Kreis Heinsberg Mehr Ausbildungsplätze - jedoch weniger interessierte Jugendliche

Kreis Heinsberg · Arbeitsagentur, Handwerkskammer sowie Industrie- und Handelskammer Aachen ziehen Bilanz des Ausbildungsjahres 2015/2015 und stellen fest, dass immer mehr Branchen der Nachwuchs fehlt.

 Georg Stoffels (Handwerkskammer, l.), Heinz Gehlen (IHK Aachen) und Gabriele Hilger (Arbeitsagentur) werben um Nachwuchs für die Ausbildung. Die Nahrungsmittelproduktion hat es schon lange schwer, Nachwuchs zu finden.

Georg Stoffels (Handwerkskammer, l.), Heinz Gehlen (IHK Aachen) und Gabriele Hilger (Arbeitsagentur) werben um Nachwuchs für die Ausbildung. Die Nahrungsmittelproduktion hat es schon lange schwer, Nachwuchs zu finden.

Foto: Hertgen/Speen (Archiv)

Jugendliche für eine Ausbildung zu gewinnen, wird schwieriger. Dies machten gestern die regionale Arbeitsagentur, Handwerkskammer sowie Industrie- und Handelskammer deutlich, als sie in Jülich ihre Jahresbilanz für den Ausbildungsmarkt vorstellten. Die Bewerberzahl ist im Ausbildungsjahr 2015/2016 erneut zurückgegangen, und die Anzahl neuer Ausbildungsverträge sank in einigen Branchen deutlich; wenn auch weniger stark als im nordrhein-westfälischen Vergleich. Zweierlei habe sich auf die Unternehmen ausgewirkt, hieß es: Der anhaltende Trend zu höheren Bildungsabschlüssen im Besonderen und die rückläufige Kinderzahl im Allgemeinen.

Bäcker, Fleischer oder Gastwirte hatten es schon in den vergangenen Jahren schwer, Nachwuchs zu finden. Gestern nun meldete die Arbeitsagentur Aachen-Düren, dass es zunehmend problematisch werde, Jugendliche für IT-Ausbildungsberufe zu gewinnen, und berichtete die Handwerkskammer Aachen, dass jüngst auch das Baugewerbe unter wegbleibendem Nachwuchs leide, obwohl dort mit die höchsten Vergütungen gezahlt würden.

 Bäcker, Fleischer oder Gastwirte hatten es schon in den vergangenen Jahren schwer, Nachwuchs zu finden. Jetzt wird es auch zunehmend problematisch, Jugendliche für Bau- und IT-Ausbildungsberufe zu gewinnen.

Bäcker, Fleischer oder Gastwirte hatten es schon in den vergangenen Jahren schwer, Nachwuchs zu finden. Jetzt wird es auch zunehmend problematisch, Jugendliche für Bau- und IT-Ausbildungsberufe zu gewinnen.

Foto: Hertgen Nico

Erfreulich ist für den Nachwuchs, dass bei der Arbeitsagentur Aachen-Düren im Ausbildungsjahr 2015/2016 mit 6658 Stellen und einem Plus von 1,9 Prozent mehr Stellen als in den Jahren zuvor gemeldet wurden (2015: 6536; 2014: 6260). Konstant blieb, dass es an der Spitze zehn besonders beliebte Berufe gibt und andere, die weniger gefragt sind. Aus Sicht von Handwerkskammer sowie Industrie- und Handelskammer Aachen negativ entwickelt sich jedoch das Interesse an einer Ausbildung. Erneut ging die bei der Arbeitsagentur registrierte Bewerberzahl zurück und betrug mit einem Minus von 1,3 Prozent für das bilanzierte Ausbildungsjahr 8175 Personen (2015: 8286; 2014: 8710). "Früher galt: Wenn es den Betrieben gut geht, wird viel ausgebildet", sagte Georg Stoffels, Geschäftsführer der Handwerkskammer. Heute gelte dies nicht mehr: "Den Handwerksbetrieben in der Region geht es gut, es werden aber weniger Ausbildungsverträge geschlossen. Im Jahrgang 2015/2016 hatten wir mit 2116 neuen Verträgen ein Minus von 1,8 Prozent zum Vorjahr." Landesweit seien es minus 4,0 Prozent. Positiv für den ländlichen Raum merkte Stoffels an, dass das regionale Minus vor allem den Großraum Aachen beträfe: "Im Kreis Heinsberg sind 0,6 Prozent mehr Verträge geschlossen worden und im Kreis Düren sogar plus 2,0 Prozent."

Gelungen ist es Industrie und Handel in der Region, im abgeschlossenen Ausbildungsjahr noch einmal mehr neue Verträge (4411) zu schreiben. "Das Plus betrug 1,1 Prozent, während es landesweit ein Minus von 1,6 Prozent gab", berichtete Heinz Gehlen, Geschäftsführer IHK Aachen. Vor allem die Nähe zur RWTH trage dazu bei, da viel unternommen werde, Studienabbrecher von dort als Auszubildende zu gewinnen. Der gute Wert für 2015/2016 dürfe aber nicht missinterpretiert werden: "Wir müssen mehr Jugend in Ausbildung bringen, um international wettbewerbsfähig zu bleiben." Möglicherweise könnten Asylsuchende in Zukunft helfen, den Bedarf zu decken, waren Gehlen und Stoffels sich einig. Noch jedoch machten sie in der Gesamtregion branchenübergreifend gerade einmal 63 aller neuen Verträge aus.

Industrie, Handel und Handwerk werden mehr für die Ausbildung werben müssen, sagte Gabriele Hilger aus der Geschäftsführung der Arbeitsagentur voraus: "Wir müssen erreichen, dass junge Leute für sich erkennen, dass die duale Ausbildungen ihnen ebenfalls einen Karriereaufstieg ermöglicht."

(spe)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort