Beeck und der SC beenden Zusammenarbeit im Jugendbereich Warum die Spielgemeinschaft in Wegberg nach zwei Jahren scheiterte

Analyse · Der FC Wegberg-Beeck und der SC Wegberg lösen ihre 2021 gegründete Spielgemeinschaft bei den E-Junioren bis Bambini schon wieder auf. Überraschend kommt das nicht – zu groß sind die strukturellen Unterschiede. Beeck verzichtet künftig komplett auf den unteren Jugendbereich.

Die Spielgemeinschaft im Jugendbereich zwischen Wegberg-Beeck und dem SC Wegberg hielt nur zwei Jahre.

Die Spielgemeinschaft im Jugendbereich zwischen Wegberg-Beeck und dem SC Wegberg hielt nur zwei Jahre.

Foto: dpa

Im Februar 2021 stellten ­Beecks damaliger Geschäftsführer Thomas Klingen und sein Wegberger Amtsbruder Marc Baltes die für die Saison 2021/22 angedachte und dann auch vollzogene Spielgemeinschaft bei den E-Junioren bis Bambini vor. Beide erklärten unisono: „Es soll eine Kooperation auf Augenhöhe werden“ – also nicht auf der einen Seite der „große“ FC Wegberg-Beeck und auf der anderen Seite der „kleine“ SC Wegberg.

Im ersten Jahr der SG ließ sich das auch noch gut an – die vergangenen Monate knirschte es indes zunehmend heftiger im Gebälk. „Wir mussten feststellen, dass der Spielklassenunterschied der Seniorenmannschaften auch zu einer unterschiedlichen Interessenlage in der Ausrichtung der Jugendarbeit führt“, heißt es in einer gemeinsam verfassten und am Freitagnachmittag veröffentlichten Pressemitteilung der beiden Vereine.

Konsequenz: Die SG wird zum Saisonende einvernehmlich aufgelöst, die beiden Vereine gehen fortan wieder getrennte Wege – mit einer einschneidenden Neuerung bei Beeck: Der FC verzichtet künftig komplett auf den unteren Jugendbereich, wird keine E-Junioren- bis Bambiniteams mehr melden, konzentriert sich stattdessen ausschließlich auf den sogenannten Leistungsbereich A- bis D-Jugend.

 Beecks Vorsitzender Marcus Johnen

Beecks Vorsitzender Marcus Johnen

Foto: Michael Schnieders

„Seit nun anderthalb Jahren sind wir dabei, im Verein neue Strukturen zu schaffen. Dazu gehört jetzt auch, dass wir uns in der Jugendarbeit eindeutig auf den Leistungsbereich konzentrieren wollen, um auf Sicht zu erreichen, dass mehr Eigengewächse als bislang den Weg in die erste Mannschaft finden“, erklärt Beecks Vorsitzender Marcus Johnen, der gemeinsam mit Geschäftsführer Werner Tellers und dem 2. Geschäftsführer Stefan Frühling, seinen beiden Kollegen aus Beecks geschäftsführendem Vorstand, da schon einiges auf den Weg gebracht hat.

Um mittel- bis langfristig weit üppiger als bislang Früchte der intensiven (und teuren) Nachwuchsarbeit ernten zu können, gewann das Trio die beiden Ex-Profis Hans-Georg „Schorsch“ Dreßen und Jörg Albertz als Jugend-Koordinatoren, flankiert vom neuen Jugendcheftrainer Stephan Houben, der wie Dreßen und Albertz aus Mönchengladbach stammt. Das Trio erarbeitete ein Konzept, das den Leistungsbereich auf ein neues und erfolgversprechenderes Fundament stellen soll – inklusive neuer und selbst ausgesuchter qualifizierter Trainer.

Der SC Wegberg möchte sich dagegen vor allem dem Breitensport verschreiben. „Wir wollen im Stadtgebiet auch zukünftig als Familienverein wahrgenommen werden. Das heißt eben auch, dass bei uns kein Kind abgewiesen wird. Auch wer kein begnadeter Fußballer ist, soll bei uns eine Spielmöglichkeit haben“, erläutert Baltes – und räumt daher ein: „Da krachen schon zwei unterschiedliche Philosophien aufeinander.“

  Wegbergs Geschäftsführer  Marc Baltes

Wegbergs Geschäftsführer Marc Baltes

Foto: Fupa

Ein Problem für den SCW sei zudem gewesen, dass die drei maßgeblichen Akteure, die seitens des FC die Kooperation auf den Weg gebracht hätten, nun schon länger nicht mehr als Ansprechpartner zur Verfügung gestanden hätten, führt Baltes aus. Denn sowohl Thomas Klingen als auch der damalige Jugendleiter Horst Pesches und vor allem dessen Stellvertreter Bojan Svrznjak, der sich bei der SG sehr eingebracht hatte, sind bei ­Beeck nicht mehr in Amt und Würden – aus unterschiedlichen Gründen.

Ebenso betont Baltes aber auch, dass grundsätzlich die Zusammenarbeit mit Beeck gut gewesen sei: „Auch wenn sich die beiden Vereine in vergangenen Zeiten nicht sonderlich grün waren, so haben wir nun bewiesen, dass man trotzdem gut zusammenarbeiten kann. Auf das erste Jahr trifft dies auf alle Fälle zu.“ Da der SC in der Spielgemeinschaft aktuell sechs der sieben Trainer stellt, bedeute die Trennung für Wegberg im Sommer auch keine tiefgreifende Zäsur. „Wir können problemlos weitermachen“, versichert Baltes.

Einhergehend mit der aus der Taufe gehobenen SG hatte Beeck seine eigene Reserve, die in der Bezirksliga spielte, aufgelöst – mit dem Hinweis, dass Beecker A-Jugendliche, die keinen Anschlussvertrag für die erste Mannschaft bekommen, ja beim damaligen B-Ligisten Wegberg ihre ersten Schritte im Seniorenfußball unternehmen könnten. Was unsinnig war und ist. Denn welcher talentierte und ehrgeizige Nachwuchsmann, der im Fußball wirklich etwas erreichen will, geht denn als 19-Jähriger zu einem B-Ligisten, wenn er bei seinem Regional- oder Mittelrheinligisten erst einmal keine Spielmöglichkeit hat? Die Antwort ist einfach: niemand.

Das hat natürlich auch Beeck erkannt – und ist im vergangenen Jahr genau zu diesem Zweck daher eine informelle Kooperation mit dem weiteren Nachbarverein SV Helpenstein eingegangen, bei dem nun einige frühere Beecker A-Jugendliche spielen. Helpenstein spielt mit seiner ersten Mannschaft in der Landesliga – für Beecks Talente eine hervorragende Spielklasse, um zum einen richtig gefordert zu werden und sich zum anderen an die raue Luft im Seniorenfußball gut zu gewöhnen. Selbst wenn Helpenstein nun wieder absteigen würde, wäre das noch so – auch die Bezirksliga erfüllt diesen Zweck. Werner Tellers, beim FC Geschäftsführer und Hauptsponsor in Personalunion, hat für diese Form der Kooperation einen netten Begriff geprägt: „Gentle­men-Agreement.“

Grundsätzlich hat mit Tellers ein ganz anderer Typus als sein Hauptsponsor-Vorgänger Günter Stroinski Einzug beim FC gehalten. Stroinski war ein echter Vereinspatron, der FC Wegberg-Beeck sein sportliches Lebenswerk – wozu dezidiert auch der jüngere Jugendbereich gehörte. Auch über einen Stadtmeistertitel in der F-Jugend konnte sich Stroinski mächtig freuen – das ist bei Tellers nicht der Fall. Zudem legt dieser Wert auf klare Strukturen und Transparenz in allen Bereichen. Bei Stroinski war vieles auf den persönlichen Kontakt zugeschnitten. Wenn da im Verein mal wieder ein finanzielles Loch zu stopfen war (und das war häufig), ging man eben zu Stroinski. Der grantelte erst mal ein wenig, machte dann aber doch wie gewünscht die Brieftasche auf – der „liebe Onkel Günter“ eben. Tellers ist dagegen definitiv kein „lieber Onkel Werner“ – und das will er auch gar nicht sein. Auch daran mussten sich einige in Beeck erst einmal gewöhnen. Fertig ist Tellers noch lange nicht.

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