Serie Pape läuft (Folge 14) Immer schön geschmeidig bleiben

Beeck · Bisher lief alles rund beim Lauftraining von Christian Pape. Doch jetzt macht ein stechender Schmerz das Training zur Qual.

 Nicht der Fuß, sondern der Po schmerzt: Marathon-Novize Christian Pape begab sich in die fachkundigen Hände von Physiotherapeut Frank Hanswillemenke. Die Diagnose: "Piriformis-Syndrom".

Nicht der Fuß, sondern der Po schmerzt: Marathon-Novize Christian Pape begab sich in die fachkundigen Hände von Physiotherapeut Frank Hanswillemenke. Die Diagnose: "Piriformis-Syndrom".

Foto: JÜRGEN LAASER

"Was soll ich haben? Das Syphilis-Syndrom?" Christian Pape wirkt nervös. "Nein Christian, Piriformis, Du hast das Piriformis-Syndrom", sagt Physiotherapeut Frank Hanswillemenke. Ein stechender Schmerz in der rechten Pobacke, der bis in die Leistengegend und in den Oberschenkel ausstrahlt, quält Christian Pape beim Lauftraining. Platzt rund drei Monate vor dem großen Tag, dem 2. Oktober, der Traum vom Marathon in Köln?

Wenn er losläuft, ist noch alles gut, erklärt Christian Pape. Spätestens nach drei, vier Kilometern aber tue es richtig weh. "Ich dachte ja erst, dass diese Schmerzen Phantomschmerzen sind. Dass mein Hintern mir auf subjektive Art und Weise mitteilen möchte, dass ich ihn doch gefälligst im Bett lassen soll."

Pape hat sich einen Termin bei Frank Hanswillemenke geben lassen, der eine Praxis für Physiotherapie in Erkelenz betreibt. Die beiden kennen sich noch gut aus der Zeit, als Christian Pape sich bei einem Sturz von der Leiter seinen Ellbogen zertrümmert und die Hüfte gebrochen hatte. Im Jahr 2014 war der Beecker während der Rehabilitation Stammgast in der Praxis von Hanswillemenke. "Eigentlich grenzt es an ein Wunder, dass Christian nach diesen schweren Verletzungen einen Marathon laufen will", sagt der Physiotherapeut. "Fast täglich war ich in der Praxis. Dort haben sie mich wieder auf Vordermann gebracht. Dafür habe ich ihnen alle Rätsel im Lesezirkel vollgeschmiert", scherzt der Beecker Jung.

Jetzt ist er wieder in der Praxis. Denn Pape sorgt sich ernsthaft um seine Marathonteilnahme - und Frank Hanswillemenke um seine Zeitschriften im Wartezimmer. Aber der Physiotherapeut kann seinen Patienten beruhigen. "Das Piriformis-Syndrom quält viele Läufer. Es ist eine Muskelverspannung, die wir mit regelmäßigen Massagen und Lockerungsübungen wieder in den Griff bekommen", sagt er, während er Papes rechtes Bein behutsam Richtung Brustkorb und zur Seite drückt. Frank Hanswillemenke rät seinem Patienten zu regelmäßigem Koordinationstraining und Stretching. Allerdings nicht vor dem Laufen, sondern erst nach einem kurzen Warm-up oder nach dem Training. "Wofür das denn?", fragt Christian Pape. Ihm ergeht es wie vielen Läufern: Sie empfinden Stretching und Koordinationsübungen als lästig, unbequem und zeitraubend. "Eine gute Koordination kommt Dir vor allem ab Kilometer 30 zugute, Du läufst einfach leichter", sagt Frank Hanswillemenke. In der Sportmedizin ist man sich nicht einig, ob Dehnen unbedingt zu einer Trainingseinheit gehören muss. Bei Läufern mit Überbeweglichkeiten kann Stretching sogar mehr Probleme als Nutzen bringen. Doch wenn es wie bei Christian Pape durch intensives Training zu muskulären Dysbalancen kommt, sollte man auf jeden Fall regelmäßig Dehnübungen ausführen. Frank Hanswillemenke rät zum statischen Dehnen: Dabei wird die Position gehalten, während sich ein leichter Dehnungsreiz spürbar macht. Diese Methode sei - im Gegensatz zum dynamischen Dehnen, das sich durch ein "Wippen" auszeichnet - besonders für Langstreckenläufer zu empfehlen.

Die Übungen in Hanswillemenkes "Folterkammer" absolviert Christian Pape mit Bravour. "Das Piriformis-Syndrom ist kein Beinbruch, das kriegen wir schon wieder hin", sagt Frank Hanswillemenke, "in zwei Wochen merkst Du nichts mehr von den Schmerzen." Christian Pape fasst neuen Mut und ist sicher, dass er dank der Hilfe seines Physiotherapeuten am 2. Oktober topfit an den Start gehen kann. Regelmäßige Koordinations- und Stretchingübungen sind ab sofort fester Bestandteil seines Trainingsplans.

Stutzig wird Papes Physiotherapeut allerdings, als sich sein Schützling bei einer Übung flach auf den Bauch legt. "Aha, Du bist also Linksträger", sagt Frank Hanswillemenke. Christian Pape ist baff. "Woher willst Du das wissen?", fragt er überrascht. "Weil das Etikett Deiner Unterhose nach außen zeigt. Du trägst Deine Buxe auf links!", sagt Hanswillemenke lachend. Schlagartig wechselt Papes Gesichtsfarbe von sonnengebräunt auf knallrot. "Aber wenigstens habe ich auf meine Oma gehört", kontert Pape, "die hat früher immer gesagt: Jung, wenn Du das Haus verlässt, Dir könnte etwas zustoßen. Zieh Dir bitte eine frische Unterhose an!"

CHRISTIAN PAPE (42) IST HUMORIST UND HOBBYLÄUFER. AM 2. OKTOBER 2016 GEHT ER MIT RP-REDAKTEUR MICHAEL HECKERS BEIM KÖLN-MARATHON AN DEN START.

(RP)
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