und wurde von den Kitas sehr gut angenommen. Leider läuft die Förderung diesen Monat aus. Wir suchen nun eine Möglichkeit, die Sportförderung in den Kitas weiter anbieten zu können.

Wie ist der aktuelle Stand für Wegberg beim NRW-Förderprojekt „Moderne Sportstätte 2022“? Immerhin konnten Sie da 380.000 Euro verteilen.

RÖNNEBECK 317.000 Euro haben wir bislang ausgegeben, nachdem wir von den Vereinen Anträge für insgesamt 900.000 Euro hatten. Doch die beteiligten Vereine waren einsichtig, dass eben bei weitem nicht alles über diesen Fördertopf realisiert werden kann.

MASCHKE Ein Verein, für den eine Förderung von 50.000 Euro vorgesehen war, hat leider den digitalen Antrag nicht erstellt bekommen, obwohl wir mehrfach Unterstützung angeboten hatten. Wir haben den Betrag wieder allen antragsberechtigten Vereinen zur Verfügung gestellt.

Was geschieht mit dem Geld?

MASCHKE Wir haben neue Anträge zugelassen – drei an der Zahl. Der FC Wegberg-Beeck möchte Geld für eine Sonnenschutzfolierung seines neuen Stadionzelts – dadurch lässt sich ein gehöriges Energieeinsparpotenzial erzielen. Die Golfclubs in Merbeck und Wildenrath möchten eine Förderung für energetische Modernisierungsmaßnahmen.

RÖNNEBECK Im Februar 2022 läuft die Förderung aus. Bis dahin müssen alle Anträge gestellt sein. Generell machen wir aber immer wieder auch diese Erfahrung: Mit allem, was digital ist, haben viele Vereine noch ganz große Probleme. So ein Antrag ist auch nicht ganz leicht zu stellen, zumal die Vorgaben genau eingehalten werden müssen. Da ist zum Beispiel die Frage zu klären, in welchem Maß ein Verein vorsteuerabzugsberechtigt ist oder nicht.

MASCHKE Wir unterstützen die Vereine gerne in jeglicher Hinsicht, doch unser Zeitbudget ist nun einmal auch begrenzt. Wir beide haben einen Fulltime-Job – und mit der Arbeit für den SSV kommt quasi noch einmal ein Halbtagsjob obendrauf. Trotz allen Einsatzes können wir es nicht allen recht machen.

Spielen Sie damit konkret auf etwas an?

MASCHKE Ja. Der SC Wegberg ist verstimmt, weil wir ihn bei diesem Förderprogramm nicht berücksichtigt haben. Doch er erfüllte mit der Ophover Mühle einfach nicht die Fördervoraussetzungen. Daraufhin wurden wir von einem SCW-Vorstandsmitglied am Telefon beleidigt mit der Unterstellung, dass der Stadtsportverband etwas gegen den SC Wegberg hätte. Doch das ist absoluter Quatsch.

RÖNNEBECK Wir haben den SC Wegberg auch vergeblich darauf aufmerksam gemacht, dass es für seinen Fall eine andere Fördermöglichkeit gibt: die sogenannte „Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung der Strukturentwicklung des ländlichen Raums“ des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Natur und Verbraucherschutz. Profitieren können davon Sportvereine im ländlichen Raum – also auch Vereine bei uns. Der TC Wegberg zum Beispiel hat diese Förderung für die Sanierung seiner Sanitäranlagen genutzt – mit 75 Prozent wurde diese Maßnahme vom Land im Endeffekt kräftig bezuschusst.

Insgesamt hat NRW fürs Programm „Moderne Sportstätte 2022“ 300 Millionen Euro bereitgestellt. Davon hat das Land bislang 270 Millionen Euro ausgegeben – bleiben noch 30 Millionen Euro. Was geschieht mit denen?

MASCHKE Für den Kreis Heinsberg gibt es insgesamt noch einen Nachschlag von 500.000 Euro für den Outdoorbereich. Für Wegberg hätten wir davon gerne 80.000 Euro. So viel kostet – inklusive Aufstellung – eine sogenannte Calisthenics-Anlage, die wir im Stadtpark für die Personengruppe der Senioren installieren lassen wollen. Calisthenics sind Geräte aus Edelstahl, an denen man sich sportlich betätigen kann. Wir hoffen, wir bekommen das Geld dafür.

Gibt es weitere staatliche Fördermöglichkeiten?

RÖNNEBECK Allerdings. Es gibt viele Töpfe. Man muss sich ständig informieren – zum Beispiel über den entsprechenden Newsletter der Landesregierung. Andrea Milz, die Staatssekretärin unter anderem für Sport, ist richtig gut. Die kann man ebenso kontaktieren wie auch Ministerialrat Detlef Berthold, den Leiter des Referats Sportstätten in der NRW-Staatskanzlei. Der ist sehr pragmatisch, vergisst nichts und kümmert sich wirklich auch um unsere Anliegen.

MASCHKE Und noch ein Beispiel aus eigener Praxis: Über das Förderprogramm „Gemeinsam wirken in Zeiten von Corona“ haben wir für unsere Vorstandsarbeit, genau gesagt für die digitale Kommunikation, sechs Rechner im Wert von insgesamt 3000 Euro bewilligt bekommen. Die stammen von der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt.

Apropos Vernetzung: Wie läuft denn die Zusammenarbeit mit Wegbergs Rat und Verwaltung?

MASCHKE Wir haben sowohl zum SPD-Bürgermeister Michael Stock als auch zum CDU-Fraktionsvorsitzenden Marcus Johnen einen sehr guten Draht. Ein super Verhältnis unterhalten wir auch zur Ersten Beigeordneten Christine Karneth und Sport-Fachbereichsleiter Gerd Pint. Wo die Möglichkeit besteht, unterstützen sie uns.

RÖNNEBECK Wir haben uns dieses Verhältnis über Geben und Nehmen aufgebaut. Wir sind erfolgreich aktiv für den Sport, was zum Nutzen der Stadt ist, und erhalten dadurch Unterstützung für unsere Ideen und weitere Vorhaben.

Wie ist denn die Zusammenarbeit mit dem übergeordneten Kreissportbund (KSB) Heinsberg?

MASCHKE Da gibt es leider keine mehr. Unter dem KSB-Vorsitzenden Ronnie Goertz gab es die sogenannte Konferenz der Stadtsportverbände. Das war eine super Einrichtung, quartalsmäßig haben wir uns ausgetauscht und gegenseitig unterstützt. Die neue KSB-Führung hat diese Konferenz dann aber abgeschafft – im März 2020 wurde sie in der Jahreshauptversammlung aus der Satzung gestrichen.

RÖNNEBECK Ich war bis dahin Sprecherin der SSV-Konferenz, war völlig geschockt. Leider hat sich in der Versammlung ansonsten aber kein Widerstand gegen die Streichung geregt. Seitdem gibt es keinen Austausch mehr untereinander. Der neue KSB-Vorsitzende Jürgen Meuser meinte lapidar, es gebe doch ohnehin keine Themen, über die sich die Stadtsportverbände austauschen müssten. Doch das ist absoluter Schwachsinn. Als zum Beispiel das Thema Datenschutz aktuell war und die Frage im Raum stand, wie wir damit umgehen sollten, haben wir Stadtsportverbände uns sehr rege ausgetauscht. Da ist eine Menge bei rumgekommen.

Zum Abschluss ein leichteres Thema: Im vergangenen Jahr wurde der SSV Wegberg 40 Jahre alt. Gefeiert werden konnte das coronabedingt aber nicht. Wollen Sie das in irgendeiner Form noch nachholen?

Maschke Ja. Anfang des nächsten Jahres wird unser dringend benötigtes Büro samt Materialraum in der Beecker Turnhalle fertig. Wenn es so weit ist, wollen wir den Einzug gemeinsam mit dem 40-Jährigen feiern.

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