Fußball In Beeck will Ingmann den Spaß am Fußball wiederfinden

Wegberg · Lennart Ingmann blickt auf fünf von Verletzungen geprägte Jahre beim FC Bayern zurück.

 Lennart Ingmann (r.) fühlt sich hinter den Spitzen am wohlsten. "Ein Stürmer bin ich eigentlich nicht", sagt der 19-Jährige.

Lennart Ingmann (r.) fühlt sich hinter den Spitzen am wohlsten. "Ein Stürmer bin ich eigentlich nicht", sagt der 19-Jährige.

Foto: JÜRGEN LAASER

Die neuen Mannschaftskollegen haben ihm noch keine Löcher in den Bauch gefragt, und darüber ist Lennart Ingmann, sicherlich der ungewöhnlichste Zugang von Regionalliga-Aufsteiger FC Wegberg-Beeck, auch sehr froh. "Ich möchte nicht darauf reduziert werden. Das spielt hier keine Rolle", sagt der 19-Jährige mit Blick auf seine Vergangenheit. Die ist aber fürwahr bemerkenswert: Im Alter von 14 Jahren hat der Offensivspieler Elternhaus und Heimat verlassen, ist zum FC Bayern München gewechselt. "Ich wollte diesen Schritt unbedingt tun, und meine Eltern standen auch dahinter", erzählt Ingmann, der im Gespräch nicht wie ein Teenager wirkt - und das ist er ja eigentlich mit seinen 19 Jahren noch.

Fünf Jahre lebte er im Bayern-Internat - zusammen mit elf anderen Spielern. Dort bewohnte er nicht nur ein Zimmer. "Ich hatte ein eigenes Apartment mit Küche und Bad", erzählt Ingmann - und neben der Schule gab's täglich von 15 bis 17 Uhr Hausaufgabenbetreuung durch zwei Lehrer. "Auf die Schule legte der Verein auch großen Wert."

Zunächst besuchte Ingmann ein Gymnasium - so wie er das in der Heimat am Neusser Nelly-Sachs-Gymnasium auch getan hatte. In München machte er aber rasch die Erfahrung, dass in Bayern gymnasiumstechnisch der Hammer weit höher hängt als in NRW. "Die waren im Stoff wesentlich weiter, da bin ich nicht mehr mitgekommen." Folglich wechselte er auf die Realschule - und machte nach der mittleren Reife auch sein Fach-Abitur. "Das war schon schwer, doch ich habe mich durchgebissen."

Durchbeißen musste er sich aber erst recht auf dem Fußballplatz. Denn seine fünf Jahre beim FC Bayern waren in erster Linie von schweren Verletzungen geprägt. Das fing schon in der U 16 an. "Da rissen im ersten Ligaspiel alle drei Außenbänder - und in der Winterpause noch mal." Ein Knochenmark-Ödem zwang ihn zu einer halbjährigen Pause, in der U 17 kam ein Leistenbruch, in der U 18 ein Außenmeniskusriss, in der U 19 erst ein Kapselriss und dann gar ein Lendenwirbelbruch. "Da musste ich vier Monate Korsett tragen", erinnert sich Ingmann, der so quasi ein Stammgast bei Vereinsarzt Dr. Volker Braun war, der bei den Bayern-Profis im April die Nachfolge von Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt antrat.

Trotz der vielen Rückschläge: "Ans Aufgeben habe ich niemals gedacht", bekräftigt Ingmann. Eine Stütze sei für ihn Bayerns Jugendcheftrainer Michael Tarnat gewesen. "Der hat mir zwar immer auch mal in den Arsch getreten, doch der fand meine Mentalität gut und war bei Bayern der Letzte, der noch an mich geglaubt hat."

Fast schon erstaunlich, dass Ingmann trotz dieser Leidensgeschichte 2014 überhaupt noch einen Vertrag fürs Regionalligateam der Bayern erhielt. Dort setzte sich die Misere aber fort. Nach zehn Monaten ohne Spielpraxis gerade wieder genesen, rissen im Training nun im anderen Fuß alle Außenbänder - Ingmann absolvierte für Bayern II so nur zwei Spiele. "Im April war dann klar, dass meine Zeit in Bayern zu Ende geht." Über Beecks Geschäftsführer Herbert Stevens, ein guter Bekannter seines Vaters, kam dann der Kontakt zum FC zustande.

Sein Kommen knüpfte Ingmann an zwei Bedingungen: Regionalliga-Aufstieg und Vermittlung einer Ausbildungsstelle ("ich brauche jetzt auch Sicherheit") - mit beidem konnte Beeck dienen.

Ingmann: "Ich möchte nun vor allem gesund bleiben, richtig fit werden, regelmäßig spielen und den Spaß am Fußball wiederfinden." Den Traum vom Profi hat er noch nicht ganz ausgeträumt: "Ich bin überzeugt, dass ich das Zeug zu mehr habe." Doch jetzt zähle nur Beeck: "Ich möchte hier vorangehen. Das Team ist gut, ich habe mich auf Anhieb sehr wohlgefühlt."

(emo)
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