Lokalsport Der Ironman aus Erkelenz

Lokalsport · Heute startet Uwe Dossow beim Ironman auf Hawaii. Für den Ur-Erkelenzer ist es die fünfte Teilnahme an dieser Triathlon-WM nach 1992, 1993, 2004 und 2010. Ziel des 46-Jährigen: "Eine Stunde hinter dem Sieger ankommen."

 Vor dem Abflug nach Hawaii gehörten auch Trainingseinheiten auf dem Laufband zu Uwe Dossows Ironman-Vorbereitung.

Vor dem Abflug nach Hawaii gehörten auch Trainingseinheiten auf dem Laufband zu Uwe Dossows Ironman-Vorbereitung.

Foto: Jürgen Laaser

Die Stammkundschaft im Erkelenzer Hallenbad kann aufatmen – der "Verrückte" kommt seit einer Woche zwangsläufig nicht mehr vorbei, da er eben zigtausende Kilometer weg ist. "Speziell die ältere Damenwelt wird in der Tat erleichtert sein, mich nun nicht mehr so oft sehen zu müssen. Der habe ich einfach zu unruhig geschwommen, zu viele Wellen geschlagen", sagt Uwe Dossow grinsend.

Seit August hat der 46-Jährige, der als Lehrer an der Hauptschule Gangelt arbeitet, das Erka-Bad zweimal die Woche am ganz frühen Morgen vor Dienstbeginn aufgesucht, hat dort jeweils etwa 150 Bahnen gezogen – rund 3,8 Kilometer. Die Länge hat Dossow nicht zufällig gewählt – sie ist exakt die Ironman-Distanz. Und für die Triathlon-WM auf Hawaii hat er sich seit Sommer eben vorbereitet, hat dafür Woche für Woche neben den beiden Einheiten im Erka-Bad je vier Laufeinheiten (70 bis 80 Kilometer die Woche) und vier Einheiten auf dem Rad (300 bis 400 Kilometer die Woche) absolviert – macht unterm Strich zehn Trainingseinheiten pro Woche. Ordentlich.

Um 7 Uhr geht's los

Heute nun wird's ernst: Um 7 Uhr Ortszeit in Kailua-Kona geht's los, dann stürzt sich Dossow mit rund 2000 Athleten in die pazifischen Fluten – der Auftakt zur Weltmeisterschaft. Dabei hat er ein klares Ziel vor Augen: "Ich möchte eine Stunde hinter dem Sieger ins Ziel kommen." Der Weltmeister wird voraussichtlich etwa acht Stunden benötigen. Und neun Stunden traut sich Dossow zu. "Die Vorbereitung war gut, ich fühle mich fit."

Im Juni hatte er sich beim Ironman in Regensburg für die WM qualifiziert – in 9:27 Stunden. Seitdem hat er eben mächtig viel trainiert, ist auch schon mal die gut 50 Kilometer von Köln-Weiden (dort wohnt seine Freundin Cinzia) nach Erkelenz gelaufen – so wie er es als Sportstudent in den 90er Jahren häufiger getan hatte, als er von Erkelenz aus gerne mal zur Kölner Sporthochschule gejoggt war. "Vielleicht komme ich sogar an meine Bestzeit heran", meint Dossow. Die steht bei 8:48 Stunden, erzielt 1993 beim Qualifikations-Triathlon in Roth. Insgesamt hat der Ur-Erkelenzer bislang rund 25 Ironmans absolviert – darunter viermal die WM auf Hawaii: 1992, 1993, 2004 und 2010. "Ich möchte da erstmals einen Ironman hinlegen, mit dem ich sowohl in physischer als auch psychischer Hinsicht richtig zufrieden sein kann", bekräftigt er.

Mit seiner Freundin Cinzia, einer ambitionierten Schwimmerin, ist er bereits vergangenen Sonntag über San Francisco nach Kailua-Kona auf Big Island geflogen, hat mit ihr dort tägliche Einheiten im Pazifik absolviert. "Sie ist eine sehr impulsive Sardin, setzt mich beim Triathlon auch ganz schön unter Druck. Sie hätte kein Verständnis, wenn ich länger als geplant brauche. Sie fordert, dass ich total kaputt ins Ziel komme – ansonsten hätte ich was falsch gemacht", erläutert er schmunzelnd.

Dass der Wettkampf heute eine Quälerei werden wird, sei ohnehin klar. "Wirkliches Leiden ist aber etwas anderes. Das habe ich im April erlebt, als mein Vater gestorben ist. Was meine Wahrnehmung von Leiden extrem relativiert hat. Mein Vater musste sich zuletzt für jeden Atemzug anstrengen. Dagegen ist sportliche Anstrengung ein Fliegenschiss."

(emo)
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