Gewerkschaft äußert sich zur Lage in der Region NGG kritisiert hohe Zahl befristeter Jobs im Kreis
Kreis Heinsberg · Ein Großteil der Neueinstellungen im Kreis Heinsberg hat ein Verfallsdatum: 2193 von 4985 neu abgeschlossenen Arbeitsverträgen waren im zweiten Quartal des Jahres 2021 befristet. Das entspricht einer Quote von 44 Prozent, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mitteilt.
Die NGG-Region Aachen beruft sich hierbei auf eine aktuelle Auswertung der Hans-Böckler-Stiftung. „Befristete Stellen sind in der Lebensmittelbranche und im Gastgewerbe verbreitet. Und das, obwohl Bäckereien, Metzgereien, Hotels und Restaurants Personal suchen. Das gewinnt man nicht, indem man wacklige Jobs bietet“, betont NGG-Geschäftsführerin Diana Hafke.
Nach Beobachtung der NGG werden Befristungen zur „Karrierefalle“ – gerade für Berufsstarter. „Die Betroffenen haben Schwierigkeiten, eine Wohnung zu finden oder einen Kredit zu bekommen. Manchmal muss wegen unklarer Job-Aussichten der eigene Kinderwunsch hinten angestellt werden“, so Hafke. Jeder Vertrag habe eine Probezeit. Diese reiche in der Regel, um sich ein Bild vom Beschäftigten zu machen. „Befristungen sorgen dafür, dass bewährte Fachleute zu anderen Firmen wechseln“, so Hafke. Befristungen brächten für die Betroffenen mehrere Nachteile, meint Hafke. Sie verweist auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken. Danach arbeitet ein Drittel aller befristet Beschäftigten in NRW zu Niedriglöhnen (31,8 Prozent) – unter allen Arbeitnehmern liegt die Quote bei 21,2 Prozent. Für 60 Prozent aller Befristungen gibt es laut Bundesregierung in NRW keinen „Sachgrund“ wie Elternzeitvertretung oder Probezeit.
Junge Beschäftigte sind weit überdurchschnittlich oft auf Zeit angestellt: In der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen liegt der Befristungsanteil an Rhein und Ruhr bei 31,4 Prozent – Auszubildende nicht mitgerechnet. Unter den 25- bis 34-Jährigen hat jeder Sechste eine befristete Stelle (16,4 Prozent). Zum Vergleich: Im Schnitt liegt die Befristungsquote landesweit bei 9,8 Prozent.