Fußball Die kölsche Borussia-Pinte

Im Kölner Stiefel wird nicht der ortsansässige FC übertragen, sondern stets Borussia Mönchengladbach. Der Laden ist dann rappelvoll. Was natürlich auch den Wirt Volker Piefenbrink freut – und der stammt aus Schwanenberg.

Im Kölner Stiefel wird nicht der ortsansässige FC übertragen, sondern stets Borussia Mönchengladbach. Der Laden ist dann rappelvoll. Was natürlich auch den Wirt Volker Piefenbrink freut — und der stammt aus Schwanenberg.

Wir schreiben das Jahr 2007. Die ganze Kölner (Fußball-)Kneipenlandschaft ist von Anhängern des ortsansässigen FC besetzt? Nein, eine Lokalität auf der Zülpicher Straße, mitten im Uni-Viertel, leistet massiven schwarz-weiß-grünen Widerstand: Die Traditionspinte "Stiefel" ist fest in Fanhand von Borussia Mönchengladbach.

Ortstermin letzten Freitag, kurz vor 18 Uhr: Der Laden ist mit weit über 100 Mann gerappelt voll, die Stimmung erwartungsfroh. Kein Wunder, denn gleich läuft hier auf der Leinwand das Derby der Fohlen gegen Alemannia Aachen. Mitten drin statt nur dabei: Volker Piefenbrink. Der 38-Jährige ist nämlich der Wirt und somit der Hüter dieser kölschen Borussia-Oase — und selbst ein großer Borussen-Fan.

Nun schon zehn Jahre

Kein Wunder bei seiner Herkunft: Piefenbrink stammt aus Schwanenberg, machte am Erkelenzer Cusanus-Gymnasium sein Abi und ging danach zum Studium in die Domstadt. Dort blieb er dann hängen — nun schon 17 Jahre. Zu seiner Studentenzeit jobbte er im Stiefel, ehe er im November 1997 den Laden übernahm. Nächsten Monat werden's also schon zehn Jahre sein.

Dass seine Kneipe einmal eine kölsche Borussia-Hochburg werden sollte, hätte Piefenbrink anfangs nicht für möglich gehalten. "Ich habe mit den Übertragungen eigentlich aus reinem Privatvergnügen begonnen — mehr als etwa ein Dutzend kamen in den ersten Jahren auch nicht. Das waren nette und gemütliche Samstagnachmittagveranstaltungen."

Womit es 2002 schlagartig vorbei war. "Da ist das Ganze explodiert." Wofür Piefenbrink selbst noch nicht mal was konnte — Werbung hatte er keine gemacht. Verantwortlich dafür waren vor allem Fanforen im Internet, die auf die Möglichkeit aufmerksam machten, live die Borussenpartien in Köln gucken zu können. "Und auch auf der Internet-Startseite von Premiere-Sportsbar tauchte der Stiefel plötzlich auf", schmunzelt Piefenbrink.

Mit der Ruhe war es fortan vorbei — erst recht bei Auswärtsspielen. "Da ist noch mehr los, da viele hier eine Dauerkarte für den Borussia-Park haben. Die kommen also nur bei Auswärtsspielen." Jüngst beim St. Pauli-Spiel sei es so voll gewesen, dass er sogar wieder Leute habe wegschicken müssen. "Da ging wirklich nichts mehr." Etliche Gäste sind Studenten aus dem Erkelenzer Land. "Ich habe hier viele kennengelernt, die aus meiner alten Heimat stammen."

Und was wünscht sich der Borussen-Fan Piefenbrink? "Ist doch klar, den Aufstieg!" Übrigens auch aus einem für ihn ganz handfesten Grund. "Die Sonntagsspiele in der 2. Liga fangen ja schon um 14 Uhr an — um 13 Uhr muss ich dann also den Laden aufmachen. Mit den Vorbereitungen muss ich jedoch schon um 11 Uhr beginnen — und das ist verdammt früh, wenn man zuvor bis tief in die Nacht gearbeitet hat." Keine Frage, Samstag 15.30 Uhr würde da eine ganze Ecke besser passen . . .

(RP)
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