Heinsberger Landrat Stephan Pusch „Können uns nicht von Lockdown zu Lockdown hangeln“

Interview | Erkelenzer Land · Vor der Bund-Länder-Konferenz warnt Stephan Pusch vor weiteren wirtschaftlichen und sozialen Dauerschäden. Der Landrat plädiert für einen Paradigmenwechsel in der Pandemie und setzt sich für vorsichtige Lockerungen ein.

 Landrat Stephan Pusch: „Wenn wir aus dem Herbst 2020 lernen wollen, dann brauchen wir nicht den großen Vorschlaghammer, um auf Dauer erträgliche Fallzahlen zu haben, sondern den Feinmechanikerhammer, der nicht gleich alles platt macht.“

Landrat Stephan Pusch: „Wenn wir aus dem Herbst 2020 lernen wollen, dann brauchen wir nicht den großen Vorschlaghammer, um auf Dauer erträgliche Fallzahlen zu haben, sondern den Feinmechanikerhammer, der nicht gleich alles platt macht.“

Foto: dpa/Federico Gambarini

Erst Kostenpflichtiger Inhalt Markus Lanz, dann Maybrit Illner, jetzt Frank Plasberg – Landrat Stephan Pusch ist im derzeitigen Lockdown mal wieder einer der gefragtesten Talkshow-Gäste der Nation. Der Satz aus seiner viel zitierten Wutrede vom 28. Januar, wonach jeder Landwirt im Kreis Heinsberg die Verträge zum Impfstoff besser verhandelt hätte als die große Politik, hat mächtig Staub aufgewirbelt. Der Landrat aus dem Kreis Heinsberg, wo die Corona-Pandemie besonders früh und unbarmherzig zuschlug, ist davon überzeugt, dass die wahren Krisenmanager nicht in Brüssel, Berlin oder Düsseldorf sitzen, sondern in den Gesundheitsämtern der Städte und Landkreise. Kurz vor der nächsten Bund-Länder-Runde lässt Stephan Pusch nun erneut aufhorchen. Denn der 52-Jährige widerspricht den meisten Verantwortlichen auf Bundes- und Landesebene, die aus Sorge vor neuen und ansteckenderen Virusvarianten Lockerungen für verfrüht halten. Pusch hält vorsichtige Lockerungen mit wissenschaftlicher Begleitung jetzt für dringend notwendig. Er befürchtet, dass die Akzeptanz in der Bevölkerung verloren gehen könnte.