Massive Brückenschäden in der Region IHK Aachen übt Kritik
Kreis Heinsberg · Auch in der Region seien Bauwerke in desaströsem Zustand, sagt Geschäftsführer Michael F. Bayer. Er glaubt, dass der Strukturwandel im Rheinischen Revier so nicht gelingen kann.
(RP) Nachdem in der vergangenen Woche Vertreter der Industrie- und Handelskammern im Rheinland verheerend schlechte Zustände an hunderten wichtigen Brücken in Nordrhein-Westfalen angeprangert haben, hat auch die IHK Aachen den „alarmierenden“ Verfall der Bauwerke in der Region kritisiert.
Der Region drohe eine Deindustrialisierung, wenn wichtige Straßen nicht mehr oder nur mit Verzögerungen befahren werden können und damit Lieferketten unterbrochen werden, prangert auch Michael F. Bayer an, Hauptgeschräftsführer der Aachener Kammer. Als Beispiel nennt er die baufällige A544 bei Aachen, die auch viele Pendler aus dem Erkelenzer Land täglich passieren, um über die A44 in die Aachener Innenstadt zu gelangen: „Die jetzt akuten Probleme der A544 in Aachen sind sehenden Auges über Jahre nicht gelöst worden“, sagt Bayer. „Leider steht die Haarbachtalbrücke damit stellvertretend für viele weitere marode Brückenbauwerke im Rheinland, die wegen mangelnder Tragfähigkeit früher oder später aus dem Verkehr gezogen werden müssen.“ Die Haarbachtalbrücke wird spätestens Anfang 2024 für 22 Monate gesperrt. Für Unternehmen seien Fälle wie dieser nicht weniger als existenzbedrohend, findet Bayer: „Leistungsfähige Brücken sind nicht nur die Grundvoraussetzung für effiziente Mobilität. Ohne funktionsfähige Infrastruktur meistern wir den Strukturwandel im Rheinischen Revier nicht.“
Die Kammern des Rheinlands hatten mit der Technischen Hochschule Aachen Daten über den Zustand der Brücken ihrer Region ausgewertet. Von rund 6500 Bauwerken bekamen mehr als 340 die schlechtestmögliche Bewertung, rund 660 die zweitschlechteste.
Die Studie liefere laut IHK Aachen „wertvolle Hinweise, wie Planung und Bau von Brücken optimiert werden können, zum Beispiel durch kürzere Planungsprozesse“. Michael F. Bayer fordert: „Wir brauchen endlich einen Paradigmenwechsel bei Planung und Bau von Verkehrsprojekten im Sinne eines Aufbruchs hin zu mehr Schnelligkeit und Effizienz. Es wäre beispielsweise schon ein Fortschritt, wenn Bedenken zur Umweltverträglichkeit nur dann vor Gericht behandelt werden, wenn sie bereits im Planverfahren vorgebracht wurden.“ Der Preis, den die Region für die komplexen Genehmigungs- und Planungsverfahren zahlen müssten, se „eindeutig zu hoch“, macht Bayer deutlich.
Die IHKs fordern deutlich schnellere Planungsprozesse und durch eine zunehmende Digitalisierung standardisierte Verfahren. Zudem sei das kritische Prüfen von Fristen wichtig, um Planungen zu beschleunigen.
Die Initiative Rheinland adressiert auch das Thema des Fachkräftemangels im Planungsbereich. Vielerorts fehle es an qualifizierten Fachplanerinnen und Fachplanern. „Wir müssen das Berufsfeld für Bauingenieurinnen und Bauingenieure in der Infrastrukturplanung stärker bewerben“, fordert Bayer. Eine Kontinuität in der Belegschaft sei eine weitere Grundvoraussetzung für flüssige Verfahren.