Wassenberg Schlaue Hasen als Ortssymbol

Wassenberg · Landwirtschaft und Hausweberei prägten einst Wassenbergs drittgrößten Stadtteil Myhl. In jüngster Zeit ließen Neubaugebiete das Dorf wachsen. Ortsvorsteher Rainer Peters nennt die Umgestaltung der St.-Johannes-Straße als besonderen Wunsch der Myhler.

 An die Zeit, als die Myhler Stubensand abbauten, erinnert das Sankhas-Denkmal. Ortsvorsteher Rainer Peters wünscht sich die Restaurierung des Brunnens (nicht sichtbar) am Fuß des hohen Sockels.

An die Zeit, als die Myhler Stubensand abbauten, erinnert das Sankhas-Denkmal. Ortsvorsteher Rainer Peters wünscht sich die Restaurierung des Brunnens (nicht sichtbar) am Fuß des hohen Sockels.

Foto: Günter Passage

Bodenständigkeit ist ein großer Vorteil als Ortsvorsteher. Das betont auch Rainer Peters (52), der zwar in Wassenberg aufgewachsen ist, aber schon als 17-Jähriger über den Sport beim SC Myhl die Grenze übersprang, dann eine Myhlerin heiratete und im "Sankhasen"-Ort heimisch wurde. Mit dem Tischtennis, heute bei den "Füchsen", hält sich der studierte Jurist, der bei einer großen Versicherung in Aachen arbeitet, nach wie vor fit.

Neben dem Sport spielte kirchliches Engagement für Peters stets eine wichtige Rolle. Der frühere Messdiener an St. Georg Wassenberg gehörte später dem Kirchenvorstand der Myhler Pfarre an, seit der Pfarrfusion dem Ortsausschuss. "Ich halte die Fusion der Pfarrgemeinden nach wie vor nicht für richtig", bekennt er. "Die Stimmungslage ist immer noch so, dass manche zu schlucken haben", sagt Peters zu den Nachwehen des erzwungenen Zusammenschlusses. "Aber es ist richtig, den Blick nach vorn zu richten." Peters ist auch Mitglied der St.-Johannes-Bruderschaft und bedauert die Abspaltung unzufriedener Mitglieder in die neue Donatus-Bruderschaft.

"Ich war immer schon interessiert am kommunalpolitischen Geschehen", sagt Peters, der erst seit 2004 CDU-Mitglied ist. Seit 2009 gehört der Vater zweier Töchter im Alter von 18 und 20 Jahren dem Stadtrat an und wurde gleich Ortsvorsteher.

Durch Neubaugebiete und das Supermarkt-Zentrum an der Brabanter Straße sind die Myhler Grenzen zur Wassenberger Oberstadt fließend geworden. Dass der heute mit rund 2700 Einwohnern drittgrößte Wassenberger Stadtteil vor der kommunalen Neugliederung als Amt mit Wildenrath und Arsbeck verbunden war, mag Außenstehende verwundern. Zu dem vor 40 Jahren Hückelhoven zugeschlagenen Ort Altmyhl bestehen noch heute (durch die bis 1979 bestehenden Zuordnung Altmyhls zur Myhler Pfarre) enge Kontakte. Der Heimatring (Geschichtsverein) trägt sogar noch beide Ortsnamen.

Myhls Charakter als Bauerndorf wurde Ende des 19. Jahrhunderts mit der Blühte der Textilindustrie durch die Erwerbsquelle Hausweberei und andere Handwerke überlagert. Auf einen populären "Exportartikel" spielt das Myhler Sankhasen-Denkmal von 1974 an, dessen Brunnenanlage am Fuß Peters gerne restauriert sähe: Myhler Rursande wurden im 19. Jahrhundert als "Stubensand" für die damaligen Lehmböden mit Schubkarren abtransportiert und von "bauernschlauen" (Symbol: Hase) Einwohnern im weiten Umkreis vertrieben. Die Karnevalsgesellschaft Sankhas spielt ebenfalls darauf an.

Heute besitzt der durch die Neubaugebiete Justusberg und Monesfeld gewachsene Ort eine kleine Geschäftswelt auf der zentralen St. Johannes-Straße (K20), drei Gaststätten und ein Café. Anreiz, den Ortskern mehr zu beleben, könnte die durch die fehlende B 221-Umgehung verschobene Ortskerngestaltung sein. Peters wünscht sich wie viele Myhler diese Entlastung — die freilich die Abbindung der Kreisstraße 20 durch die Myhler Schweiz in Richtung Orsbeck mit sich bringen soll, was wiederum nicht jedem Myhler schmeckt.

Die lebendigen Nachbarschaften, die vor allem in Sport und Musik vielfältige Vereinsszene, die Grundschule und zwei Kindergärten erwähnt Peters als Pluspunkte der Myhler Infrastruktur.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort