Leichtathletik In vier Schritten zum Deutschen Sportabzeichen

Sportabzeichen · Erst Kugelstoßen, dann Seilchenspringen und zweimal Schwimmen – Zeugnis eines schweißtreibenden Selbstversuchs beim Sportabzeichenfest

 Lehrbuchmäßig ist die Technik beim Kugelstoßen nicht – RP-Sportredakteurin Hendrike Spaar schafft aber dennoch die geforderte Weite.

Lehrbuchmäßig ist die Technik beim Kugelstoßen nicht – RP-Sportredakteurin Hendrike Spaar schafft aber dennoch die geforderte Weite.

Foto: Jürgen Laaser

Es ist Samstagmittag kurz vor 12 Uhr – mit meinem rot-schwarzen Rucksack auf dem Rücken schlendere ich ganz gemütlich über die Tartanbahn im Willy-Stein-Stadion. Überall um mich herum wuseln Helfer, die mit ihren hellblauen T-Shirts problemlos zu erkennen sind, und die letzte Hand anlegen. Denn in wenigen Minuten geht es los: das dritte Sportabzeichenfest des TV 1860 Erkelenz. Und anders als sonst, wenn ich nur von Sportereignissen berichte, bin ich dieses Mal mittendrin, statt nur dabei. Denn nach der Reform des Deutschen Sportabzeichen, das in diesen Tagen 100 Jahre alt wird, habe ich mir fest vorgenommen, die Anforderungen für den Fitnessorden selbst abzulegen.

 Bevor es richtig zur Sache geht, ist Aufwärmen angesagt: Maskottchen Trimmy versammelt den Nachwuchs, damit es losgehen kann.

Bevor es richtig zur Sache geht, ist Aufwärmen angesagt: Maskottchen Trimmy versammelt den Nachwuchs, damit es losgehen kann.

Foto: Kreissportbund

Und nach umfangreichen Internetrecherchen ist schnell klar: Im Kraftbereich werde ich Kugelstoßen, im Bereich der Koordination Seilchenspringen und für die Anforderungen im Schnelligkeit- und Ausdauerteil werde ich ins Schwimmbad ausweichen. Zuerst einmal muss ich mich allerdings registrieren. Für vier Euro erhalte ich einen Laufzettel, auf dem ich meinen Namen und mein Geburtsdatum notieren muss, anschließend wird er in eine kleine Hülle an ein Schlüsselband gepackt. Danach absolviere ich ein kurzes Aufwärmprogramm und begebe mich frohen Mutes zum Kugelstoßring. Dort treffe ich auf erste Mitstreiterinnen, die ihrerseits die Eisenkugel auf Weite bringen wollen. Gemacht habe ich das schon mal, aber damals ging ich noch zur Schule. Also ist guter Rat teuer: "Ziele auf den Baum", sagt Sportabzeichenprüfer Kurt Mohrhenn, "und hasse die Kugel" – zwei Tipps die ich wohl ganz gut beherzige, denn schon im ersten Stoß schaffe ich die geforderte Weite von 7,24 Meter – meine Kugel landet bei 7,34. Meter. Auf den Geschmack gekommen wage ich einen weiteren Stoß und lege noch einmal elf Zentimeter zu – kaum zu glauben, denn meine Technik ist natürlich alles andere als lehrbuchmäßig.

So motiviert geht es in die Turnhalle zum Seilspringen. 60 Sprünge im Laufschritt sind das Ziel – nach meinem Dafürhalten der leichteste Part des Tages. Allerdings sehe ich mich schnell getäuscht. Schon alleine das Raussuchen des richtigen Springseilchens ist eine kleine Herausforderung. Aus einer Kiste quellen mehrere Dutzend bunte Seilchen heraus, die allerdings mit dem herkömmlichen Hanfseil nicht mehr viel gemeinsam haben. Und so gilt es, anhand der Farbe die richtige Länge zu ermitteln. Trotz einiger Probesprünge erwische ich offensichtlich die falsche Farbe: Mein erster Versuch endet bei mickrigen 29 Wiederholungen und langsam kommen erste Zweifel auf. Entmutigen lasse ich mich aber nicht: Ich schnappe mir ein längeres Gummiseil und gehe meinen zweiten Versuch an: Die ersten 30 Sprünge sind ein Klacks, die nächsten zehn auch noch gut zu überstehen, danach muss ich allerdings schon ganz schön die Zähne zusammenbeißen und ordentlich knautschen. Nach 60 Sprüngen fließt der Schweiß in Strömen, die Beine sind schon ein bisschen wackelig und ich bin froh, diese Disziplin hinter mich gebracht zu haben. Beendet ist mein Selbstversuch damit aber noch nicht – gerade einmal die Hälfte ist geschafft.

Jetzt heißt es allerdings erst mal, kurz durchzuschnaufen und meine Sportsachen gegen den Badeanzug einzutauschen. Im Erka-Bad will ich den Schnelligkeit- und den Ausdauerteil absolvieren – ein Unterfangen, das mir als ehemalige Leistungsschwimmerin leicht fallen sollte. Und vor dem Start für die 25 Meter bin ich auch noch vollkommen tiefenentspannt: Eine Bahn in 29 Sekunden, das ist dann doch keine Herausforderung. Nach 16 Sekunden Kraulschwimmen schlage ich wieder an und muss noch nicht einmal tief durchatmen. Und so mache ich mich frohen Mutes an die Ausdauerstrecke: 800 Meter in 19:15 Minuten, das sollte doch zu schaffen sein, auch wenn es etwa zehn Jahre her ist, dass ich zum letzten Mal Bahnen gezogen bin. Im Wasser sehe ich dann meinen Irrtum allerdings ziemlich schnell ein: Nach den ersten 100 Metern brennen bereits Arme und Lunge und ich schwenke ganz schnell von Kraul auf Brust um. Nun geht es nur noch darum, durchzuhalten: Langsam finde ich meinen Rhythmus, wechsel alle vier Bahnen von Brust auf Rücken und schlage völlig entkräften nach 32 Bahnen und 17:04,53 Minuten wieder an. Mein Kopf ist knallrot, mein ganzer Körper schlapp – aber ich habe es geschafft. So wie weitere knapp 100 Teilnehmer: "Wir sind sehr zufrieden", sagt Mitorganisatorin Petra Zittrich "der Tag war ein voller Erfolg. "

Mein Fazit: Die Anforderungen des Sportabzeichens, sind mit ein bisschen Training zu schaffen. Also einfach selbst mal ausprobieren.

Verleihung Alle, die im Laufe des Jahres beim TV Erkelenz das Deutsche Sportabzeichen absolvieren, bekommen ihre Urkunde Ende des Jahres bei einer Feierstunde in der Oerather Mühle verliehen. Los geht es am Freitag, 29. November, um 18 Uhr mit den Kindern, ab 19.30 Uhr sind dann die Erwachsenen an der Reihe.

(RP)
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