Wegberg Pro Gripekoven macht gegen Biogas mobil

Wegberg · Erst vor einem Jahr ist der Bau einer Biogasanlage in Wanlo gescheitert. Nun könnte eine solche Anlage in Wegberg-Gripekoven entstehen. Erneut formiert sich Widerstand.

Wegberg: Pro Gripekoven macht gegen Biogas mobil
Foto: Franz-Heinrich Busch

An der Grenze zum Mönchengladbacher Stadtgebiet plant Franz-Willi Caspers auf seinem landwirtschaftlichen Betrieb in Wegberg-Gripekoven die Errichtung von acht Silos mit einem Durchmesser von 32 Metern. Pro Jahr sollen dort drei Millionen Kubikmeter Biogas erzeugt werden, durch die 2000 vierköpfige Familien mit Energie versorgt werden könnten. Doch in Gripekoven regt sich wie damals in Wanlo längst Widerstand gegen das Projekt.

Mit "Pro Wasser-&Umwelt Gripekoven" macht eine Bürgerinitiative gegen die Anlage mobil. Sie setzt sich aus Bürgern der Orte Gripekoven, Ellinghoven und Kipshoven zusammen. "Die Größe der Biogasanlage macht aus dem schönen Gripekoven einen Industriestandort mit durchgreifend negativen Folgen", sagt Gabi Mionskowski aus Gripekoven. Der Standort liege mitten in einem Wasserschutzgebiet und direkt neben einem Naturschutzgebiet. Mionskowski: "Diese Anlage wurde erfolgreich in Wanlo abgelehnt, und jetzt versucht man es in Gripekoven."

Die Anlage soll rund 140 Meter Luftlinie von Wohnhäusern in Gripekoven entfernt gebaut werden. Knorr liegt rund 300 Meter von der Anlage entfernt. "Eine so gigantische Industrieanlage mitten in und an Wohngebieten, Naturschutz- und Wasserschutzgebieten zu bauen ist Wahnsinn", sagt Gabi Mionskowski. Lärm, Gestank und eine Verseuchung des Grundwassers könne niemand wollen, sagt auch der Wegberger Peter Krenzel. Die Gripekovenerin Rita Olland fürchtet, dass die Anlage die Lebensqualität vieler Menschen einschränkt: "Darüber sollten sich auch unsere Nachbardörfer im Klaren sein."

Im Umweltausschuss von Wegberg wurde zuletzt bereits ein Antrag auf Änderung des Flächennutzungsplans diskutiert — bislang mit offenem Ausgang. Die Politik tut sich mit der Entscheidung schwer. Sie beschäftigt die Fragen, ob man Lebensmittel wie Mais oder Raps zur Energiegewinnung nutzen sollte und welche Auswirkungen der zu erwartende Lkw-Verkehr für die umliegenden Ortschaften habe. Vonseiten der Wegberger Stadtverwaltung bestehen keine Bedenken gegen die Einleitung der Bauleitplanverfahren. Die Förderung regenerativer Energiequellen sei auf Bundesebene erklärtes Ziel. Allerdings müsse der Nachweis erbracht werden, dass die Belange des Immissionsschutzes (Lärm, Gerüche) ausreichend gewürdigt werden, sagte Technischer Beigeordneter Rudolf Fabry.

Bürger können sich zu Plänen äußern

Die Bürger könnten sich im Zuge der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung äußern und ihre Stellungnahmen während der nachfolgenden Auslegung der Planunterlagen abgeben. Die Mitglieder der Bürgerinitiative hoffen, dass viele Bürger von dieser Möglichkeit Gebrauch machen. Eine Entscheidung darüber, ob der Flächennutzungsplan geändert und damit der Weg frei wird zum Bau der Biogasanlage in Gripekoven, soll erst bei der Sitzung des Wegberger Stadtrates am 18. Dezember fallen. Vorher trifft sich bereits das Bürgerbündnis am 6. Dezember im Kipshovener Hotel Esser um 19 Uhr. "Wir haben einen Gast eingeladen, der direkt neben einer solchen Anlage wohnt und der von seinen Erfahrungen berichten wird", sagt Gabi Mionskowski.

In Mönchengladbach gibt man sich mit Blick auf die Pläne zum Bau der Biogasanlage in Gripekoven noch gelassen. "Natürlich weiß ich, dass so ein Bau geplant ist", sagt Arno Oellers, Bezirksvorsteher des Stadtbezirks West. "Ich habe aber überhaupt noch kein negatives Wort von Bürgern dazu gehört." Dabei dürfte auch Gladbach vom Bau der Anlage betroffen sein. Rund 1000 Fuhren veranschlagt die Wegberger Verwaltung pro Jahr für Anlieferung der Biomasse und Abtransport der Gärreste. Viele Bürger fürchten jedoch die vierfache Menge an Lkw, die über die umliegenden Straßen Mais, Raps und Gülle Richtung Biogasanlage karren. Auch für Gladbacher Landwirte könnte die Anlage mit ihrem riesigen Rohstoffhunger interessant sein. Immerhin werden pro Jahr Tausende Tonnen Mais für den Betrieb benötigt.

(RP)
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