Wegberg "Maschinen der Menschheit" in Vitrinen

Wegberg · Der Rheinische Mühlenverband eröffnete im Wildenrather List-Zentrum die Ausstellung "Wind- und Wassermühlen am Niederrhein". Sie gibt Einblicke in das Jahrhunderte alte Mühlenwesen der Region. Bis zum 1. September ist sie geöffnet.

 Wegbergs Bürgermeister Reinhold Pillich (l.) in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Rheinischen Mühlenverbands und Michael Puschmann (3.v.l., Geschäftsführer des Naturpark-Zentrums), eröffneten die Mühlenausstellung.

Wegbergs Bürgermeister Reinhold Pillich (l.) in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Rheinischen Mühlenverbands und Michael Puschmann (3.v.l., Geschäftsführer des Naturpark-Zentrums), eröffneten die Mühlenausstellung.

Foto: Jürgen Laaser

Landauf, landab klapperten, knarrten und drehten sie sich einst. Angetrieben von Wasser und Wind, lange vor der Erfindung von Dampfmaschinen und Elektromotoren, waren eben diese Naturkräfte der essentielle Antrieb für Räder und Flügel der Wasser- und Windmühlen. Ein Anblick am Rande der Dörfer und Gewässer, der auch zahlreiche Dichter inspirierte: "In einem kühlen Grunde, da geht ein Mühlenrad", wie Joseph von Eichendorff in seinem Gedicht "Das zerbrochene Ringlein" beschreibt.

Zwar sind die ältesten Mühlen am Niederrhein bereits für das 9. Jahrhundert belegt, doch sie haben auch noch heute "an Reiz nicht verloren", erklärte Wegbergs Bürgermeister Reinhold Pillich, seit März zudem Vorsitzender des Rheinischen Mühlenverbands, bei der Ausstellungseröffnung im Naturparkzentrum Wildenrath.

Informations- und Mühlenkarten, spezielle Literatur über die "Lebensläufe" der Mühlen sowie großformatige Fotos von Dr. Anne Meyer zu Düttingdorf können Besucher noch bis zum 1. September begutachten und dabei interessante Fakten über die ersten "Maschinen der Menschheit" erfahren. Aufwendige Mühlenmodelle aus Eiche stellte Helmut Thomas (80) zur Verfügung.

Zur Eröffnung wurde auch Schwarzbrot gereicht, dessen Zutaten in der niederländischen "Gitstapper Molen" in der Gemeinde Vlodrop gemahlen wurden. "Über 400 Wind- und Wassermühlen sind allein für die Region Niederrhein bekannt, eine unglaubliche Zahl", meinte Michael Puschmann, Geschäftsführer des Naturparks Schwalm-Nette. Vielfältig zeigten sie sich in Gebieten, in denen der Wind von Westen her Zugang hatte, dort waren die Landschaften übersät mit deren Flügelkreuzen.

In ansteigender Geländehöhe hingegen, wo auch die Fließgeschwindigkeit des Wassers hoch war, lieferten Wasserläufe der Rur, Schwalm und Niers die nötige Energie für Wassermühlen. Getreide-, Öl-, Säge- und Walkmühlen fanden sich ebenfalls hier wieder. Heutzutage werden sie oftmals als Gastronomieräume benutzt.

Mit Theo Schmitz war auch der Besitzer der Schrofmühle zugegen, die als einzige Wassermühle im Naturpark Schwalm-Nette ein noch funktionierendes Getreidemahlwerk, einen Kollergang und eine Ölpresse hat. Bereits 1558 wurde sie erstmals urkundlich erwähnt. "Die Schrofmühle ist seit vielen Jahrhunderten in Familienbesitz", betonte Schmitz. Seit 2009 gibt es ein Museum in der ehemaligen Müllerwohnung. "Bei Besichtigungen zeigen wir, wie das Mehl gemahlen und Öl gepresst wurde."

Fazit: Ohne den Einsatz des Verbandes und eine gewisse "romantische Verklärung" als heutigen Antrieb für die Erhaltung dieser Kulturgüter "wär's auf einmal still" um die Tradition der Mühlen, um es einmal mit den Worten von Eichendorff auszudrücken.

(bal)
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