Hückelhoven Politikern auf den Zahn gefühlt

Hückelhoven · Sachlich argumentieren, Gesagtes hinterfragen – darum geht es bei "Jugend debattiert". Gestern waren Landtagskandidaten zu Gast. Rund 350 Schüler lauschten der Diskussion. Zentrales Thema: Bildungspolitik.

 Engagierte Teilnehmer von Jugend debattiert aus der Region und Politiker diskutierten gestern vor rund 350 Schülern in der Aula Hückelhoven.

Engagierte Teilnehmer von Jugend debattiert aus der Region und Politiker diskutierten gestern vor rund 350 Schülern in der Aula Hückelhoven.

Foto: Jürgen Laaser

Sachlich argumentieren, Gesagtes hinterfragen — darum geht es bei "Jugend debattiert". Gestern waren Landtagskandidaten zu Gast. Rund 350 Schüler lauschten der Diskussion. Zentrales Thema: Bildungspolitik.

Sechs Landtagskandidaten des Kreises, sechs Teilnehmer von Jugend debattiert, sechs Themen — so sah der Versuchsaufbau bei "Jugend debattiert ... mit den Landtagskandidaten" aus. Bei der Veranstaltung in der Hückelhovener Aula kamen gesellschafts- und bildungspolitische Inhalte zur Sprache und die Argumente der Politiker auf den Prüfstein.

Einfach machten es Jugendlichen den Politikern nicht. Gutes Beispiel: die Debatte über die verkürzte Schulzeit an Gymnasien (G8). Leistungsdruck, schlechtere Lernatmosphäre, kaum mehr Zeit für Hobbys und Freizeit führte Schülerin Jasmin Wall gegen G8 ins Feld. Die Landtagsabgeordnete der Grünen, Dr. Ruth Seidl, musste gezielt kontern. Sie teile einige dieser Bedenken, sagte Seidl. Sie plädierte dafür, die verdichtete Schulzeit gerade im Ganztag besser zu nutzen. Mehr Sport- und Musikangebote, die die Schüler entlasteten, müssten geschaffen, die vorhandenen Angebote besser strukturiert werden.

G8 weiter umstritten

Nach je zehn Minuten Zwiegespräch Schüler — Politiker gab es je fünf Minuten Zeit für Fragen aus dem Publikum. Die wurden rege genutzt. Mit G8 müssten Schüler nun noch früher über Dinge entscheiden, die ihre gesamtes Leben beeinflussen, gab eine Schülerin zu bedenken. Sie sehe auch ein Reifeproblem, sagte Seidl. Sie hätte gerne eine Verkürzung in der Oberstufe anstatt wie jetzt in der Mittelstufe gesehen. Gut vorbereitet präsentierten sich die Schüler des Cornelius Burgh Gymnasiums (Erkelenz), des Gymnasiums Hückelhoven und der Betty-Reis-Gesamtschule (BRG) Wassenberg in ihren Gesprächen vor rund 350 Schülern, Lehrern und Besuchern.

Einen besonders souveränen Auftritt legte Hannah Redmann (BRG) hin. Sie diskutierte mit Landtagsmitglied Dr. Gerd Hachen (CDU) darüber, ob Bildungspolitik nicht besser Sache des Bundes anstatt der Länder sein sollte. Redmann warb für eine zentrale Vergabe der Gelder und einheitliche Lehrpläne. Damit könne auch erstmals eine echte Vergleichbarkeit zwischen den Ländern geschaffen werden. Hachen argumentierte realpolitisch. Ein bildungspolitischer Kompromiss sei in NRW erst nach Jahrzehnten gefunden worden. Eine zentrale Steuerung würde zu großen Widerständen und Problemen führen.

Auch die Schüler Korcan Yesil, Anton Gebhard, Jessica Schütz und Thomas Hintzen forderten ihre Kandidaten — ganz im Sinne des Organisators Guido Rütten. Sein Appell zu Beginn, es solle keine Redeschlachten, sondern Klärungsdebatten geben, befolgten die Diskutanten. Auch ein weiteres Ziel schien erreicht: Interesse an Politik zu wecken.

(prei)
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