„Jil, du musst ins Tor, Fischi hat Rot“ Wie Jil Frehse zu ihrem besonderen Bundesliga-Debüt kam
Fussball-Bundesliga · Die Erkelenzerin Jil Frehse feierte im Trikot von Turbine Potsdam einen denkwürdigen Einstand in der Bundesliga: Die Torhüterin hielt im Spiel beim 1. FC Köln zum Einstand einen Elfmeter. Dabei war die 18-Jährige im Sommer eigentlich erst einmal für die Turbine-Reserve vorgesehen.
Mit der ersten Ballberührung im ersten Bundesligaspiel des Lebens einen Elfmeter halten: Davon träumt wohl so manche Torhüterin. Für die Erkelenzerin Jil Frehse (18), im Sommer zum 1. FFC Turbine Potsdam gewechselt, ist dieser Traum im Spiel beim 1.FC Köln im Franz-Kremer-Stadion auf kuriose Art wahr geworden.
Es lief die 45. Minute, als Turbines Torhüterin Vanessa Fischer die allein auf sie zulaufende Nationalstürmerin Mandy Islacker zu Fall brachte – Elfmeter und Rot waren die Konsequenz. Jil Frehse, als Ersatztorhüterin nominiert, war mit den weiteren Ersatzspielerinnen zu dem Zeitpunkt aber schon in der Kabine. „Plötzlich tauchte eine Mitspielerin sehr aufgeregt in der Kabine auf und rief: ,Jil, du musst ins Tor, Fischi hat ´ne Rote Karte bekommen!‘
Zuerst dachte in an einen Scherz, doch mein erster Bundesligaeinsatz stand wirklich bevor. Zum Glück hatte ich keine Zeit zum Nachdenken, und unaufgewärmt ging es ab ins Tor“, schildert Jil Frehse die Sekunden vor ihrem ungeplanten Bundesligadebüt. Islacker selbst trat den Elfmeter – Frehse parierte und rettete ihrer Elf so die 2:1-Pausenführung. „Besser hätte meine erste Aktion also nicht laufen können“, bemerkt sie. Zu zehnt hatte Turbine in der zweiten Halbzeit dann aber einen schweren Stand, verlor noch 2:4.
Klar war damit aber auch, dass die 18-Jährige auch im folgenden Spiel Turbines Tor hüten würde – und das gegen keinen Geringeren als den Ligaprimus, den bis heute verlustpunktfreien VfL Wolfsburg. Die Erkelenzerin machte beim 0:2 gegen den übermächtigen VfL ein Riesenspiel, verhinderte mit tollen Paraden eine weit höhere Niederlage. Zur Belohnung wurde sie zur „Spielerin des Spiels“ gewählt und erhielt zudem ein Extra-Lob von Wolfsburgs Nationalstürmerin Alexandra Popp, die zurzeit wohl bekannteste deutsche Fußballspielerin.
„Das alles war ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Das gibt mir Mut, Zuversicht und Selbstvertrauen für die Zukunft“, bekräftigt Frehse.
Auch wenn Turbine mit nur einem Punkt am Tabellenende der Bundesliga steht: Generell fühlt sich Jil Frehse in Potsdam sehr wohl: „Ich habe mich gut eingelebt, Mannschaft und Stadt kennengelernt. Ich genieße einen sehr guten Torwarttrainer, und auch das Training mit der Mannschaft bringt mir sehr viel. Ich lerne täglich Neues hinzu. Ich habe daher alles richtig gemacht, auch wenn es für die Mannschaft nicht wirklich gut läuft. Die Verletzungsrate ist allerdings auch sehr hoch.“
Vorgesehen war eigentlich, dass sie als dritte Torhüterin stets bei der Ersten Mannschaft mittrainiert, Spielpraxis aber erst einmal bei der in der 2. Liga spielenden Reserve sammelt. Weil sich Turbines Nummer zwei aber verletzt hat, war Jil Frehse zumeist als zweite Torhüterin beim Bundesligateam dabei. „In der Zweiten Mannschaft bin ich daher nur einmal zum Einsatz gekommen.“ Das war im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt II. Turbine gewann 3:2 – die bislang einzigen Punkte für Potsdam in der 2. Liga.
Am Freitag geht es in der Bundesliga für Turbine Potsdam mit dem Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim aber weiter. Mit Sven Weigang steht dann ein neuer Mann als lnterimscoach auf der sportlichen Kommandobrücke. Frehse: „Für die nahe Zukunft wünsche ich mir natürlich weitere Bundesliga-Einsätze und Erfolg mit der Mannschaft. Das Potenzial dafür ist vorhanden.“