Kreis Heinsberg NGG will mehr Zoll-Kontrolle in der Gastronomie

Kreis Heinsberg · Nach einem Urteil des EuGH müssen Unternehmen die Arbeitszeiten ihrer Mitarbeiter künftig dokumentieren.

 Die Tatsache, dass viele Unternehmen es immer noch wagen, gegen geltende Mindestlöhne zu verstoßen, macht, so die NGG Aachen, eines deutlich: „Der Zoll muss mehr und intensiver kontrollieren – gerade auch in der Gastronomie.“

Die Tatsache, dass viele Unternehmen es immer noch wagen, gegen geltende Mindestlöhne zu verstoßen, macht, so die NGG Aachen, eines deutlich: „Der Zoll muss mehr und intensiver kontrollieren – gerade auch in der Gastronomie.“

Foto: NGG

Sie kommen unangemeldet und machen nicht viel Federlesen: Wenn Beamte des Zolls Betrieben im Kreis Heinsberg eine Visite abstatten, kann es für Unternehmer ungemütlich werden – vorausgesetzt, sie nehmen es mit dem Gesetz nicht so genau.

2018 kontrollierte das Hauptzollamt Aachen in der Region 817 Firmen auf Schwarzarbeit, Sozialbetrug und auf Einhaltung von Mindestlöhnen. Das sind drei Prozent weniger als im Vorjahr. Dabei nahmen die Zöllner 187 Betriebe des Gastgewerbes ins Visier (plus zwölf Prozent gegenüber 2017). In elf Fällen deckten sie einen Mindestlohnverstoß auf. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mit. Die NGG Aachen beruft sich auf Zahlen des Bundesfinanzministeriums für die Bundestagsabgeordnete Beate Müller-Gemmeke (Grüne).

„Es kann doch nicht sein, dass es immer noch Chefs gibt, die ihren Beschäftigten das absolute Minimum vorenthalten – den gesetzlichen oder einen höheren Branchen-Mindestlohn. Mindestlohn-Verstöße sind immer noch an der Tagesordnung. Und das obwohl es den gesetzlichen Mindestlohn schon seit über vier Jahren gibt“, kritisiert NGG-Geschäftsführerin Diana Hafke. Bei Kellnern, Köchinnen und Hotelangestellten komme es am Monatsende auf jeden Euro an.

Die Tatsache, dass viele Unternehmen es immer noch wagen, gegen geltende Mindestlöhne zu verstoßen, macht, so die NGG Aachen, eines deutlich: „Der Zoll muss mehr und intensiver kontrollieren – gerade auch in der Gastronomie. Je höher das Risiko für schwarze Schafe ist, bei illegalen Praktiken überführt zu werden, desto seltener setzen sie auf Tricksereien“, betont Hafke. Der Plan von Bundesfinanzminister Olaf Scholz, die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) auf mehr als 10.000 Beamte aufzustocken, sei ein „wichtiger Schritt“. Laut NGG waren bundesweit zuletzt nur 6600 Planstellen für Kontrolleure besetzt – 98 davon beim Hauptzollamt Aachen.

„Damit der Zoll bei seinen Kontrollen aber überhaupt fündig werden kann, müssen die Arbeitszeiten in den Betrieben genau erfasst werden. Bei Schummeleien mit den Stundenzetteln können die Beamten gegen den Arbeitgeber ermitteln – und geprellte Löhne zurückfordern“, erklärt Diana Hafke. Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom Mai müssen Unternehmen Arbeitszeiten ihrer Mitarbeiter systematisch dokumentieren.

(RP)
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