Fußball Harte Arbeit und Spaß in der Eifel-Idylle

Erkelenz · Zum zweiten Mal nach 2008 bezog Beeck Quartier in Simonskall. Was nicht zuletzt dem gegenseitigen Kennenlernen diente - viele sehr junge Spieler sind dazugekommen. Gesamtbilanz der ersten Trainingswoche: zehn schweißtreibende Einheiten.

hürtgenwald Friedel Henßen mimt den Unerbittlichen: "Wenn ihr jetzt nicht noch mal 'ne Schippe drauflegt, dann setze ich für heute Nachmittag noch eine Laufeinheit an", droht Beecks Coach lautstark auf dem Vossenacker Sportplatz. Dort läuft gerade die letzte Einheit des Trainingslagers in Simonskall. Die meisten der Jungs kriechen bereits sichtlich auf dem Zahnfleisch - kein Wunder nach insgesamt zehn Einheiten in sieben Tagen, der ersten Vorbereitungswoche auf die neue Mittelrheinliga-Saison.

Die Übung, die Henßen seine geschlauchten Schützlinge da absolvieren lässt, ist aber auch nicht von Pappe: fünf gegen fünf Feldspieler auf einem Kleinfeld mit zwei großen Toren, nach jeweils einer Minute verlässt jeweils ein Spieler beider Teams das Feld - am Ende wird so Eins gegen Eins gespielt. "Da kann sich nun keiner mehr verstecken", feixt gutgelaunt FC-Geschäftsführer Thomas Klingen, der wie weitere Vorstandsmitglieder interessiert zuschaut. Den Ablauf lässt Henßen fünfmal wiederholen - jeder der fünf Akteure ist so mal beim Eins gegen Eins dran. Folgerichtig ist diese Übung erst nach 25 Nettominuten zu Ende - und Henßen dann auch mit dem Engagement zufrieden. Die ohnehin nur im Spaß angedrohte zusätzliche Laufeinheit ist vom Tisch - und heute haben die Jungs ihren ersten trainingsfreien Tag.

In Simonskall dabei sind auch alle Zugänge - so der Nachwuchs aus dem eigenen Stall: Reservespieler Norman Post und vier bisherige A-Jugendliche. Einer von ihnen ist Tim Tretbar. Der ist bei der Medizinball-Zweierübung seinem Torwartkollegen Stefan Nöhles zugeteilt - und mimt den Leidenden: "Hey, ich brauche einen Helm. Der Nöhles wirft mir das Ding immer auf den Kopf", ruft er.

Diese Gefahr besteht derweil auf der gegenüberliegenden Seite des Sportplatzes nicht. Dort gehen Klingen und sein neuer Vorstandskollege Marc Kochs mit Leidenschaft einer anderen Beschäftigung nach: dem Lattenschießen. "Ehrlich gesagt ist der Marc aber kein adäquater Ersatz für seinen Vorgänger Herbert Stevens - Marc passt einfach von der Figur her nicht so recht in unseren Vorstand", frotzelt Klingen.

Beecks Vorstand setzt sich aus einigen wohlgenährten Herren zusammen - Kochs ist dagegen eher ein Spargel. Den Konter fährt aber nicht Kochs selbst, sondern Henßen. Als der aus der Distanz sieht, dass Klingen einen in die Hecke geschossenen Ball sucht, ruft der Trainer quer über den Platz: "Du suchst einen Ball? Guck' mal unter deinem Trikot nach!" Weiteres Ungemach droht Klingen von Physiotherapeut Baptist Polman. "Thomas möchte von mir gleich als Erster massiert werden - das kann er haben. Den werde ich aber nur mit den Ellenbogen bearbeiten", kündigt er breit grinsend an.

Überhaupt ist Polman im Dauereinsatz, hat im ersten Stock des Hotels einen Physioraum eingerichtet, in dem sich die Spieler die Klinke in die Hand geben - auch wenn die Behandlung schon mal schmerzt. "Ich gebe eine Massage, keine Streicheleinheit. Dafür sind die Freundinnen der Jungs zuständig", erklärt Polman, selbst frisch verheiratet. Auch auf dem Platz tritt er in Aktion, leitet Übungen. "Die Spieler haben zwar alle kein Gramm Fett, doch auch etliche von ihnen haben Probleme mit der Körperbeherrschung - so wie generell heute viele Menschen", merkt er zu seinen Koordinationsübungen an, bei denen er immer wieder korrigierend eingreift. "Ortis, du trägst doch kein Kind unter dem Arm", tadelt er etwa bei einer Laufübung Ortis Kumanini.

Ein zufriedenes Gesamtfazit zieht dann Henßen: "Alle haben sehr gut gearbeitet. Die vielen neuen jungen Spieler passen - auch von den Charakteren her. Schade ist nur, dass doch einige nicht im Trainingslager dabei sein konnten - aber wir sind eben Amateure." Wegen Urlaub oder Job fehlt mit Arian Berkigt, Sebastian Wilms, Simon Küppers, Patrick Ajani, Amaar Zayton und dem langzeitverletzten Philipp Schroeder immerhin ein halbes Dutzend.

Ansonsten läuft's aber rund - auch bei den frühmorgendlichen Laufeinheiten im Wald. Auch zu denen erscheinen alle Spieler pünktlich vor dem Hotel. Was zu Lasten der Mannschaftskasse geht. Die wird so (neben einigen Euro für Beinschüsse beim Fünf gegen Zwei) ausgerechnet nur von "Fitnessapostel" Dirk Ruhrig gefüttert: Der Co-Trainer hat einmal seine Jacke liegen lassen - macht laut Strafenkatalog zehn Euro. "Die zahle ich aber gerne", versichert er gelassen.

(emo)
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