Ausflug zum Deutschen Glasmalerei-Museum Linnich Tauffenster – ein besonderer Schatz

Linnich · Professor Johannes Schreiter schenkt dem Deutschen Glasmalerei-Museum eine originalgetreue Kopie seines Tauffensters. Jetzt wird einem der größten lebenden Glaskünstler ein eigener Raum gewidmet.

 Carlo Aretz und Luzia Schlösser vom Deutschen Glasmalerei-Museum in Linnich stellen das Tauffenster von Johannes Schreiter vor.

Carlo Aretz und Luzia Schlösser vom Deutschen Glasmalerei-Museum in Linnich stellen das Tauffenster von Johannes Schreiter vor.

Foto: Ruth Klapproth

Ein „besonderer Schatz“ ist dem Deutschen Glasmalerei-Museum in Linnich übergeben worden. Professor Johannes Schreiter, ein international bekannter Glaskünstler und ehemaliger Rektor der Frankfurter Städelschule, schenkte eine originalgetreue Kopie seines sogenannten Tauffensters, das er 2015 für die Evangelische Stadtkirche im hessischen Langen geschaffen hatte. „Der ideelle Wert dieser Schenkung ist für uns unschätzbar, da Professor Schreiter einer der größten lebenden Glaskünstler ist“, erklärt Carlo Aretz, Geschäftsführer des Linnicher Museums.

Das Deutsche Glasmalerei-Museum hatte im vergangenen Jahr in einer Ausstellung das Lebenswerk von Johannes Schreiter präsentiert. Mit der Schenkung des Tauffensters bringt der inzwischen 90-jährige Künstler seinen Dank für diese Würdigung zum Ausdruck. Und so können ab sofort vier seiner Werke in Linnich, in einem lichtdurchfluteten Raum des Museums, präsentiert werden. „Diese Schenkung hat nicht nur für das Museum, sondern für die gesamte Stadt einen immensen Wert“, betont Artz, während Museumsleiterin Luzia Schlösser ergänzt: „Wir können damit unsere vier Werke von Schreiter so nebeneinander anordnen, dass unsere Besucher künftig in zeitlicher Abfolge dessen künstlerische Entwicklung erleben.“

Schreiters Gesamtwerk umfasst eine Vielzahl von Glasarbeiten in Sakral- und Profanbauten. Dazu gehören Fenster im Mainzer Dom und Ulmer Münster wie auch in evangelischen Kirchen von Lüneburg, Heidelberg, Stralsund und Langen, wo der Künstler seit mehr als 50 Jahren lebt. „Eines Tages rief er bei uns in Linnich an und sagte, wir dürften uns eines seiner vier Fenster aussuchen, die er für die Evangelische Stadtkirche in Langen geschaffen hatte. Wir würden davon eine Kopie geschenkt bekommen“, berichtet Luzia Schlösser. Die gemeinsame Wahl des Museumsteams sei auf das Tauffenster gefallen, „das auch das Lieblingsfenster des Künstlers ist“. Dieses sei daraufhin von den Derix Glasstudios in Taunusstein in enger Absprache mit Johannes Schreiter erschaffen worden.

 Johannes Schreiter, der neben Georg Meistermann (1911-1990) wohl bedeutendste zeitgenössische Glasbildner, wurde am 8. März 90 Jahre alt.

Johannes Schreiter, der neben Georg Meistermann (1911-1990) wohl bedeutendste zeitgenössische Glasbildner, wurde am 8. März 90 Jahre alt.

Foto: Johannes Schreiter-Stiftung Langen-Hessen

Wer dem in Linnich ausgeschilderten Standrundgang folgt, stößt nach dem Denkmal für die ehemalige Synagoge von der Rückseite auf das Deutsche Glasmalerei-Museum und sieht, wenn er aufblickt, bereits von dort das neue, 1,10 mal 2,66 Meter große Kunstwerk. Der gläubige Christ Johannes Schreiter thematisiert darin die Taufe, wozu die Museumsleiterin erläutert: „In einigen seiner bedeutenden Werke stehen signifikante Symbole im Vordergrund. Zu den markantesten künstlerischen Zeichen gehören Klammern, Bleiruten-Zeichen, Goldtöne für die göttliche Erlösung und das Rechteck, das für Schreiter eine starke religiöse Symbolik besitzt. Das große nachtdunkle Rechteck, das in einigen herausragenden Fenstern und Entwürfen der vergangenen Jahre auftaucht, ist oftmals in Augenhöhe horizontal gelagert, stets am unteren Rand des Fensterbildes. Die simple geometrische Form von allerdings hohem Wiedererkennungswert ist offen für Transzendenz. Diese Symbolik, die Hoffnung, Aufnahme in eine Gemeinschaft und Veränderung und Entwicklung im göttlichen Licht kennzeichnet, ist Bestandteil des Tauffensters.“

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