RLV-Präsident äußert sich Lebensmittelproduktion im Kreis Heinsberg vorerst sicher

Kreis Heinsberg · Landwirte sind von den Folgen der Corona-Krise ebenfalls stark betroffen. Sie suchen dringend nach Erntehelfern. Sorgen um eine knappe Lebensmittelversorgung sind derzeit aber trotzdem unbegründet.

 Landwirt Bernhard Conzen ist Vorsitzender der Kreisbauernschaft und kennt die Sorgen seiner Kollegen.

Landwirt Bernhard Conzen ist Vorsitzender der Kreisbauernschaft und kennt die Sorgen seiner Kollegen.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Die Auswirkungen der Corona-Krise treffen auch die Landwirtschaft im Kreis Heinsberg hart. Neben den finanziellen Einbußen hat die derzeitige Lage zudem eine Diskussion über die Versorgung mit Lebensmitteln vor Ort entfacht.

Grundsätzlich hat der feuchte Winter den Bauern gute Voraussetzungen für das Bestellen der Felder und die Aussaat von Pflanzen geschaffen. „Unsere Unterböden sind wieder mit Wasser gefüllt, das ist vor allem im Hinblick auf die Bildung von Nitrat wichtig“, berichtet Bernhard Conzen, Präsident des Rheinischen Landwirtschaft-Verbands (RLV) und Vorsitzender der Kreisbauernschaft Heinsberg. „Die Versorgung durch die Landwirtschaft im Kreis ist gesichert. Wichtige Voraussetzungen hierfür, wie das Bodenwasser, sind gegeben. Sorgen über eine knappe Lebensmittelversorgung sind derzeit unbegründet“, so Conzen. Aktuell werden die Bestellarbeiten vorbereitet – aufgrund der Niederschläge fast vier Wochen später als sonst. Darunter fallen vor allem Zuckerrüben, Kartoffeln, Gemüse und Salat.

Dennoch sind Konsequenzen in keinem Bereich gänzlich auszuschließen: Falls es in der eng verflochtenen Lebensmittelkette durch die Krise an anderer Stelle zu Unterbrechungen kommt, könnte dies in der Folge zu Beeinträchtigungen führen.

Problematisch sieht Bernhard Conzen in der Ein- und Ausreise von Saisonarbeitnehmern, die den hiesigen Landwirten jedes Jahr bei der Ernte helfen. Auch wenn die Arbeiter trotz geschlossener Grenzen nach einem Regierungsbeschluss einreisen dürfen, ist unklar, wie viele Arbeiter in der Coronakrise tatsächlich kommen werden. Schließlich sollen für sie strenge Auflagen gelten. So dürfen sie nur per Flugzeug einreisen und müssen sich am Düsseldorfer Flughafen zunächst einer Untersuchung unterziehen. Anschließend dürfen die Arbeiter für 14 Tage den Betrieb nicht verlassen.

Knapp 10.000 Arbeitskräfte fehlen im Rheinland für die kommenden beiden Monate noch. Der RLV hilft auch beim Anwerben inländischer Arbeitnehmer, die aufgrund der Krise ihrer Tätigkeit nicht nachgehen können. Bernhard Conzen schildert seine Eindrücke: „Das Angebot wird unterschiedlich aufgenommen. Einige sind nicht bereit, die Feldarbeit für den angebotenen Lohn zu verrichten. Andere wiederum reagieren reflektiert und haben eine hohe Motivation, die Landwirte zu unterstützen.“ Die Landwirte könnten allerdings keine Arbeiter gebrauchen, die sich in ihrem eigentlichen Job in Kurzarbeit befinden. „Wir brauchen Leute, die in Vollzeit arbeiten können“, sagt Conzen.

Maßnahmen, die den Gesundheitsschutz und Hygienestandards sicherstellen, sind auch in diesem Bereich äußert wichtig. „Jeder muss größtmögliche Vorsicht und Respekt walten lassen, beispielsweise gegenüber Mitarbeitern. Der notwendige Abstand muss eingehalten werden, um Infektionsketten zu vermeiden. Dafür müssen wir Sorge tragen“, sagt Conzen.

„Bislang kenne ich nur wenige Landwirte im Kreis, die positiv auf Corona getestet wurden“, erklärt Conzen. Für den Fall, dass ein Betrieb betroffen ist, wünscht er sich schnelle Lösungen. „Die Landwirte haben zum einen gegenüber ihren Tieren eine Fürsorgepflicht. Zum anderen kann die Bestellarbeit auf dem Feld auch ohne Kontakt zu anderen Personen durchgeführt werden“.

Conzen hofft, dass sich das Bewusstsein der Bevölkerung für die regionale Landwirtschaft verändert: „Die Krise regt hoffentlich zum Nachdenken und Umdenken an und liefert die Erkenntnis, dass es uns etwas wert sein muss, unsere regionale Landwirtschaft autark zu halten. Unsere tradierte, gute Landwirtschaft bietet uns dieses Potenzial. Der Wert von Lebensmitteln, die unter bestimmten Standards produziert wurden, aber eben auch zu einem gewissen Preis, muss anerkannt werden“.

Conzen sieht das Problem vor allem in den internationalen Abhängigkeiten in Produktionsketten. „Das betrifft nicht nur den Bereich der Lebensmittelproduktion. Momentan sehen wir, was passiert, wenn ein Glied in einer langen Kette von Abhängigkeiten aus der Balance gerät“.

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