Erkelenz Niemanden alleinlassen auf letztem Weg

Erkelenz · In der alternden Gesellschaft nimmt die Zahl derer zu, die einsam sterben. Muss jemand durchs Ordnungsamt bestattet werden, kümmert sich Ursula Rothkranz darum, dass dies in Würde geschieht. Morgen ist eine Messe zum Gedenken.

Das kosten verschiedene Bestattungsarten
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Foto: Michael Reuter

Wenn Ursula Rothkranz im Beerdigungsdienst von Christkönig Verstorbene auf dem letzten Weg begleitet, hat jeder seine Geschichte. Bei einigen Menschen ist es ein trauriges letztes Kapitel, was da zu Ende gegangen ist.

"Viele waren im Pflegeheim. Einige haben am Ende des Lebens nichts mehr - kein Geld, keine sozialen Kontakte", sagt die Erkelenzer Gemeindereferentin. Niemand trauert, niemand zahlt. Dann muss das Ordnungsamt tätig werden. Und Ursula Rothkranz ist es wichtig, dass auch die Einsamen ohne Trauergemeinde würdig bestattet werden. Und um ihrer zu gedenken, wird morgen ein Gottesdienst in St. Lambertus gefeiert.

Nach dem Bestattungsgesetz NRW ist eine Stadt als Ordnungsbehörde verpflichtet, einen Verstorbenen zu bestatten, wenn kein bestattungspflichtiger Angehöriger bekannt ist oder jemand sich weigert, die Beerdigung zu veranlassen.

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Foto: Wurzelgnohm Wikipedia Commons

Der Anteil dieser Bestattungen an den Gesamtbestattungen betrug in Erkelenz in den vergangenen drei Jahren konstant etwa acht Prozent, 2014 gab es 32 ordnungsbehördlich veranlasste Bestattungen. In Hückelhoven liegt die Zahl mit drei bis acht Fällen im Jahr deutlich darunter. Die Verwaltung vermutet als Grund, dass es dort weder ein Krankenhaus noch ein Hospiz gibt.

In Erkelenz werden Verstorbene ohne Angehörige auf Veranlassung des Ordnungsamtes immer eingeäschert und im Rasen anonym beigesetzt. Informiert ein Bestatter Ursula Rothkranz darüber, legt sie den Termin zu einer anderen Beerdigung. Manchmal fragt sie die Trauernden, ob jemand noch Zeit hat für einen Unbekannten, dann gehen oft drei oder vier Leute mit. Sie unterstreicht: "Jeder ist gleich viel würdig. Wenn sich keiner mehr interessiert, dann interessiert sich aber Gott für Dich."

Auch die Kleidung bezeugt Respekt: Die Gemeindereferentin trägt ihr liturgisches Gewand, der Bestatter kommt nicht im Kittel, sondern im schwarzen Anzug. Urne und Grab werden gesegnet, ein biblischer Text wird gelesen, der Erd- und der Kreuzritus gehören dazu, jedem ist eine eigene Fürbitte gewidmet, gemeinsam wird am Grab für den Verstorbenen gebetet.

Im Büro der Gemeindereferentin steht im Regal die Skulptur einer Hand, in die sich ein Kind schmiegt, daneben recken ein gutes Dutzend Figürchen die Arme hoch, um gemeinsam ein Kreuz zu tragen. An der Wand lehnt ein Notenbild für die Kommunionsvorbereitung mit dem Titel "Du bist eine Note in Gottes Melodie". In dieser Haltung, so kommt's rüber, geht Ursula Rothkranz mit den "Verarmten" den letzten Weg. "Kein Mensch soll einfach so unter die Erde kommen", sagt sie mit Nachdruck. "Für mich ein Herzensanliegen." Das ist es auch für Bestatter Markus Forg. Früher kam es selten vor, dass jemand vom Amt bestattet wurde. Der Einschnitt kam, so seine Erfahrung, als die Kassen kein Sterbegeld mehr zahlten. "Die Würde des Menschen geht über den Tod hinaus", das unterstreicht auch Markus Forg. "Bei uns sind ab dem Tod alle Menschen gleich. Das ist ein Akt der Nächstenliebe."

(RP)
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