Wassenberg Selbstverteidigung für Kinder

Wassenberg · Elf Vorschulkinder lernten in einem zweitägigen Kursus Strategien, wie man sich gegen Übergriffe Erwachsener wehren kann. Frühzeitig "nein" sagen, sich verbal wehren – auch das vermittelte Übungsleiter Thomas Löhrke.

 Im Kindergarten St. Georg lernten elf Vorschulkinder unter Anleitung von Thomas Löhrke, wie man sich gegenüber einem Angreifer verhält.

Im Kindergarten St. Georg lernten elf Vorschulkinder unter Anleitung von Thomas Löhrke, wie man sich gegenüber einem Angreifer verhält.

Foto: Günter Passage

Elf Vorschulkinder lernten in einem zweitägigen Kursus Strategien, wie man sich gegen Übergriffe Erwachsener wehren kann. Frühzeitig "nein" sagen, sich verbal wehren — auch das vermittelte Übungsleiter Thomas Löhrke.

"Stopp, lassen Sie mich in Ruhe", rufen die Kinder laut, nachdem sie von einem Erwachsenen am Handgelenk gepackt und festgehalten worden sind. Dass ihr Gegenüber einige Köpfe größer als sie selbst ist, lässt die elf Vorschulkinder unbeeindruckt. Es ist der zweite Tag des Selbstverteidigungskurses im katholischen Kindergarten St. Georg, an dem die Kinder verschiedene Verhaltensregeln trainieren.

Kräftige Tritte gegen's Schienbein

Gerade haben sie von Thomas Löhrke gelernt, wie sie sich in einem solchen Fall befreien können. Und da zögern Erik, Kevin und Leonard nicht lange. Kräftig treten sie ein bis zwei Mal gegen das Schienbein ihres Angreifers, boxen ihm in den Magen und winden sich aus der Umklammerung. "Sehr gut", lobt Thomas Löhrke. Die Übung wird mehrmals wiederholt — gut, dass die Eltern, die den bösen Angreifer spielen, mit Schienbeinschonern und Schlagpolstern ausgerüstet sind.

"Wenn ihr nicht glaubt, dass ein Tritt von einem Kind weh tut", sagt Löhrke zu den Eltern, "lasst euch gesagt sein, dass es sehr schmerzhaft ist", betont er mit Nachdruck. Er weiß, dass bei den Übungen oft die Frage im Raum steht, ob solche Maßnahmen im Ernstfall etwas bringen. In der Tat ginge es erst in zweiter Linie um das ernsthafte Verletzen des Angreifers. Was vielmehr zähle, sei der Schock des Täters, ein Kind vor sich zu haben, das sich wehre.

Zum ersten Mal findet ein solcher Selbstverteidigungskursus im Kindergarten St. Georg statt. Doch eine Wiederholung in Zusammenarbeit mit dem katholischen Kindergarten St. Johann Baptist Myhl ist schon in Planung. "Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, dass sich die Kinder wehren können", sagt Leiterin Anke Deckers-Hahn.

Frühzeitig "nein" sagen, sich verbal wehren — all das vermittelt Löhrke auf spielerische Weise. Dabei legt er viel Wert darauf, das Selbstvertrauen der Kinder zu stärken. "In den Übungen machen sie die Erfahrung, dass sie nicht ausgeliefert sind, sondern sich wehren können", erklärt Löhrke. Nicht unbedingt handelt es sich bei den Tätern immer um Erwachsene. Auch Rangeleien auf dem Schulhof werden nachgestellt.

Zu seinem Selbstverteidigungskursus gehört auch Prävention. Das Ziel ist dabei, gefährliche Situationen zu erkennen und dementsprechend zu handeln. So lernen die Kinder, was zu tun ist, wenn es an der Tür klingelt und ihre Eltern gerade beschäftigt sind, dass sie Fremden nicht blindlings vertrauen sollen und dass der kürzeste Schulweg nicht unbedingt der sicherste ist.

Zum Abschluss zeigt jedes Kind einzeln, was es gelernt hat. In einem Rollenspiel wird der Ernstfall geprobt. Die Reaktionen fallen unterschiedlich aus: Die wenigsten Kinder lassen sich trotz Versprechungen zum Mitgehen bewegen. Doch reagieren sie noch zögerlich, als es darum geht, sich aktiv zu wehren. Trotzdem ist Thomas Löhrke zufrieden. Er könne nur Impulse setzen. "Die Eltern wissen nun, woran sie mit ihren Kindern noch arbeiten können."

(RP)
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