Aus den Vereinen Zug um Zug zum Sieg

Erkelenz · Jugendtrainer Detlef Schott stattet die Nachwuchsmannschaft der Schachfreunde Erkelenz mit Wissen und Mentalität aus.

 Trainer Detlef Schott (l. rotes Hemd) und Jugendsprecher Finn Esser (re.) erklären den Kindern taktische Kniffe und fragen verschiedene Lösungsansätze für bestimmte Spielsituationen ab.

Trainer Detlef Schott (l. rotes Hemd) und Jugendsprecher Finn Esser (re.) erklären den Kindern taktische Kniffe und fragen verschiedene Lösungsansätze für bestimmte Spielsituationen ab.

Foto: Ruth Klapproth

Das Licht scheint etwas getrübt durch die Fenster in den Kellerraum, der klugen Köpfen und Strategen aus Erkelenz und Umgebung seit mehreren Jahren als “Hauptquartier” dient. Blicke kalkulieren den nächsten Schritt des Gegners, gehen im Geiste die Zugfolgen der nächsten halben Stunde durch. An diesen Tischen passiert Hochleistungssport – nicht so körperlich anstrengend wie Leichtathletik, Alpinsport oder ähnliche Disziplinen, doch dafür von einer ungemeinen Denkleistung, die zu oft unterschätzt wird.

Inmitten all dessen dreht Detlef Schott seine Runden. Während einige seiner Schüler anhand von Lehrbüchern und Aufgaben erfolgreiche Schachzüge aus bestimmten Stellungen erproben, üben sich jüngere Spieler wie Alperen Özen (9) oder Leandro Ingendorn (9) im Simultanspiel gegen ihren Jugendsprecher Finn Esser (16). Schott teilt seine Aufmerksamkeit unter seinen Schützlingen auf, lässt sie geduldig die Gedankengänge hinter ihren Zügen erklären, macht sie auf übersehene Schwächen in ihren Partien aufmerksam und schärft ihren Blick für mögliche Manöver.

„Das Techniktraining ist der wichtigste Baustein, um die Kinder und Jugendlichen mit dem nötigen theoretischen Handwerkszeug auszurüsten“, erklärte Detlef Schott. Die Schulung des taktischen Denkens sei zwingend notwendig, um Muster und Zugmöglichkeiten einer bestimmten Stellung zu erkennen. „Unwissen bedeutet, das Matt nicht zu finden. Das Elementare muss automatisch sitzen, um Partien zu gewinnen und in die tieferen Sphären des Spiels vorzudringen“, betonte er. Das Training der Schachjugend geht über einige Stunden, angelehnt an Turnierpartien, die etwa sechs Stunden andauern. Gerade für junge Anfänger sei es aber oft noch schwierig, so lange hochkonzentriert vor den Figuren zu sitzen. So geht es gegen Trainingsende meist noch einmal nach draußen, um beispielsweise mit Fußball einen körperlichen Gegenpart zur geistigen Anstrengung zu finden.

Ein ideales Einstiegsalter sieht Schott bei ungefähr sechs Jahren: „Anfänger, die zu spät mit dem Schachsport beginnen, verstehen viele Zugfolgen und die Tiefe der Partie nicht mehr“, sagt er mit Blick auf seine langjährige Erfahrung als Schachtrainer. Er verzichtet bewusst auf ein starres Trainingskonzept, erarbeitet die Stunden mit seinen Schülern aus dem Stegreif, um spontan und situationsbedingt auf die Spielnuancen eines jeden Schülers eingehen zu können. Dabei setzt er darauf, seine wöchentlich etwa zehn bis 15 Protegés lieber dezent zu über- statt zu unterfordern, sie mit sanftem Druck an ihre Grenzen heranzuführen und ihnen Möglichkeiten aufzuzeigen, diese zu überwinden. Zudem möchte er die mentale Einstellung und das Selbstvertrauen seiner Schüler stärken: „Im Turnier kann man den Geist des Gegners nicht bezwingen, wenn man im Kopf schon verloren hat“.

Sehr effizient führt er die Jugendmannschaft an das Turnierspiel heran. So nehmen die Jugendlichen früh an den offenen Stadtmeisterschaften oder Einzelmeisterschaften ihrer Altersklassen teil. Gerade in der ersten Saisonhälfte von September bis Dezember bestreiten sie fast jede Woche ein Turnierspiel. Zudem richten die Schachfreunde in diesem Jahr erstmals eine Jugendvereinsmeisterschaft aus, um den Turnierstress für Anfänger zu simulieren.

Seit fast 35 Jahren ist Schott, selber erfolgreicher Spieler der ersten Mannschaft und langjähriges Vorstandsmitglied, Jugendtrainer der Schachfreunde Erkelenz und hat in dieser Zeit einige seiner Schützlinge zu Spitzenspielern geformt. Er legt großen Wert darauf, seine Schüler Verantwortung übernehmen zu lassen – die Älteren sind für die Jüngeren der Mannschaft da und übernehmen Positionen im Verein. So ist neben Finn Esser zum Jugendsprecher nun Sumit Bhattacharyya zum Kassierer der Schachfreunde gewählt worden. Schott spielt leidenschaftlich Fernschach. Was früher per Post abgewickelt wurde und für zweijährige Partien sorgte, wird heute über Server gespielt. Schott wurde für seine Leistungen im Fernschach zu Beginn des Jahres der Titel des Correspondence-Chess-Master (CCM) durch den internationalen Fernschachverband ICCF verliehen.

Info: Das Training der Jugendmannschaft der Schachfreunde Erkelenz findet freitags von 17 bis 20 Uhr in der Gemeinschaftshauptschule der Stadt Erkelenz statt. Der Trainingsraum befindet sich im Kellergeschoss von Gebäude 2, Zehnthofweg 2. Weitere Informationen zum Verein unter www.schachfreunde-erkelenz.de.

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