Heinsberg Senioren-Union-Chef „Auch wir Alten sind noch mündig“

Erkelenzer Land · Der 74-Jährige hat das Gefühl, dass seine Generation in der Corona-Krise ausgegrenzt wird. Dabei hätten auch die Alten einen gesunden Menschenverstand.

 Heuter ist Vorsitzender der Heinsberger Senioren-Union.

Heuter ist Vorsitzender der Heinsberger Senioren-Union.

Foto: Senioren-Union

Die derzeit geltenden Schutzmaßnahmen rund um das Coronavirus sollen die Gesundheit eines jeden sichern. Vor allem aber die der sogenannten Risikogruppe, zu der neben vorerkrankten auch ältere Menschen zählen. „Das ist auch gut so“, sagt Hans-Josef Heuter. Trotzdem fühlt der Chef der Senioren-Union des Heinsberger Kreisverbandes sich und seine Generation zunehmend diskreditiert: „Ich habe das Gefühl, dass wir zunehmend bevormundet und nicht mehr ernstgenommen werden.“

Für den 74-Jährigen entsteht durch viele Aussagen von Experten und Politikern gerade der Eindruck, Senioren sollten zum Schutz vor sich selbst am besten völlig aus dem öffentlichen Leben verbannt werden. „Viele fühlen sich ein bisschen ausgegrenzt. Auch wir Alten sind noch mündig und können selbst entscheiden, was vernünftig ist. Wir müssen nicht für alles, was wir tun und lassen, einen Tutor und einen Mentor haben“, sagt Heuter, der einen „kollektiven Ausgrenzungsfatalismus“, sieht. Das Vorurteil, viele Senioren würden sich in der Öffentlichkeit nicht an die Regeln des Kontaktverbots halten, weist er zurück. Auch ältere Menschen „haben einen gesunden Menschenverstand und können die Vorgehensweisen und Regeln einer Pandemie beurteilen“.

Es sei zudem nicht richtig, alle Senioren in einen Topf zu werfen. Menschen, die in Alten- und Pflegeheimen leben oder wegen Einschränkungen und Erkrankungen zu Hause gepflegt werden müssen, würden eine „besondere Aufmerksamkeit“ verdienen. Aber: „Die große Mehrheit meiner Generation hat noch Aktivitäten, denen sie gerne nachgeht und hat noch die Energie, diese Krise aktiv miteinander durchzustehen.“ Auch er sei eingeschränkt: „Ich habe eine Nervenkrankheit und laufe auf Krücken. Aber im Kopf bin ich doch noch fit.“ Er sehe „keinen Grund, warum ich zu Hause eingesperrt sein sollte“.

Heuter sieht bei vielen Senioren die Gefahr der Vereinsamung: „Auch ältere Menschen brauchen Kommunikation. Viele aus meiner Generation können nicht einfach auf das Handy ausweichen, wir können uns nicht in unseren vier Wänden zurückziehen.“ Er hofft daher, dass das gesellschaftliche Leben bald mit den nötigen Einschränkungen wieder aufgenommen werden kann: „Ich meine schon, dass bald wieder eine verstärkte Gesellschaftspflege stattfinden muss. Es muss ja nicht sein, dass wir uns alle umarmen, wenn wir uns sehen.“

So sei es für die Senioren-Union derzeit besonders wichtig, ihr im vergangenen November vorgestelltes Konzept zur integrativen Beratung und Betreuung von Senioren umzusetzen. Schließlich gehe es dabei vor allem um gesellschaftliche Teilhabe, Gesundheitspflege und Maßnahmen gegen die Vereinsamung. „Wir brauchen auch in Krisenzeiten die Nähe des Anderen mit Abstand“, sagt Heuter.

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