Fast auf den Tag genau 30 Jahre ist es her, dass eine Mannschaft des Erkelenzer Landes im DFB-Pokal gespielt hat: Am 5. August 1

Heute in einer Woche tritt der FC Wegberg-Beeck zu seinem größten Spiel der Vereinsgeschichte an: Dann spielen die Kleeblätter in der 1. Runde des DFB-Pokals im Borussia-Park gegen Alemannia Aachen. Womit die Schwarz-Roten in einer Hinsicht die Nachfolge von Viktoria Kleingladbach antreten. Denn fast auf den Tag genau vor 30 Jahren (Samstag, 5. August 1978) war es der damalige Landesligist von der Heubahn, der als erste und bislang auch einzige Mannschaft das Erkelenzer Land im DFB-Pokal vertreten hat.

Losglück hatte die Viktoria dabei jedoch gerade nicht. Statt Bayern München oder Schalke 04 wurde Kleingladbach mit dem Bayernligisten ESV Ingolstadt bedacht – und das auch noch auswärts. Der Eisenbahnersportverein war wenige Wochen zuvor Deutscher Amateurvizemeister geworden – und feierte am Ende der Saison 78/79 den Aufstieg in die damalige 2. Liga Süd. „Das war eine echte Profitruppe, die bereits voll im Saft stand. Denn eine Woche später fing bei denen die Meisterschaft an“, erinnert sich Viktorias Libero Josef Dörenkamp.

Wie anders sah es da bei seiner Truppe aus. Die war als Landesligist der klassentiefste Verein im damaligen 128er-Teilnehmerfeld (wobei die Landesliga seinerzeit freilich einen anderen Stellenwert als heute hatte: Da war sie die vierte Liga – heute ist sie nur noch die siebte).

Ohne jegliche Vorbereitung

Das viel Entscheidendere indes als der formelle Ein-Klassen-Unterschied: Die Kleingladbacher unter ihrem neuen Trainer Willi Kremers hatten noch gar nicht mit dem Training begonnen. „Sechs Wochen Vorbereitung – so was gab es damals noch nicht. Und bei uns fing die Saison erst Ende August an“, so Dörenkamp. Er selbst reiste am Spieltag mit Mannschaftskollege Karl-Heinz Stumm direkt aus dem gemeinsamen Urlaubsdomizil am Gardasee nach Ingolstadt.

Das erste Training hatte Kremers zwar für den Dienstag davor angesetzt, doch wegen der Kleingladbacher Kirmes fiel das aus. Tags darauf quartierte sich ZDF-Mann Eberhard Figgemeier in Kleingladbach ein – weil die Viktoria eben der klassentiefste Verein im Teilnehmerfeld war, wollten die Mainzer den Club im Aktuellen Sportstudio mit einem ausführlichen Hintergrundbericht würdigen.

Schau-Training

Das deswegen tags darauf angesetzte Schau-Training muss groteske Züge angenommen haben. „Da war nur etwa die Hälfte der Ersten Mannschaft dabei – der Rest von uns weilte ja eben noch in Urlaub. Statt dessen haben da einfach viele Jungs aus der Umgebung mittrainiert. Die wollten alle mal ins Fernsehen“, grinst Dörenkamp.

Genauso kurios gestaltete sich dann auch die Anfahrt: Um punkt 1 Uhr nachts am Spieltag (Anstoß war um 17 Uhr) setzte sich der Bus von Kleingladbach aus in Bewegung. Mittlerweile waren auch die meisten der urlaubenden Spieler zurück, fuhren daher im Bus mit.

Statt wie vorgesehen um 8 Uhr war Ingolstadt aber erst um 10 Uhr erreicht – mit übermüdeten Spielern, die im unbequemen Bus kein Auge zugetan hatten. Daher sahen sich Viktorias Verantwortliche vor Ort gezwungen, doch noch rasch ein paar (teure) Hotelzimmer zu mieten, um den Akteuren wenigstens noch zu einigen Stunden Schlaf zu verhelfen.

Trotz dieser rundum widrigen Umstände hielten die Kleingladbacher die Partie eine Halbzeit lang torlos. Mit dem 0:1 kurz nach Wiederanpfiff brach der Widerstand dann aber zusammen. Sicherlich nicht gerade unverständlich – zumal es ordentlich heiß war. Am Ende hieß es 0:4.

Der Viktoria-Tross fuhr anschließend nach München, wo ein Hotel gebucht war. Kaum angekommen, wurde fieberhaft ein Lokal mit Fernseher gesucht – Figgemeiers Bericht im Aktuellen Sportstudio wollte ja keiner verpassen. Fündig wurde man in einer Gaststätte, in der gerade eine Hochzeit gefeiert wurde. Dörenkamp: „Mit Zustimmung der Hochzeitsgesellschaft konnten wir dort den Beitrag sehen. Die haben sich wirklich mit uns gefreut – und dafür ihre Feierlichkeiten sogar ein wenig unterbrochen.“ Was die Krönung eines fürwahr denkwürdigen Tags war . . .

(RP)
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