Heinsberg Offenes Ohr für behinderte Beschäftigte

Heinsberg · Ministerpräsidentin Hannelore Kraft besuchte gestern die Firmen "Prospex" und "Ceramic Fuel Cells". Mitarbeiter berichteten über ihren Arbeitsalltag, ihre Sorgen und nahmen gegenüber der "Landesmutter" kein Blatt vor den Mund.

 Beim Rundgang durch die Prospex-Werkstatt unterhielt sich Hannelore Kraft mit etlichen Mitarbeitern über die Arbeitsabläufe.

Beim Rundgang durch die Prospex-Werkstatt unterhielt sich Hannelore Kraft mit etlichen Mitarbeitern über die Arbeitsabläufe.

Foto: Angelika Hahn

Hoher Besuch unterstützte den SPD-Bundestagskandidaten Norbert Spinrath gestern im Kreis. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft besuchte zwei auf ihre Art beispielhafte Firmen im Industriepark Oberbruch, die Prospex gGmbH für Menschen mit psychischer Behinderung und direkt gegenüber die Firma Ceramic Fuel Cells als innovatives "High-End"-Unternehmen, das mit seinen waschmaschinen-großen "Kleinkraftwerken" auf Basis der umweltfreundlichen Brennstoffzellentechnologie einen Baustein zu Energiewende liefert.

Der Kontakt zu Prospex knüpfe an einen früheren Besuch der Ministerpräsidentin bei der Lebenshilfe im Kreis an, sagte Spinrath. Er und Kraft signalisierten, dass ihnen Situation und Sorgen Behinderter im Arbeitsmarkt am Herzen liegen – auch jenseits des Wahlkampfgeschäfts. Beim Rundgang durch die Werkabteilungen und später beim gemeinsamen Frühstück in der Kantine nutzten die Beschäftigten die Tuchfühlung zur "Landesmutter" und nahmen kein Blatt vor den Mund. Ein Beschäftigter in der Metallabteilung etwa berichtete, wie er als alleinerziehender Vater seine Arbeit auf dem ersten Arbeitsmarkt auch deshalb verlor, weil es mit den Kinderbetreuungszeiten haperte. Kraft redete nicht schön, sondern erkannte Verbesserungsbedarf.

Claudio Menghini vom Werkstattrat und etliche Kollegen veranschaulichten die finanziellen Probleme der Beschäftigten, die vom kleinen Werkstattgehalt (250 Euro) plus Grundsicherung leben, wenn Krankheiten längere Arbeitsunterbrechungen fordern. Hier sei Bürokratieabbau nötig, der schnellere Hilfen ermöglicht, meinte auch Werkstattleiter Rochus Wellenbrock.

Hohe Lebenshaltungskosten, Strompreise und vor allem Mieten waren weitere Sorgen, die Kraft hörte. Spinrath: "Wir brauchen ein Wohnungsbauprogramm im Kreis, und nicht nur für die Großstädte." Der Kreis rangiere an der Spitze vergleichbarer Regionen bei den Durchschnittsmieten. "Für Menschen mit geringem Einkommen bleiben oft die Schrottimmobilien übrig." Kraft wanderte zur Unterhaltung von Tisch zu Tisch, nahm sich Zeit – die aber raste, so dass für den Rundgang und das Gespräch mit Geschäftsführung und Kunden der Firma Ceramic Fuel Cells komprimierte Information gefordert war. Immerhin wusste sich das Unternehmen als Zukunftsmarkt zu präsentieren. Die 50 Prozent CO2 sparenden Kleinkraftwerke (Kraft-Wärme-Kopplung) wurden als zukunftsträchtige Alternative besonders für Kleinbetriebe, aber auch Haushalte präsentiert. Die Heinsberger Brennstoffzellen-Initiative, in der sich Stromanbieter Alliander, Stadt, die Firma Hohnen und die Volksbank engagieren, will die Technik im Kreis vorantreiben.

(RP)
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