Fußball Viel Schweiß und Spaß – auch dank Mertesacker

HÜRTGENWALD · Mit 33 Mann schlug der Mittelrheinligist am Wochenende seine Zelte in der Eifel auf. Freibad und Kartfahren standen dabei auch auf dem Plan.

 Auf geht’s: Unter den Augen von Trainer Friedel Henßen (v.l.) und Betreuer Uli Feldberg absolvieren Norman Post, Yannik Leersmacher, Sakae Iohara, Nils Kochan, Musahi Fujiyoshi und Nils Jankowski den Parcours.

Auf geht’s: Unter den Augen von Trainer Friedel Henßen (v.l.) und Betreuer Uli Feldberg absolvieren Norman Post, Yannik Leersmacher, Sakae Iohara, Nils Kochan, Musahi Fujiyoshi und Nils Jankowski den Parcours.

Foto: Michael Schnieders

Die erste Einheit auf dem Vossenacker Sportplatz am Freitagnachmittag ist soeben beendet. Allzu hart hat Trainer Friedel Henßen seine Jungs dabei nicht rangenommen. Erst ein etwas längeres Aufwärmprogramm mit Physiotherapeut und Athletiktrainer Baptist Polman, der dabei sehr auf die nötige Körperspannung achtet, dann das beliebte und unvermeidliche fünf gegen zwei, danach Passübungen und am Ende ein Abschlussspiel – für ein Trainingslager recht moderat.

Als nächster Programmpunkt steht für direkt danach etwas Merkwürdiges auf dem Trainingslagerplan, das aus einem einzigen Wort besteht: Mertesacker. Nanu, was soll das denn sein? Eine Antwort weiß zunächst nur Danny Fäuster: „Mertesacker – das ist der Platz hier“, grantelt der Vizekapitän angesichts des nicht gerade in optimalem Zustand befindlichen Platzes.

 In den Startlöchern: Der Beecker Tross vor Beginn des Rennens auf der Outdoor-Kartbahn in Vaals.

In den Startlöchern: Der Beecker Tross vor Beginn des Rennens auf der Outdoor-Kartbahn in Vaals.

Foto: Friedel Henßen

Henßen klärt dann vorsichtig auf – mit Mertesacker nehme man Bezug auf das legendäre Interview von ZDF-Mann Boris Büchler mit Nationalspieler Per Mertesacker nach dem mühsamen deutschen Achtelfinalsieg bei der WM 2014 gegen Algerien. Da hatte der Verteidiger unter anderem gesagt, dass er sich nun erst mal für drei Tage in die Eistonne lege. Günter Stroinski reagiert darauf ein wenig irritiert: „Wir haben doch gar keine Eistonne mitgebracht“, wirft Beecks Boss ein. „Das ist auch mehr symbolisch zu sehen“, klärt ihn Geschäftsführer Thomas Klingen grinsend auf. Im Klartext: Vom Sportplatz geht’s direkt ins Vossenacker Freibad – angesichts der sehr hohen Temperaturen auch eine ebenso sinnvolle wie willkommene Maßnahme.

Naturgemäß auf weit weniger Gegenliebe stößt die nächste Einheit am frühen Samstagmorgen: Da bittet Co-Trainer Dirk Ruhrig, selbst fit wie ein Turnschuh, für 7.15 Uhr zum Waldlauf. „Es reicht. Mo, mach’ mal ’ne Ansage“, ruft plötzlich einer aus den hinteren Reihen. Mo, das ist Kapitän Maurice Passage, der unmittelbar hinter Ruhrig läuft. Mo macht natürlich keine Ansage – wäre bei Ruhrig wohl auch nicht so gut angekommen.

 Autsch: Physiotherapeut Baptist Polman behandelt den angeschlagenen Tim Blättler.

Autsch: Physiotherapeut Baptist Polman behandelt den angeschlagenen Tim Blättler.

Foto: Michael Schnieders

Nach exakt 22:30 Minuten wird eine Dehnpause eingelegt. „Ich wäre gern noch etwas weiter gelaufen, aber ich weiß ja, was gleich auf duch zukommt“, sagt Ruhrig schmunzelnd an die Adresse der Spieler im Wissen um die folgende harte Vormittagseinheit auf dem Sportplatz. Und an Marc Kochs gerichtet sagt er: „Jetzt weißt du, was du machen kannst, wenn du mit deinen Alten Herren mal hierhin kommst.“

 Armand Drevina (hinten) jagt Sakae Iohara beim Spiel zwei gegen zwei.

Armand Drevina (hinten) jagt Sakae Iohara beim Spiel zwei gegen zwei.

Foto: Michael Schnieders

Kochs ist Vorstandsmitglied und Leiter von Beecks Alte-Herren-Abteilung. Der verzieht bei der Vorstellung, seine Männer durch den Wald zu jagen, ein wenig das Gesicht: „Da würde sich das Feld aber sehr weit auseinanderziehen“, erklärt er schmunzelnd. Selbiges passiert bei der Fortsetzung des Laufs nun nicht – quasi geschlossen kommen alle wieder heil im Simonskaller Quartier an, dem Waldhotel Im Wiesengrund.

Nach dem Frühstück geht’s dann wieder rauf zum Vossenacker Sportplatz. Die folgende Einheit wird für die Jungs – wie von Ruhrig angekündigt – wahrlich kein Zuckerschlecken. Schon beim Aufwärmprogramm zieht Polman die Zügel merklich an. Ein verbaler Rüffel zielt freilich ins Leere: „Nils, tiefer mit Deinem Knie!“, ordnet er an. „Welchen Nils meint er denn jetzt?“, raunzt da einer. Eine berechtigte Frage. Denn stand mit Nils Kochan bislang nur ein Nils im Kader, sind es mit den weiteren Nils Hühne und Nils Jankowski nun drei.

 Konzentriert: Danny Fäuster (r.) beim Ringelpiez mit Anfassen mit dem neuen Kollegen Musahi Fujiyoshi.

Konzentriert: Danny Fäuster (r.) beim Ringelpiez mit Anfassen mit dem neuen Kollegen Musahi Fujiyoshi.

Foto: Michael Schnieders

Wie man ein derartiges sprachliches Problem löst, demonstriert kurz darauf bei einer Laufübung mit Ball der Trainer: „Jankowski, Arsch runter!“ – eine ebenso eindeutige wie klare Anordnung. „Mehr Tempo, enge Ballführung!“ – auch das schickt Henßen da wiederholt über den Platz. Und richtig hart wird’s schließlich beim schweißtreibenden und recht lange praktizierten zwei gegen zwei – jeweils zwei Minuten lang, dazwischen nur kurze Erholungsphasen.

Von all dem bekommen Klingen und Kochs freilich nur bedingt etwas mit. Das Duo hat sich ans andere Ende des Sportplatzes verzogen, um dort dem Lattenschießen vom Sechzehner zu frönen. Gleich seinen ersten Versuch schaufelt Klingen ans obere Gebälk – und ist aus dem Häuschen: „Das nennt man einen souveränen Start-Ziel-Sieg“, erklärt er vollmundig und triumphierend lächelnd in Anspielung auf seinen bis dahin Solo-Auftritt. Denn Kochs läuft sich erst mal warm, während Klingen nach dem Motto „Warmmachen wird überschätzt“ schon munter und ausdauernd aufs Tor ballert.

Mit allen ist am Ende der knallharten Einheit Henßen zufrieden: „Gute Arbeit, Männer!“, lobt er zufrieden – die weit angenehmere Nachmittagsschicht, die ungeteilte Begeisterung findet, haben sich die Jungs damit verdient. Denn da geht’s nach Vaals auf die Outdoor-Kartbahn. In Zweierteams (jeder fährt eine halbe Stunde) wird um den Sieg gefahren. Den trägt dann das Team Henßen/Betreuer Max Warneke davon. Zweiter werden Niklas Aretz und Nils Jankowski – das Schlussduo, dessen Namen hier verschwiegen werden, muss demnächst zwei Kästen Bier zum Training mitbringen.

Nach der Rückkehr ins Quartier nach Simonskall folgt der Kameradschaftsabend – da haben dann auch die Spieler quasi Feuer frei, gibt’s keine verbindliche Nachtruhe. Wie gewohnt müssen die Zugänge an dem Abend ein Lied singen. Überzeugend gerade auch im Ausdruck agiert dabei vor allem Christian Geiser. Aber der hat sich dafür auch einen denkbar geeigneten Song ausgesucht: die Fußball-Hymne „You never walk alone“ – da kann man im Prinzip nichts mit falsch machen. Nichts falsch gemacht dürfte Beeck auch mit dem Trainingslager an sich gemacht haben – die Mischung aus Arbeit und Spaß hat zweifellos gestimmt – und der Teamgeist ist mächtig gefördert worden.

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