Fußball Granteraths Fußballer feiern 100 Jahre VfR

Erkelenz · Größter Erfolg der Vereinsgeschichte war 1995 der Aufstieg in die Bezirksliga. An diesem Wochenende wird das Jubiläum gefeiert.

 Der größte Erfolg der Granterather Vereinsgeschichte war 1995 der Aufstieg in die Bezirksliga. Der gelang diesem Team (obere Reihe v.l.): Obmann Dietmar Stürtz, Siggi Schünzel, Michael Lauer, Dirk Kilkowski, Rex-Duncan Kulessa, Andre Bocks, Thorsten Küppers, Frank Meurer, Erwin Simons, Uwe Simons, Trainer Heinz Schmidt, (untere Reihe v.l.) Willi Jäger, Dirk Jankowski, Alfred Katthagen, Michael Friesinger, Andre Barthel, Thomas Wurl, Frank Friesinger, Michael Nießen und Bernhard Mones.

Der größte Erfolg der Granterather Vereinsgeschichte war 1995 der Aufstieg in die Bezirksliga. Der gelang diesem Team (obere Reihe v.l.): Obmann Dietmar Stürtz, Siggi Schünzel, Michael Lauer, Dirk Kilkowski, Rex-Duncan Kulessa, Andre Bocks, Thorsten Küppers, Frank Meurer, Erwin Simons, Uwe Simons, Trainer Heinz Schmidt, (untere Reihe v.l.) Willi Jäger, Dirk Jankowski, Alfred Katthagen, Michael Friesinger, Andre Barthel, Thomas Wurl, Frank Friesinger, Michael Nießen und Bernhard Mones.

Foto: Verein

Mit zahlreichen Widrigkeiten hatten im Herbst 1919 die Vereinsgründer des VfR Granterath um den ersten Vorsitzenden Hubert Jünger zu kämpfen. „Die Gemeinde besitzt für einen solchen Zweck kein Grundstück“, lautete die Antwort des Bürgermeisters auf das höfliche Gesuch des soeben aus der Taufe gehobenen Vereins nach einer zum Fußballspielen nun einmal nötigen Spielstätte.

Wo heute die Siedlung Auf der Heide steht, hatte die Gemeinde damals Weideland verpachtet. Der VfR-Vorstand verhandelte mit den Pächtern und konnte diese nach zähen Verhandlungen dazu bewegen, die erforderlichen Grundstücke an den Verein abzutreten. Da der schwere Tonboden aber kein Wasser durchließ, mussten Sickerbrunnen angelegt werden. Diese mühseligen Arbeiten mussten nach Feierabend und unter gehörigem Zeitdruck durchgeführt werden – die damalige belgische Besatzungsmacht (eine Folge des 1918 zu Ende gegangenen verlorenen Ersten Weltkriegs) hatte auch für Granterath ein Ausgehverbot ab 21 Uhr verfügt.

In den Folgejahren entwickelte sich wie überall ein reger Spielbetrieb. Und ebenfalls wie in vielen Orten wurden zu Zeiten des Dritten Reichs auch in Granterath die ortsansässigen Sportvereine zusammengeschlossen – als erweiterte Folge der Gleichschaltung: Auf Geheiß der Nationalsozialisten fusionierten 1938 der VfR und der Turnverein. 1950, fünf Jahre also nach Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde diese Zwangsvereinigung wieder aufgehoben.

Und wie bei einem Dorfverein üblich, stieg auch der VfR im Laufe der Jahrzehnte mal auf, mal ab, spielte so in den diversen Kreisklassen, wie die Ligen damals genannt wurden. Bemerkenswert ist aber ein Kuriosum aus dem Jahr 1963. Da musste die Erste Mannschaft trotz Tabellenplatz vier in die 3. Kreisklasse zwangsabsteigen. Grund: Der VfR konnte keinen Schiedsrichter stellen. Würde ein Fußballkreis heutzutage bei einem derartigen „Vergehen“ zu einer solch drakonischen Strafe greifen, würde garantiert Zeter und Mordio geschrieen.

Laute Jubelschreie aus Granterather Kehlen erklangen dafür aber am 15. Juni 1995 auf dem Sportplatz in Lindern. Dort fand an diesem Tag das alles entscheidende Spiel des VfR um den Aufstieg in die Bezirksliga statt. Gegner in diesem letzten Spiel der Vierer-Aufstiegsrunde mit diversen A-Liga-Vizemeistern war der Heinsberger Vertreter TuS Porselen. Durch Tore von Michael Niessen und dem eingewechselten erst 18-jährigen Torsten Küppers (bei dessen erstem Ballkontakt) siegte Granterath vor 400 Zuschauern 2:1 – und das nach dem Platzverweis für Uwe Simons wegen vermeintlicher Beleidigung des Schiri-Assistenten sogar in Unterzahl. Nach zweieinhalbminütiger Nachspielzeit stand fest: Das Team von Trainer Heinz Schmidt ist Bezirksligist!

„Das war schon der größte Sieg der Vereinsgeschichte, der auch heute noch bei älteren Granterathern äußerst präsent ist, an den man sich sehr gerne erinnert“, bemerkt Granteraths 2. Vorsitzender Tim Banerjee. In der Folgesaison stiegen die Rasensportler aber direkt wieder ab – und im Jahr darauf auch noch ein zweites Mal in die B-Liga. 1999 gelang zum vierten Mal die Rückkehr ins Kreisoberhaus. Dort hielt sich der VfR dann immerhin neun Jahre. In der Saison 03/04 gab’s dabei eine echte Rarität, bildete den Sturm doch ein Vater-Sohn-Duo: Alfred und David Katthagen gingen gemeinsam auf Torejagd.

2013 schaffte der Klub zum bislang letzten Mal den Sprung in die A-Liga, stieg aber sofort wieder ab. Seit 2016 fristet der VfR sein Dasein in der C-Liga. Im Jahr zuvor stand der Spielbetrieb gar komplett auf der Kippe. „Da verließen trotz gegenteiliger Beteuerungen viele Spieler den Verein, der VfR stand praktisch ohne Erste da. In dieser fast ausweglosen Situation entschied man sich, den Startplatz der Zweiten Mannschaft in der C-Liga einzunehmen“, erinnert sich Banerjee. Eine ganz besondere Rolle habe dabei Trainer Daniel Petermann eingenommen. „Nicht zuletzt seinem Engagement war es zu verdanken, dass der Spielbetrieb aufrechterhalten werden konnte.“

In der abgelaufenen Saison verpasste der 130 Mitglieder zählende VfR nur knapp den Wiederaufstieg in die B-Liga, verlor unter Trainer Oliver Müller am vorletzten Spieltag das „Endspiel“ beim SV Baal vor über 300 Zuschauern 1:2. „Klar würden wir gerne wieder mal in die B-Liga aufsteigen, aber nicht um jeden Preis. Wir haben ein sehr gutes und harmonisches Vereinsleben mit einer großen Kameradschaft, viele sind stolz auf diesen Verein“, bekräftigt Banerjee. Dazu verfügt der Verein über gleich zwei Rasenplätze – und seit 2007 über ein größtenteils in Eigenleistung gebautes schmuckes Vereinsheim direkt am Platz. „Das ist mit seinem Gastraum ,Zum dicken Libero’ schon längst zum nicht mehr wegzudenkenden Mittelpunkt des Klubs geworden“, sagt Banerjee stolz.

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