Besonderes Jubiläum Sparta Gerderath blickt auf bewegte 100 Jahre zurück

Fußball · Der SV Grün-Weiß Sparta Gerderath wurde 1923 gegründet. Der größte Erfolg der Vereinsgeschichte liegt noch nicht so lange zurück: 2014 gelang der bislang einmalige Sprung in die Landesliga. Am Samstag wird in Gerderath kräftig gefeiert.

Vor ziemlich genau neun Jahren feierte die Sparta den größten Erfolg der Vereinsgeschichte: Nach einem 4:1 daheim gegen Jugendsport Wenau stiegen die Grün-Weißen am 1. Juni 2014 in die Landesliga auf. Die erfolgreichen Spieler ließen daraufhin Erfolgscoach Bernd Nief hochleben.

Vor ziemlich genau neun Jahren feierte die Sparta den größten Erfolg der Vereinsgeschichte: Nach einem 4:1 daheim gegen Jugendsport Wenau stiegen die Grün-Weißen am 1. Juni 2014 in die Landesliga auf. Die erfolgreichen Spieler ließen daraufhin Erfolgscoach Bernd Nief hochleben.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Jeder deutsche Fußballfan denkt sehr gerne an das Jahr 2014 zurück – da wurde die deutsche Herren-Nationalmannschaft bei der WM in Brasilien schließlich zum vierten und bislang letzten Mal Weltmeister.

Jeder, der sich in irgendeiner Form mit dem SV Grün-Weiß Sparta Gerderath verbunden fühlt, denkt ebenfalls sehr gerne an das Jahr 2014 zurück. Denn da wurde nicht nur Deutschland Weltmeister, sondern feierte auch die Sparta den größten Erfolg der Vereinsgeschichte: Am 1. Juni 2014 schlugen die Grün-Weißen daheim Jugendsport Wenau 4:1 und stiegen unter Coach Bernd Nief damit erstmals in die Landesliga auf – bis heute auch zum einzigen Mal.

Nach einigen weiteren Höhen, aber auch etlichen Tiefen spielt der Verein heute in der B-Liga. Zurzeit hat die Sparta rund 350 Mitglieder, hat zwei Seniorenteams, eine Turn- und eine Alte-Herren-Abteilung und unterhält im Jugendbereich seit 2020 eine erfolgreiche Spielgemeinschaft mit dem SV Helpenstein.

„Das eine Jahr in der Landesliga war für uns alle herausragend. So denke ich sehr gerne an die gemeinsamen Busfahrten zu den Auswärtsspielen zurück – und natürlich auch an den Moment des Aufstiegs selbst, in dem wir uns alle in den Armen lagen“, sagt Spartas Vorsitzender Heinz Wilms. Der lenkt die Vereinsgeschicke seit Oktober 2020. Da löste er seinen Vetter Willi Wilms ab, der zuvor geschlagene zwei Jahrzehnte den Vorsitz innehatte.

 Der berühmteste Gerderather Spieler aller Zeiten und weiterhin bekennende Spartaner feierte 2014 kräftig mit: Ex-Nationalspieler Lewis Holtby (r.).

Der berühmteste Gerderather Spieler aller Zeiten und weiterhin bekennende Spartaner feierte 2014 kräftig mit: Ex-Nationalspieler Lewis Holtby (r.).

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Mit einigen engen Mitstreitern – wie der gleichfalls viele Jahre amtierenden Geschäftsführerin Iris Winters – schaffte es Willi Wilms gleich zu Beginn seiner langen Amtszeit sehr schnell, die einstige Skandalnudel Sparta in ruhiges Fahrwasser zu manövrieren. Denn eigentlich noch bis Ende der 90er-Jahre boten die Jahreshauptversammlungen der Sparta sehr häufig mächtig viel Unterhaltungswert, garniert mit ebenso hitzigen wie unsachlichen Debatten – so manche „JHV“ glich da eher einer Schlammschlacht. Nach Wilms‘ Amtsübernahme war es da freilich gründlich vorbei mit wüsten Beschimpfungen und Beleidigungen, die oft auch parteipolitisch motiviert gewesen waren. Die Zusammenkünfte liefen unter Wilms auf einmal sehr gesittet ab – ohne unfreiwillige Komik.

Die neue Sachlichkeit beschränkte sich aber nicht nur auf die Versammlungen. Auch sportlich ging es allmählich bergauf – erst recht, als im Sommer 2009 Bernd Nief Trainer wurde. Der führte einige grundlegende Neuerungen ein, die den Spielern erst mal gar nicht schmeckten. Als erste Maßnahme setzte er ein Verbot für Trainingsabsagen via SMS durch (WhatsApp steckte damals noch in den Kinderschuhen) – die Trainingsbeteiligung war bei den Spartanern damals recht mau. „Die Hemmschwelle, mir bei einem persönlichen Anruf mitzuteilen, nicht zum Training zu kommen, ist nun mal höher als bei einer Absage per SMS“, erläuterte Nief – eine Maßnahme, die sehr fruchten sollte. In gewisser Weise kam Nief damit der Sparta übrigens im wahrsten Sinne des Wortes nahe. „Der Begriff ‚Spartanisch‘ bedeutet streng, hart und kämpferisch“, hieß es 1998 in Spartas Vereinschronik zum 75-Jährigen – da knüpfte Nief unbewusst also dran an.

Das weiß auch Pascal „Kalle“ Wilms nur zu genau. Gerderaths Urgestein, der Sohn des jetzigen Vorsitzenden Heinz Wilms, wurde in den vielen gemeinsamen Jahren zu Niefs verlängertem Arm auf dem Spielfeld. „Als wir hörten, dass Bernd unser Trainer werden sollte, mussten einige von uns aber erst mal ein wenig schlucken. Bernd eilte schließlich ein gewisser Ruf voraus“, räumt Wilms ein. „Doch bei uns hat er einen bemerkenswerten Wandel hingelegt, ist menschlicher geworden, ohne von seiner grundsätzlichen Linie abzuweichen. Authentisch, ehrlich und ehrgeizig ist er auch bei uns geblieben.“

Und richtig Erfolg hatte Nief bei der Sparta auch: 2011 gelang in der A-Liga mit der von den Einzelspielern her sicher nicht besten Mannschaft Meisterschaft und Aufstieg in die Bezirksliga, 2014 folgte die Krönung, der Aufstieg in die Landesliga.

Von solchen Erfolgen ist die Sparta aktuell weit entfernt – die B-Liga ist nun ihr Zuhause. „Die Rückkehr in die Kreisliga A wäre mittelfristig aber schon schön. Und in der nächsten Saison streben wir einen Platz zumindest unter den ersten Drei an“, sagt Heinz Wilms. Der stammt aus einer extrem großen Familie, hat sage und schreibe acht Geschwister. Eigentlich waren es sogar neun. Doch sein Bruder Gerd, zweifellos der fußballerisch Talentierteste des gesamten Wilms-Clans, ist schon lange tot. Von 1981 bis 1989 amtierte er bei der Sparta als Spielertrainer. Danach ging er zum SC 09 Erkelenz, wo er als Spieler, Trainer und Obmann tätig war, bevor ihn der sehr frühe Tod ereilte.

Deutschlandweit der berühmteste Spieler mit Sparta-Wurzeln ist aber zweifellos der dreifache A-Nationalspieler Lewis Holtby. Der heute 32-Jährige steht aktuell beim Zweitligisten Holstein Kiel unter Vertrag, hat aber in all den Jahren auch öffentlich stets seine Verbundenheit mit der Sparta demonstriert. Holtby ist zudem ein ganz enger Freund von „Kalle“ Wilms. „Lewis ist bei uns als Kind ein- und ausgegangen“, bestätigt Vater Heinz Wilms. Ob Holtby nun aber auch zum Jubiläumsabend komme, könne er nicht sagen. Auf alle Fälle rief Spartas großer Stolz in Gerderath 2010 auch das Lewis-Holtby-Turnier ins Leben, dessen Siegerehrung er wiederholt auch selbst vornahm. Coronabedingt hat das Turnier in den vergangenen Jahren aber geruht.

Gegründet worden war der Verein 1923 als DJK Sparta Gerderath. Die Bezeichnung DJK (Deutsche Jugendkraft) war wohl auch gewählt worden, um die enge Verbundenheit mit der katholischen Kirche auszudrücken, wie in der Festschrift zum 75-jährigen Geburtstag ebenfalls zu lesen ist – die DJK ist schließlich auch ein katholischer Sportverband.

In den Jahren danach wurde auch in Gerderath notgedrungen wie fast überall gekickt – bevorzugt auf Kuhweiden. „Ein Trainingsbetrieb war erst möglich, nachdem die Kühe zum Melken abgetrieben worden waren. Vor den eigentlichen Spielen mussten die Plätze – oder besser: die Weiden – erst einmal von Kuhfladen gesäubert werden“, vermerkte der Vereinschronist.

Diese Zeiten gehören natürlich schon lange der Vergangenheit an. Seit 1977 ist in Gerderath der Sportplatz an der Spartastraße beheimatet. Seitdem fanden dort immer wieder Sanierungen gerade auch in Eigenregie statt, zuletzt 2015 eine große Rasenüberholung.

Eine noch weit größere (und freilich auch wesentlich teurere) Maßnahme ist der große Wunsch auch von Heinz Wilms: „Es gibt Überlegungen, aus unserem Aschenplatz einen Kunstrasenplatz zu machen. Ob wir das wirklich stemmen können, ist aber noch unsicher. In der nächsten Mitgliederversammlung werden wir das Thema besprechen.“

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