Fußball Beeck steht erstmals richtig unter Druck

Wegberg · Regionalliga: Der FC unternimmt heute (Anstoß 20 Uhr) den elften Versuch, eine Hausnummer zu bekommen. Gegner im Waldstadion ist Mitaufsteiger RW Ahlen. Teamchef Henßen: "Da führt kein Weg vorbei: Da müssen wir punkten."

 Das war in Lotte die Entscheidung: VfL-Angreifer Kevin Freiberger (Mitte) köpft eine Ecke zum 2:1 ein, nachdem Beecks David Azin (nicht im Bild) "weggeräumt" worden war. Seine Kollegen (v.l.) Johannes Walbaum, Patrick Ajani, Sebastian Jansen (verdeckt), Enzo Wirtz (springt hoch) und Fabio Ribeiro haben das Nachsehen.

Das war in Lotte die Entscheidung: VfL-Angreifer Kevin Freiberger (Mitte) köpft eine Ecke zum 2:1 ein, nachdem Beecks David Azin (nicht im Bild) "weggeräumt" worden war. Seine Kollegen (v.l.) Johannes Walbaum, Patrick Ajani, Sebastian Jansen (verdeckt), Enzo Wirtz (springt hoch) und Fabio Ribeiro haben das Nachsehen.

Foto: osnapix / Michael Titgemeyer

Elfmal in Folge hat der FC Wegberg-Beeck in der Mittelrheinliga-Saison 2013/2014 vom zweiten bis zwölften Spieltag gewonnen - wohl ein Vereinsrekord für die Ewigkeit. Die Einstellung genau des umgekehrten (Negativ-)Rekords droht heute: Sollte der FC auch das Aufsteigerduell gegen den Westfalen-Vizemeister Rot-Weiß Ahlen verlieren, wäre das im elften Spiel eben auch die elfte Niederlage.

Aber nicht nur deswegen ist Verlieren heute verboten (der Anstoß wurde auf Ahlener Wunsch von 19.30 Uhr auf 20 Uhr verlegt). Denn im Unterschied zu den jüngsten Niederlagen gegen lauter Teams aus dem oberen Tabellendrittel (0:3 in Verl, 0:2 gegen Viktoria Köln, zuletzt 1:2 beim neuen Spitzenreiter Sportfreunde Lotte) bekommen es die Kleeblätter heute mit einem Team zu tun, das nach einem passablen Start (zur Krönung ein 5:1 gegen die U 23 Borussia Dortmunds) aus den vergangenen fünf Partien nur noch zwei Zähler holte und damit auf den ersten Abstiegsplatz zurückgefallen ist. Vergangenen Samstag kassierten die Rot-Weißen beim 3:5 gegen Wattenscheid erstmals fünf Tore.

"Ahlen wird daher auch nicht gerade mit übermäßig viel Selbstvertrauen zu uns kommen und wohl eher defensiv beginnen", vermutet Beecks Teamchef Friedel Henßen - und macht keinen Hehl daraus, dass seine Jungs erstmals in der Regionalliga unter Erfolgszwang stehen: "Da führt kein Weg dran vorbei, dem müssen wir uns stellen: Der Druck ist heute groß. Gegen Ahlen dürfen wir auf keinen Fall verlieren, müssen wir zumindest einen Zähler behalten. Wenn nicht gegen einen schwächelnden Mitaufsteiger, gegen wen soll uns das denn sonst noch gelingen? Wir brauchen heute dringend ein Erfolgserlebnis - für den Kopf, für die Beine, für den gesamten Verein."

Eines fürchtet Henßen daher wie der Teufel das Weihwasser: einen frühen Rückstand wie in den beiden jüngsten Partien gegen Köln und Lotte. "Das darf heute auf keinen Fall passieren. Wir müssen erst einmal stabil stehen, uns so Sicherheit holen. Alles andere wird sich ergeben. Eigene Chancen werden wir schon bekommen. Das haben die vergangenen Spiele doch gezeigt", führt Henßen weiter aus. Personell kann er bis auf die beiden Langzeitverletzten Stefan Zabel und Maurice Passage aus dem Vollen schöpfen - Thomas Lambertz, der berufsbedingt in Lotte fehlte und zuvor gegen Köln ein Aktivposten war, steht wieder zur Verfügung.

Filigranfußball ist heute mit Sicherheit nicht zu erwarten - dafür aber ein äußerst intensives Match mit Leidenschaft und Kampf um jeden Zentimeter Boden. Genauso sieht's Beecks bissiger Linksverteidiger Marko Karamarko: "Wir müssen den Bock heute umstoßen - egal wie. Notfalls auch mit Kratzen, Beißen, Spucken." Eine Extraportion Motivation bezieht der Gelsenkirchener Jung aus den Expertentipps in der Fußball-Fachzeitung "Reviersport", im Ruhrgebiet so populär wie der "kicker" - mindestens. "Jedes Spiel von uns wird da mit 4:0, 5:0 für den Gegner getippt. Das geht mir richtig auf den Zeiger. Darauf müssen wir heute die passende Antwort geben", fordert Karamarko.

Genau aufs Gegenteil hofft zwangsläufig Marco Antwerpen, der Ahlen mit einer kurzen Unterbrechung seit Januar 2012 trainiert. Der frühere Regional- und Oberliga-Stürmer (327 Spiele, 118 Tore unter anderem für Fortuna Köln, Rot-Weiß Essen und Preußen Münster) hat zuletzt mit seinem Team - wie auch Beeck - eine Menge Lehrgeld gezahlt: "Drei der vier Aufsteiger stehen aktuell auf einem Abstiegsplatz. Das kommt nicht von ungefähr. Es ist für alle Aufsteiger sehr schwierig, diese Klasse zu halten. Jeder Fehler wird hier sofort bestraft. Wir befinden uns im Lernprozess. Meine Spieler fallen noch zu häufig in vertraute Oberligamuster zurück. Das geht in der Regionalliga aber nicht."

Bis 2010 spielte Ahlen noch in der 2. Liga - da kickten für die Westfalen unter anderem auch die heutigen Nationalspieler Marco Reus und Kevin Großkreutz. Folge des darauf einsetzenden sportlichen und wirtschaftlichen Niedergangs waren mehrere Abstiege - und bereits seit über vier Jahren befindet sich der Verein in einem Insolvenzverfahren, das immer noch nicht abgeschlossen ist.

(emo)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort