Fußball Die Jahre von 2012 bis 2015 waren in Beeck die schönsten

Erkelenz · Rund ein Jahrzehnt waren "Walli" und "Domme" aus Beecks Erster Mannschaft nicht wegzudenken. Heute sagen die beiden Urgesteine Servus.

Fußball: Die Jahre von 2012 bis 2015 waren in Beeck die schönsten
Foto: Laaser, Jürgen (jl)

WEGBERG Ein wenig flau in der Magengegend dürfte es speziell Johannes Walbaum und Dominik Bischoff heute vor dem Anpfiff des letzten Regionalligaspiels des FC Wegberg-Beeck um 14 Uhr im Waldstadion gegen die U 21 des 1. FC Köln werden. Schließlich verabschieden sich mit diesem Kick nicht nur die Kleeblätter aus der 4. Liga, sondern vor allem auch diese beiden Beecker Urgesteine: Walbaum spielte genau zehn Jahre in der Ersten Mannschaft, Bischoff neun. Die RP brachte sie vor ihrem letzten Spiel für ein Gespräch zusammen.

 Jeweils rund zehn Jahre liegen zwischen diesen beiden Fotos von Johannes Walbaum (l.) und Dominik Bischoff (r.). Äußerlich großartig verändert haben sie sich nicht. Heute bestreiten beide ihr letztes Spiel für Beeck.

Jeweils rund zehn Jahre liegen zwischen diesen beiden Fotos von Johannes Walbaum (l.) und Dominik Bischoff (r.). Äußerlich großartig verändert haben sie sich nicht. Heute bestreiten beide ihr letztes Spiel für Beeck.

Foto: JÜRGEN LAASER

Herr Walbaum, was hat Beeck in all den Jahren für Sie ausgemacht?

WALBAUM Den Verein hat immer ein sehr familiäres Umfeld ausgezeichnet. Ich kann hier jeden mit dem Vornamen ansprechen. Und sportlich habe ich hier alles erreicht, was man im Amateurfußball erreichen kann, habe mit dem FC 2005/2006 in der Oberliga Nordrhein gespielt, bin mit Beeck 2010 in die NRW-Liga und 2015 in die Regionalliga West aufgestiegen. Absolute Krönung war aber der Mittelrheinpokalsieg 2008 gegen Borussia Freialdenhoven, womit wir in den DFB-Pokal eingezogen sind - das Größte, was man als Amateurfußballer überhaupt erreichen kann. Dieser Sieg war daher zweifellos der größte, den ich mit Beeck gefeiert habe.

Dieses FVM-Pokalfinale gewannen Sie 3:2 - mit zwei Toren von Ihnen. Zur Pause stand es 1:1. Es wird gerne erzählt, dass Sie da in der Kabine Trainer Jupp Küppers mit diesem legendären Spruch beruhigt haben sollen: "Trainer, cool bleiben. Ich wichs' denen jetzt gleich noch einen rein." Was Sie dann ja auch in der Tat umgehend getan haben. Haben Sie das denn damals wirklich so gesagt?

WALBAUM (grinst breit) Ja, das ist korrekt. Das hab' ich so gesagt.

Wie sehr hat es Ihnen denn dann wehgetan, zweieinhalb Monate später, am 9. August 2008, Beecks DFB-Pokalspiel gegen den damaligen Zweitligisten Alemannia Aachen im Borussia-Park nur als Zuschauer verfolgen zu können? Das war ja die Saison, in der Sie bei Fortuna Düsseldorf gespielt haben.

Walbaum Klar, ein DFB-Pokalspiel fehlt noch in meiner persönlichen Sammlung. Von daher hätte ich da schon sehr gerne mitgespielt. Auf der anderen Seite habe ich aber in diesem einen Jahr bei der Fortuna so viel erlebt wie in Beeck in zehn Jahren zusammen - zum krönenden Abschluss am Ende der Aufstieg in die 2. Liga. Was da in Düsseldorf los war, war wirklich unglaublich. Trainer bei der Fortuna war damals Norbert Meier. Und wenn der mich nach der Winterpause auch abgesägt hat und ich fortan in der Zweiten gespielt habe: Meier hat mich geprägt. Ich habe von keinem Trainer so viel gelernt wie von ihm. Ich habe alles aufgesaugt. Alles, was ich vom taktischen Spiel weiß, habe ich von ihm gelernt.

Herr Bischoff, Sie absolvierten in besagter Saison 2007/2008 gerade Ihr erstes Seniorenjahr, waren damals noch kein Stammspieler. Wie sind denn Ihre Erinnerungen an Ihre Beecker Lehrjahre?

BISCHOFF (schmunzelt) Eine meiner ersten Erinnerungen ist eine sehr schmerzhafte: Ich hatte ja schon als A-Jugendlicher wiederholt bei der Ersten Mannschaft mittrainiert und dort auch gespielt. Beim allerersten Training hat mir Arian Berkigt den Ball volles Rohr ins Gesicht geknallt - natürlich unabsichtlich. Mann, hat das gezwiebelt. Aber ich war damals stolz darauf - immerhin war ich von ,Ari' abgeschossen worden, und der war damals ja schon eine feste Größe hier.

Apropos schmerzlich: Was war denn Ihre schlimmste Niederlage?

Walbaum Die mit Abstand höchste war auf alle Fälle im Mai 2007 das 1:7 in der Verbandsliga Mittelrhein bei den Sportfreunden Troisdorf.

Da wird Ihr Noch-Teamchef sicherlich zustimmen. Friedel Henßen hütete in besagtem Spiel das FC-Tor . . .

WALBAUM Ja, da haben wir ihn ganz schön im Stich gelassen. Ich weiß noch, dass ich das 1:1 gemacht habe, doch danach lief nichts mehr.

Herr Bischoff, bei diesem Spiel kamen Sie ja als Einwechselspieler zum Zuge. Lieber werden Sie aber an andere Spiele zurückdenken. Fallen Ihnen da spontan einige ein?

BISCHOFF Ja. 2011 der 3:1-Sieg in der NRW-Liga bei Rot-Weiß Essen an der Hafenstraße, unsere Pokalschlachten auf dem Aachener Tivoli und natürlich die Aufstiege 2010 und 2015 - speziell vergangenes Jahr der 2:0-Sieg im "Endspiel" beim Bonner SC. Die beste Feier war vielleicht aber 2010. Da sind ja sowohl die Erste als auch die Zweite Mannschaft aufgestiegen. Anschließend ging es mit einem Trecker auf einem Anhänger gemeinsam durchs Dorf - das war großartig.

Was waren Ihre schönsten Jahre in Beeck?

Walbaum Die Jahre 2012 bis 2015. Seit 2012 spielt ja die jetzige Mannschaft im Kern zusammen, ist Jahr für Jahr ein Stückchen stärker geworden. Dafür haben wir uns 2015 mit dem Aufstieg belohnt.

BISCHOFF Sehe ich genauso.

Herr Bischoff, Kollege Walbaum hat eben gesagt, dass er am meisten in seinem Jahr in Düsseldorf gelernt habe. Wie schaut's bei Ihnen aus?

BISCHOFF Ich habe in Beeck eine Menge von den erfahrenen Spielern gelernt. Ein Satz unseres damaligen Kapitäns Michael Enache ist dabei hängengeblieben. Er hat mir mal gesagt, dass man beim Gegenspieler auch mal den Fuß drüberhalten muss - mit dieser Begründung: "Es ist besser, seine Mama muss weinen als deine Mama." An diesen Satz habe ich später noch oft gedacht.

Herr Bischoff, wie würden Sie "Walli" eigentlich charakterisieren?

BISCHOFF Walli ist einfach Walli, eine Marke für sich. Von daher ist der Begriff "Walliversum", den Keeper Sascha Rodemers geprägt hat, absolut treffend. Ich hatte "Walli" ja zunächst für einen ruhigen Vogel gehalten - bis zur ersten Mannschaftfahrt nach Malle. Dort habe ich ihn dann ganz anders kennengelernt. Und egal ob Malle oder Skihalle Neuss - Walli geht stets voran, ist auch da eine echte Führungsfigur.

Sie selbst müssen dem Vernehmen nach bei Ihrer ersten Malle-Tour auch ein wenig gelitten haben . . .

BISCHOFF Kann man so sagen. Als ich da mal tief und fest geschlafen habe, haben die Jungs mich wie ein Spanferkel in Alufolie fest eingewickelt und mir dann auch noch die Finger- und Fußnägel lackiert. Die hatten da alle Riesenspaß - und ich durfte mir danach einiges anhören.

Was nehmen Sie sich bei Ihren neuen Vereinen vor?

WALBAUM Zunächst mal werde ich jetzt im Sportstudium meine Bachelor-Arbeit fertigstellen. Und danach werde ich erst einmal etwas machen, das in den vergangenen zehn Jahren vor allem wegen Fußball immer zu kurz gekommen ist: ausgiebig Urlaub - erst Malle, dann Kroatien, zur Krönung Kuba. Danach werde ich mich mit dem TSV Meerbusch beschäftigen. Eines kann ich aber schon mal sagen: Ich bin heilfroh, dass am Niederrhein - anders als am Mittelrhein - die Oberligisten keinen Kreispokal spielen müssen, sondern automatisch für den Verbandspokal qualifiziert sind.

BISCHOFF Zunächst mal hoffe ich, dass Amern die Landesliga hält. Ich habe dem VSF mein Ja-Wort freilich auch für die Bezirksliga gegeben. Unabhängig von der Spielklasse werde ich den zeitlichen Aufwand für Fußball aber etwas runterschrauben, werde mir künftig auch verstärkt Gedanken über das Thema Familienplanung machen.

MARIO EMONDS FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(emo)
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