Erkelenzer Land Pskower HPZ wächst weiter

Erkelenzer Land · Die mit Hilfe vieler Förderer aus der Region aufgebaute Behindertenschule im russischen Pskow wird um 40 Plätze erweitert. Seit zwei Jahrzehnten entsteht in Pskow mit deutscher Unterstützung ein soziales Netzwerk.

 Pskower HPZ (unten, mit roten Dächern) und Werkstattgelände (oben) aus der Luft. Die Behindertenschule soll zum Wald hin erweitert werden.

Pskower HPZ (unten, mit roten Dächern) und Werkstattgelände (oben) aus der Luft. Die Behindertenschule soll zum Wald hin erweitert werden.

Foto: kn

Das soziale Netzwerk, das mit Unterstützung der Initiative Pskow (IP) der Evangelischen Kirche im Rheinland in rund 20 Jahren in der Stadt Pskow entstanden ist, ist außergewöhnlich in Russland. Ohne den Anstoß und das Engagement der Evangelischen Kirchengemeinde Wassenberg-Dalheim für den Aufbau der Behindertenschule HPZ (Heilpädagogisches Zentrum) wäre diese Erfolgsgeschichte nicht denkbar.

 Klaus Eberl, Vorsitzender der Initiative Pskow, zeigt ein Bild, das HPZ-Schüler von der Schule und ihrer geplanten Erweiterung gemalt haben; Bernd Schleberger (l.) betreut im Vorstand nun den Sektor Bildung.

Klaus Eberl, Vorsitzender der Initiative Pskow, zeigt ein Bild, das HPZ-Schüler von der Schule und ihrer geplanten Erweiterung gemalt haben; Bernd Schleberger (l.) betreut im Vorstand nun den Sektor Bildung.

Foto: Günter Passage

Initiative aus Wassenberg

 In den Werkstätten finden 250 Menschen mit Behinderung Beschäftigung. An der Fachberatung beteiligt sich auch Hephata Mönchengladbach.

In den Werkstätten finden 250 Menschen mit Behinderung Beschäftigung. An der Fachberatung beteiligt sich auch Hephata Mönchengladbach.

Foto: kn

Heute gibt es unter dem "Dach" der IP zudem eine große Behindertenwerkstatt mit 250 Plätzen, ein Frühförderzentrum für Kinder mit Behinderung, Einrichtungen für von ihren Eltern verlassene Kinder und gefährdete Jugendliche und ein Hospiz. Außerdem hat die IP gemeinsam mit den russischen Leitern des HPZ ein Aus- und Fortbildungsprogramm für Pädagogen, Betreuer und Therapeuten aufgebaut, das Eingang in die Hochschullehre gefunden hat.

Mitinitiator dieser Entwicklung war der damalige Wassenberger Pfarrer und Superintendent Klaus Eberl, heute Oberkirchenrat — und immer noch Wassenberger. Eberl wurde kürzlich als Vorsitzender der Initiative Pskow bestätigt. Und konnte beim RP-Besuch wieder viele Neuigkeiten berichten. Eine hatte er sogar mitgebracht in Person des pensionierten Leiters der Rurtalschule Oberbruch, Bernd Schleberger. Er ist neu im Vorstand der IP und wird sich dort schwerpunktmäßig den Bereichen HPZ und Fortbildung widmen.

Damit wird Schleberger in den kommenden Monaten einiges zu tun haben, denn das HPZ soll wachsen und nach der Fertigstellung eines Anbaus, für den der Wassenberger Architekt Theo Cohnen die Pläne entwirft, rund 40 zusätzliche Plätze anbieten können, also doppelt so viele wie bislang. Neu ist auch ein Integrativer Kindergarten in Regie des HPZ, der einmal fünf Gruppen beherbergen soll.

Dass der Oblast Pskow (vergleichbar mit einem Bundesland) für die HPZ-Erweiterung die Bau-, Betriebs- und Personalkosten übernehmen wird, freut Eberl. Bislang war bei fast allen IP-Projekten die deutsche Seite Hauptgeldgeber. "Pskow, das kaum Industrie besitzt und eine hohe Arbeitslosigkeit hat, gehört zu den ärmsten Regionen Russlands", erklärt Eberl. Er sieht wie Schleberger die jüngst besiegelte Vereinbarung der IP mit dem Oblast über die Zusammenarbeit auf sozialem Gebiet als Quantensprung an. Denn freie Träger und soziale Netzwerke wie hierzulande sind in Russland völlig unbekannt. "Gottlob ist der Gouverneur beeindruckt von unserer Arbeit und hat uns versichert: Wir brauchen euer Know-how", sagt Eberl. Die IP-Mitglieder würden nicht als "ausländische Agenten" angesehen — das restriktive Gesetz der Regierung Putin gegen Nicht-Regierungsorganisationen hatte bekanntlich für Kritik im In- und Ausland gesorgt.

Neue Wohnformen

Pskow aber konnte sogar für die Idee von Wohngruppen und die ambulante Begleitung von Menschen mit Behinderung gewonnen werden. Entstehen soll ein Neubauviertel mit Lebensmöglichkeiten für alte und behinderte Menschen und Familien.

(RP)
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