Fußball Abend der Emotionen im Waldstadion

Wegberg · Mittelrheinliga: Das aufregende Derby am Freitagabend wühlte alle auf - Sieger Freialdenhoven wie Verlierer Beeck. Ganz besonders galt das aber für Borussias Keeper Sascha Rodemers: "Die Ausgangskonstellation war für mich brutal."

 Freistoß - Kopfball - Tor: So trifft Freialdenhoven häufig, und so war es auch am Freitag: Den gut angeschnittenen Freistoß Pascal Schneiders köpft Kelly Ajuya (3.v.l.) zum 2:1 ein. Als der Ball noch ruhte, war Beecks Patrick Ajani (l.) noch ganz nah dran am Torschützen - dann setzte sich dieser entscheidend ab.

Freistoß - Kopfball - Tor: So trifft Freialdenhoven häufig, und so war es auch am Freitag: Den gut angeschnittenen Freistoß Pascal Schneiders köpft Kelly Ajuya (3.v.l.) zum 2:1 ein. Als der Ball noch ruhte, war Beecks Patrick Ajani (l.) noch ganz nah dran am Torschützen - dann setzte sich dieser entscheidend ab.

Foto: JÜRGEN LAASER

Gemeinhin ist Wilfried Hannes nicht für große Emotionen bekannt. Doch am Freitagabend nach dem denkwürdigen 4:3-Sieg im Derby beim FC Wegberg-Beeck, durch den sich der Regionalliga-Traum der Gastgeber verflüchtigte, ging der Dauertrainer Borussia Freialdenhovens mal richtig aus sich raus. Da zeigte der langjährige Profi Borussia Mönchengladbachs sichtlich seine Freude über diesen im Kampf um den Klassenerhalt überlebenswichtigen Sieg, durch den Borussia alles noch selbst in der Hand hat - und sprang zur Krönung dem nicht minder erleichterten Rolf Imdahl, so etwas wie der Günter Stroinski Borussia Freialdenhovens, glückselig in die Arme.

"Wenn man in Beeck vier Tore schießt, dann hat man den Sieg auch verdient", befand Hannes. Was Beecks Vizekapitän Johannes Walbaum ein wenig modifizierte: "Wir haben bei jedem Freialdenhovener Tor den Begleitservice gestellt, haben so doch praktisch alle sieben Tore selbst gemacht", grantelte er. Die Fehler sind rasch aufgelistet: Beim 0:1 durch Petrit Baliu fehlte kollektiv nicht zuletzt die gedankliche Schnelligkeit, nachdem Keeper Stefan Zabel zunächst großartig pariert hatte. Beim 1:2 nach einem Freistoß Pascal Schneiders enteilte Kelly Ajuya Beecks Patrick Ajani (siehe Foto). Absolute Krönung war aber das 2:3, erneut durch Baliu: Da schliefen nach einem langen Ball von Borussias Keeper Sascha Rodemers gleich mehrere Beecker, final der zwar wie gewohnt sehr eifrige, an diesem Abend aber indisponierte Okan Dikenli, der folgerichtig kurz vor der Pause auch ausgewechselt wurde. Und vor dem 3:4 ließ sich Sebastian Wilms ein wenig zu einfach vom dreifachen Torschützen Baliu vernaschen. "Mit diesem haben wir doch eine echte Überraschung mit nach Beeck gebracht", frohlockte Hannes in Anspielung darauf, dass der Matchwinner zuvor lange gesperrt war.

Den Sieg hielt drei Minuten vor Schluss Rodemers mit einem Reflex gegen den Flugkopfball Dominik Bischoffs fest. Was die Dramaturgie auf die Spitze trieb. Denn "Rosi", bis Sommer 2013 selbst drei Jahre lang Beecks Mann zwischen den Pfosten, hat nach eigenem Bekunden "keine gute Saison" gespielt - ausgerechnet gegen die Ex-Kameraden, zu denen er weiterhin allerbeste Kontakte unterhält, hatte er nun auch mit seiner Torvorlage entscheidenden Anteil am Sieg. "Meine Vorlage hat mich an unser 1:1 vor drei Jahren in der NRW-Liga bei Westfalia Herne erinnert. Da hatte ich kurz vor Schluss ebenfalls die Vorlage zum Tor gegeben", meinte Rodemers und bekannte, dass speziell für ihn die Konstellation vor diesem Spiel "richtig brutal" gewesen sei: "Ich gönne Beeck alles, doch wir standen mit dem Rücken zur Wand, brauchten die Punkte so dringend."

Nach dem Spiel war Beecks Coach Friedel Henßen, ganz gegen seine sonstige Gewohnheit, erst einmal runter zur Kabine geeilt, wo sich schon die Mannschaft versammelt hatte. "Auch, wenn wir nun nicht aufsteigen, haben wir eine gute Saison gespielt. Das habe ich den Jungs klar gesagt. Wir halten zusammen", bekräftigte Henßen.

Keine Sorgen um Beecks Verfassung machte sich Henßens Kollege: "Ihr steht wieder auf. Und am Mittwoch drücke ich alle Daumen, dass ihr den Pokal holt", erklärte Hannes in der Pressekonferenz im Stadionzelt unter großem Beifall. Sehr gefasst reagierte Beecks Boss Günter Stroinski auf das faktische Ende aller Regionalliga-Träume: "Wir hatten heute die Chance, noch mal richtig an Hennef ranzukommen - die haben wir nicht genutzt."

(RP)
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