FVM-Aktion „Danke Schiri“ Rührende Ehrung für die Unparteiischen Theo Meissner und Lana Nuth
Fussball · Der 77-jährige Theo Meissner und Lana Nuth – beide aus dem Kreis Heinsberg – wurden in Köln vom Fußballverband Mittelrhein für ihre Schiedsrichtertätigkeit geehrt. Wie die zwei Unparteiischen ihre Leidenschaft entdeckt haben und was sie zur Auszeichnung sagen.
Eine drakonische Regel galt noch Anfang der 70er-Jahre hierzulande im Amateurfußball: Konnte ein Verein sein Schiedsrichter-Soll nicht erfüllen, setzte es nicht wie heute in solchen Fällen eine Geldstrafe, sondern wurde das mit dem Zwangsabstieg der Ersten Mannschaft sanktioniert.
Von dieser Regel sah sich 1972 auch Theo Meissner bedroht. Der hatte als 26-Jähriger in seiner ersten Station als Spielertrainer bei Union Lindern (damals noch nicht fusioniert) angeheuert, schaffte dort direkt den Aufstieg in die damalige Kreisliga A Geilenkirchen. Doch oh Graus, die Union hatte zu wenig Schiedsrichter. Um also den drohenden Zwangsabstieg zu verhindern, entschloss sich Meissner, selbst den Schiri-Schein zu machen und nebenbei auch noch zu pfeifen.
Daraus sind mittlerweile sage und schreibe 51 Jahre geworden. Der 77-Jährige ist auch weiterhin an der Pfeife aktiv, leitet Spiele in den C- und D-Ligen, Alte-Herren-Turniere – und seit mittlerweile auch schon 36 Jahren die Spiele bei Schulmeisterschaften. Dazu verdingt er sich im Fußballkreis Heinsberg auch noch als Schiedsrichterpate und -beobachter.
Und beim FC Wegberg-Beeck, für den der Golkrather seit 1994 im Einsatz ist („Günter Stroinski hat mich damals angesprochen“), hat er auch noch direkten Kontakt zum höchstklassigen Fußball im Kreis: Gemeinsam mit Hans Phlippen verdingt er sich da bei den Heimspielen als Schiedsrichterbetreuer, schnuppert so also auch noch Regionalliga- und Mittelrheinligaluft.
Keine Frage: Theo Meissner ist im Fußballkreis Heinsberg eine echte Institution, auf allen Fußballplätzen im Kreis bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Für den hielt nun der Fußball-Verband Mittelrhein (FVM) eine besondere Ehrung bereit: Meissner gehörte zu den 25 Schiedsrichtern aus den neun FVM-Kreisen, die in Köln im Rahmen der FVM-Aktion „Danke Schiri“ in der Kategerie der Ü50-Schiris geehrt wurden. „Da hatte ich Tränen in den Augen. Ich habe ja schon viele Ehrungen erlebt. Aber diese war eine ganz besondere. Dass ich das auf meine alten Tage noch erleben durfte“, sagt Meissner.
Was die meisten aber nicht wissen dürften: Meissner war selber ein so exzellenter Linksaußen, dass er Anfang der 60er-Jahre gar in die deutsche Jugendauswahl berufen wurde. Die trainierte damals kein Geringerer als Dettmar Cramer, der später als Coach Bayern Münchens zweimal (1975/1976) den Europapokal der Landesmeister gewann, also die heutige Champions League.
1961, im Alter von 16 Jahren, war Meissners Karriere in der deutschen Auswahl aber abrupt beendet. „Da hat der Cramer bei einem Vorbereitungslehrgang in Duisburg einen Mannschaftskameraden und mich beim Rauchen auf der Toilette erwischt. Das war’s, danach bin ich nicht mehr eingeladen worden. Da habe ich mir selbst ein dickes Ei gelegt“, blickt Meissner zurück. Im heimischen Kreis blieb er dafür umso länger aktiv: Noch bis zum Alter von 48 Jahren kickte Meissner im Kreisoberhaus. „Ich war in der A-Liga der älteste Spieler überhaupt.“
Das dramatischste Erlebnis als Schiedsrichter hatte Meissner im Oktober 2015 bei der Leitung des Spiels FSV Geilenkirchen gegen den FC Randerath/Porselen, das leicht auch mit einer persönlichen Tragödie hätte enden können. „Im Nachhinein stellte sich da nämlich heraus, dass ich während des Spiels zwei Hinterwandinfarkte erlitten hatte.“ Es folgte eine Operation, anschließend regenerierte Meissner vollständig. „Ich bin wieder topfit, fahre jeden Tag gut zwei Stunden Rad, egal, was für ein Wetter ist. Und dieses Rad hat nun auch schon 42 Jahre auf dem Buckel.“
Womit der Drahtesel zwölf Jahre älter ist als Lana Nuth vom SV Schwanenberg, die in Köln in der Kategorie Schiedsrichterin geehrt wurde. Die gebürtige Düsseldorferin, die mit ihrer Familie (vor kurzem ist sie zum zweiten Mal Mutter geworden) in Erkelenz lebt, pfeift seit 2008, hat also schon als 15-Jährige angefangen. Zu den Schwänen kam sie über ihren Mann Julian Nuth, der beim A-Ligisten der Stammkeeper ist. Mutterschaftsbedingt pausiert Lana Nuth zurzeit noch. „Ich habe aber vor, im Sommer wieder als Schiedsrichterin einzusteigen.“
Aus einem privaten Grund fehlte in Köln Tom Eisentraut, der in der Kategorie U50 geehrt werden sollte. Eisentraut ist im Kreis ebenfalls alles andere als ein Unbekannter. Zur Krönung war er einige Jahre lang Vorsitzender des Kreis-Schiedsrichterausschusses.